Essen. Zum ersten Mal ist am Sonntag (8. 8.) in Essen in einer Moschee geimpft worden. Was Geimpfte sagen, wie das Fazit der Verantwortlichen ausfällt.
Viele Menschen sind am Sonntag in der Fatih-Moschee in Essen-Katernberg das erste Mal gegen Corona geimpft worden. Nicht nur Muslime holten sich einen Piks, jeder der wollte konnte zwischen 12 und 16 Uhr vorbeikommen.
Eine halbe Stunde nach Impfstart verkündet Jörg Spors, Impfzentrumsleiter von der Feuerwehr Essen, zufrieden: „Jede Minute ein Impfling.“ Nach einer ganzen Stunde sind es 50. Die Quote kann nicht gehalten werden, am Ende der Impfaktion um 16 Uhr sind es 135. „Im Moment werden die Impfquoten dezentral gemacht“, so Spors, der sagt: „Wir sind sehr zufrieden.“
Impfarzt: „Gut, dass man miteinander redet“
Trotzdem ist auch an diesem Sonntag Skepsis zu spüren. Impfarzt Ismail Güclü sagt mit Blick auf einige Gespräche: „Es gibt schon einige Fragen heute, auch kritische. Aber es ist gut, dass man miteinander redet. Wo sonst kann man so sprechen, das geht nur vis-à-vis. Manche Menschen werden jetzt erst wach.“ Diejenigen, die am Sonntag zur Fatih-Moschee gekommen sind, haben neben persönlichen Gesprächen auch über Flyer, Plakate oder Integrationshelfer wie Izabela Zalewska von der Aktion erfahren.
Zalewska sagt: „Wir sind vor Ort und sprechen mit den Leuten – die reagieren unterschiedlich.“ Deswegen ist es so wichtig, dass auch in der Gemeinde selbst über das Thema Impfen gesprochen wird.
Deutlich mehr Erst- als Zweitimpfungen
Was vor Ort auffällt: Unter den Impfungen gibt es nur sehr wenige Zweitimpfungen, man erreicht also vorrangig noch gänzlich Ungepikste. Genau das sei auch das Ziel. „Wir schaffen ein neues Impfangebot“, so Spors am Mittag, „und erreichen alle Nationalitäten. Das setzt ein Zeichen.“ Er erzählt am Rande von einer deutlich weniger gut besuchten Impfaktion: Einen Tag zuvor hätten sich beim RWE-Spiel im Stadion Essen 47 Menschen impfen lassen. Zufrieden zeigt er sich hingegen mit einer Aktion auf dem Flohmarkt (Universitätsparkplatz), wo am Samstag 299 Menschen geimpft wurden.
Gründe für Impfungen: Es ist einfach praktischer, geimpft zu sein
Die Gründe, warum sich die Menschen am Sonntag an der Fatih-Moschee von drei Ärzten impfen lassen, sind oft praktischer Natur. So sagt Kaya Adnan kurz nach seinem Piks: „Ich habe mit meiner Mutter gesprochen, Sonntag wird hier geimpft, also bin ich gekommen. Wenn du in den Urlaub willst, hast du keine Probleme.“
Der Zeitpunkt sei auch aus diesem Grund gut gewählt, sagt Sadettin Kuloglu aus dem Beraterkreis der Gemeinde. Viele würden jetzt in den Urlaub fahren oder zurückkommen. Er selbst habe sich vor zwei Monaten bei seinem Hausarzt impfen lassen. „Es gibt keine Tablette gegen Corona“, sagt der Spediteur und ergänzt: „Ärzte haben Medizin studiert und empfehlen die Impfung. Wer bin ich, um zu sagen: Das bringt nichts? Auch heute habe ich noch keinen gesehen, dem Computerchips gespritzt wurden“, sagt er, lacht und schiebt mit Blick auf den von einem deutschen Paar mit türkischen Wurzeln entwickelten Biontech-Impfstoff hinterher: „Da kann man mal sehen, was passiert, wenn Türken und Deutsche zusammenarbeiten.“
Vorbeter will noch mehr Werbung machen
Einem, dem sehr viel daran liegt, dass sich die Menschen impfen lassen, ist der Vorbeter der Gemeinde, Fuat Ayik. Bei den vergangenen Freitagsgebeten habe er immer auf die Impfaktion hingewiesen: „Wir müssen aber noch mehr Werbung machen. Gestern Abend habe ich mit ein paar Jugendlichen gesprochen und diese von einer Impfung überzeugt – viele sind aber noch nicht überzeugt, vor allem Jüngere.“
Das sieht auch Özcan Akbasil so, ehemaliger und langjähriger Vorsitzender der Gemeinde und nun Teil des Beraterkreises. Auf die Impfaktion am Sonntag habe er unter anderem in einer großen Whatsapp-Gruppe hingewiesen. „Da erreicht man 300 bis 400 Familien auf einmal“, sagt er.
Mindestens einmal wird es noch eine Impfaktion an der Fatih-Moschee geben, in genau vier Wochen, wenn die Zweitimpfung fällig ist. Ob dann auch weitere Erstimpfungen stattfinden, steht noch nicht fest. Nachfragen gab es dafür am Sonntag etliche.