Essen. Test-Ergebnisse fehlen, Kinder bleiben zu Hause, immer mehr Lehrer positiv: An Essens Grundschulen spitzt sich die Lage zu. Das sind die Folgen.
An den Essener Grundschulen hält vielerorts das Chaos an; ein regulärer Betrieb ist an einigen Schulen kaum noch aufrechtzuerhalten. Das liegt einerseits an fehlenden Test-Ergebnissen. Andererseits ergreift die grundsätzlich stark steigende Zahl von registrierten Corona-Infektionen zunehmend Lehrerinnen und Lehrer.
An einer Grundschule im Südostviertel sind derzeit sieben von zwölf Lehrerinnen und Lehrern wegen Corona verhindert. „Wir haben die Eltern gebeten, ihre Kinder, wenn möglich, zu Hause zu lassen“, sagt die Schulleiterin. Etwa die Hälfte der Mütter und Väter konnte diesem Wunsch nachkommen. An der Peter-Ustinov-Grundschule in Katernberg ist für den Rest dieser Woche Kurzunterricht angekündigt worden – nur noch drei Stunden täglich. Auch dort fehlt etwa die Hälfte des Kollegiums wegen Corona. So steht es auf der Internet-Seite der Schule.
Essener Schulleiterin klagt: „Eine absolute Katastrophe“
Grundschulen sind bei Lehrer-Ausfällen stets wesentlich stärker betroffen, weil die Kollegien in der Regel viel kleiner sind als jene von weiterführenden Schulen. „Alle müssen mithelfen, die Erzieher des ganztags kommen früher als gewohnt, und ohne die Eltern, die ihre Kinder wieder zu Hause betreuen, würde es gar nicht mehr gehen“, sagt die Schulleiterin im Südostviertel.
Auch die weiter unzuverlässig eintreffenden Test-Ergebnisse stellen viele Grundschulen vor massive Probleme: „Es ist eine absolute Katastrophe, wir drehen am Rad, und die Eltern sind extrem verunsichert“, sagt eine Grundschulleiterin aus dem Essener Norden.
Denn das Land hatte das Testverfahren in Grundschulen seit 10. Januar verändert: Jedes Kind absolviert zweimal wöchentlich den PCR-Lolli-Test. Neu ist: Es werden jedes Mal direkt zwei Proben genommen. Die erste Probe wandert als Klassensatz ins Labor, wird nur als „Pool“ analysiert. Taucht ein positiver Fall im Klassensatz auf, kommt Probe 2 zum Einsatz: Dann ermittelt das Labor, welches Kind konkret betroffen ist. Vorher wurde der zweite Test erst nach einem positiven Pool-Ergebnis am nächsten Tag unter Aufsicht der Eltern zu Hause absolviert.
Der Start der neuen Methode verlief in der vergangenen Woche ausgesprochen holprig; landesweit fehlten vielerorts Resultate, die NRW-Regierung sprach von einer IT-Panne.
Test-Ergebnisse bleiben weiter aus, Eltern ratlos, Lehrer im Stress
„In der vergangenen Woche habe ich alle Eltern gebeten, die Kinder zu Hause zu lassen, nur die Notbetreuung war geöffnet“, berichtet die Schulleiterin aus dem Essener Norden. So wie sie haben mehrere Schulleiter und -leiterinnen gehandelt. „Es funktioniert überhaupt nicht so wie versprochen, es ist wesentlich schlimmer als vor den Weihnachtsferien“, sagt Schulleiter Felix Busch aus Altenessen.
Mittlerweile behelfen sich die Schulen, die auf Ergebnisse warten müssen, mit den unsicheren Schnelltests. Sie gelten als weniger zuverlässig und dürften mit dazu beitragen, dass die Zahl der Infektionen unter Schulkindern weiter massiv steigt: Seit Beginn der Schulzeit nach den Ferien hat sich die Zahl der als infiziert gemeldeten Kinder zwischen fünf und neun Jahren nahezu vervierfacht. Derzeit sind 445 Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe als infiziert gemeldet.
Ein Düsseldorfer Labor, das für einen Teil der Tests in Essener Grundschulen zuständig ist, hat die Schulen mittlerweile darüber offiziell informiert, dass wegen der sprunghaft gestiegenen Zahl von Positiv-Tests die Ergebnisse nicht immer, wie angekündigt, bis spätestens zum nächsten Morgen, 6 Uhr, vorliegen können. Die sprunghaft gestiegene Zahl positiver Pool-Tests übersteige vielfach die Kapazitäten, heißt es.
Die Folge: Dort, wo Kinder zu Hause bleiben, setzt wieder Distanzunterricht ein – mit Lernpaketen und sogar Video-Unterricht. „Also genau das, was niemand will“, seufzt eine Schulleiterin. „Doch wir wissen uns nicht anders zu helfen.“