Essen. Sturmböe hat Kunstschatz auf dem Dach des Essener Bischofshauses wohl „amputiert“. Möglicher Finder wird gebeten, das Bronzestück zurückzubringen

Die Essener Domschatzkammer hat eine ungewöhnliche Suchaktion gestartet: Vermisst wird schon seit einigen Tagen der Arm des goldglänzenden Engels, der sonst auf dem Portal des Essener Bischofshauses thront. Geschaffen hat ihn der Künstler Ewald Mataré. Seit über 66 Jahren ist das Kunstwerk für alle gut sichtbar. Doch nun ist der Engel amputiert.

Eine Sturmböe habe die Figur wohl vor einigen Tagen beschädigt, vermutet Dombaumeister Ralf Meyers. Seither ist das bronzene Gliedmaß verschwunden. Und die Leiterin der Essener Domschatzkammer, Andrea Wegener, fragt: „Wer hat den goldenen Arm des Mataré-Engels gesehen?“

Bereits Ende März, am Samstag vor Palmsonntag, sei Bischof Franz-Josef Overbeck der Verlust hoch auf dem Dach seines Hauses aufgefallen, so Wegener. „In den Tagen danach haben wir die Umgebung des Bischofshauses intensiv abgesucht.“ Zudem habe Dombaumeister Ralf Meyers das Dach und die Regenrinnen des Bischofshauses von einem Hubsteiger aus inspiziert. Nun stehe fest: Der Arm ist weg.

Unschätzbarer emotionaler und künstlerischer Wert

Dringend bittet die Schatzkammer-Leiterin Menschen, die das rund 30 Zentimeter lange Objekt aus hohler Bronze und etwas Blattgold irgendwo in der Essener Innenstadt gefunden haben oder anderswo entdecken, es zum Bischofshaus oder zur Domschatzkammer zurück zu bringen. „Der Materialwert dürfte zu vernachlässigen sein. Vielmehr hat der Engel – und gerade der ausgestreckte Arm – für unser Bistum und für die Stadt Essen einen unschätzbaren emotionalen und künstlerischen Wert“, sagt die Kunsthistorikerin.

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Ziert der Mataré-Engel heute das Portal des Bischofshauses des 1958 gegründeten Bistums Essen, hatten seine Auftraggeber bei seiner Installation Mitte der 1950er Jahre zunächst eine andere Bedeutung im Sinn. „Eigentlich war das heutige Bischofshaus nach dem Krieg als gemeinsames Pfarrhaus und Haus für die Schatzkammer geplant worden“, erläutert Wegener. Mit seinem erhobenen Zeigefinger verweise der goldene Engel daher wohl „auf das Kostbare, das im Haus verwahrt wird, und ermahnt uns, gut darauf aufzupassen“, nennt die Schatzkammer-Leiterin eine Interpretation der Figur.

Taucht der Arm wieder auf, ist die Kunstexpertin zuversichtlich, dass man ihn mit fachkundiger Unterstützung von Metallgestaltern wieder an Matarés Figur anbringen kann. Sollte das Original verschwunden bleiben, könnte der neue Arm zur Not nach dem Vorbild eines zweiten Mataré-Engels angefertigt werden, der im Museum Kurhaus in Kleve steht. Doch noch hofft Wegener auf einen Finder, der das Original zurückbringt. Sie betont: „Wir werden den Mataré-Engel auf jeden Fall reparieren. Aber am schönsten wäre es, wenn der verschwundene Arm des Engels wieder auftaucht.“