Essen. Begeisternde Nachwuchsförderung: Starviolinistin Anne-Sophie Mutter sorgt in Essen mit ihren Stipendiaten und einem echten Klassikhit für Furore.
Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung zu sein ist für jeden angehenden Profi ein Sprungbrett für die zukünftige Karriere. Ein ganzes Ensemble aus ihnen hat die Namensgeberin vor zehn Jahren gegründet: „Mutters Virtuosi“, das sind begeisterungsfähige junge Musiker, die zusammen mit ihrer berühmten Mentorin auf dem Podium ein wahres Feuer an technischem Können und Erlebnisdrang entfachen. So war der Alfried-Krupp-Saal in Essen jetzt so gut wie derzeit möglich ausverkauft.
Für das begeisterte Publikum waren natürlich „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi das ersehnte Highlight des Abends. Und Anne-Sophie Mutter ließ es sich auch nach unzähligen Aufführungen nicht nehmen, den Solopart mit der nach wie vor bestaunenswerten Schönheit und Brillanz ihres Tons zu veredeln, gemeinsam mit ihren Schützlingen atmosphärisch dichte Stimmungsgemälde zu zeichnen und dem bekannten Werk noch neue Akzente abzuringen.
Auf Augenhöhe mit dem Weltstar Anne-Sophie Mutter musizieren
Musizieren auf Augenhöhe mit dem Weltstar war der spürbare Ehrgeiz der Stipendiaten, die Anne-Sophie Mutter als Primgeigerin in dezenter Regie führte und sich dennoch klanglich integrierte – in Vivaldis Konzert für vier Violinen op.3, 10 zu frischem, dynamisch gestaffeltem Spiel, in Mozarts Streichquintett KV 614 voller Charme und Dialogfähigkeit. Sie brennen für die Musik.
Die Überraschung: „Gran Cadenza“ für zwei Violinen von Unsuk Chin, 2018 im atonalen Stil geschrieben und gespickt mit allen geigerischen Schwierigkeiten. Ye-Eun Choi war die Stipendiatin, die neben ihrer Meisterin bravourös alle Register zog vom kämpferischen Angriff bis zum duettierenden, unwirklich gläsernen Flageolett. Ebenbürtig!