Essen. Anne-Sophie Mutter gastierte zum zwölften Mal beim Klavier-Festival Ruhr - dieses Mal mit der lettischen Pianistin Lauma Skride. Eine Kritik.

Seit 30 Jahren sind Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis künstlerisch eng verbunden und sollten eigentlich im Juni gemeinsam in der Philharmonie auf dem Podium stehen. Für das Nachholkonzert konnte der amerikanische Pianist jetzt aber coronabedingt nicht anreisen. Doch fand die Stargeigerin – nunmehr zum zwölften Mal Gast beim Klavier-Festival Ruhr – in der lettischen Pianistin Lauma Skride eine musikalische Partnerin, die sich trotz kurzfristiger Übernahme keineswegs als Ersatzlösung erwies.

Die Wiener Klassiker: Was kann man sich Schöneres von Anne-Sophie Mutter wünschen? Zumal sie die musikalische Seelenverwandtschaft zum Greifen nahebringt. Beethovens „Frühlingssonate“ hätte auch aus Mozarts Feder stammen können, dessen Sonate KV 304 ebenso vom frühen Beethoven. Sie trafen sich im heiteren Grundton, in Anmut und Esprit. Und genau das wussten die beiden Musikerinnen mit bemerkenswertem Ensemblegeist und klanglicher Balance herauszuarbeiten.

Geigerin und Pianistin ergänzen sich zu einem gradlinigen Zusammenspiel

Lauma Skride gestaltete den Klavierpart mit sensibler Anschlagskultur und einem dezidiert warmgetönten Klangteppich, vor dem sich die feinen melodischen Fäden der Geigerin mit bekannt schlanker, funkelnder Noblesse und Virtuosität abhoben. Das ergänzte sich zu einem attitüdenfrei-gradlinigen Zusammenspiel mit maßvoll abbremsenden Akzenten, ohne Sentimentalität in den langsamen, durch Piano-Delikatesse entrückten Sätzen.

Für die deutlich schwergewichtigere „Kreutzer-Sonate“ traf sich das Duo im drängenden dramatischen Impetus und furiosem Musikantentum, dazwischen ein Variationensatz, den Anne-Sophie Mutter mit ihrer sublimen Gestaltungskunst zum Höhepunkt des Abends machte.

Jubelnder Beifall, Standing Ovations und zwei Zugaben im „ausverkauften“ großen Saal.