Essen. Die Firma Arsatec will ein Wohngebäude mit 36 Etagen bauen, zwei Flächen sind in der engeren Wahl. Was geplant ist und wie es aussehen soll.
An der Huyssenallee am Stadtgarten entsteht zurzeit ein 80 Meter hohes Wohngebäude, nun soll es am Rand der Innenstadt noch deutlich höher hinaus gehen: Das Essener Bauunternehmen Arsatec plant einen Wohnturm, der mit 135 Metern nach dem RWE-Hochhaus das zweithöchste Gebäude in Essen wäre. Teile der Ratspolitik und die Stadtverwaltung stehen dem Projekt dem Vernehmen nach aufgeschlossen gegenüber.
Zwei Grundstücke hat Arsatec-Geschäftsführer Joachim Sälzer für das Projekt namens "High Square Essen" ins Auge gefasst: Eines an der Frohnhauser Straße direkt hinter dem bestehenden "City Tower"-Hochhaus, einen Steinwurf entfernt vom Einkaufszentrum Limbecker Platz. Dort befindet sich im Schnittpunkt mit der Jägerstraße eine unbebaute Brachfläche im Eigentum der Stadt, auf der noch die längst nicht mehr benutzten Schienen einer alten Straßenbahnschleife liegen.
Zweites Grundstück liegt westlich vom Hauptbahnhof, ist aber zunächst zweite Wahl
135 Meter hohes Wohnhaus in Essen geplant
Das zweite Grundstück, das infrage käme, liegt westlich vom Hauptbahnhof an der Hachestraße in Höhe Hoffnungsstraße und ist bereits im Eigentum von Arsatec. Diese Gegend ist derzeit noch geprägt von überwiegend kleinen und betagten Gewerbegebäuden, gilt aber mittel- bis langfristig durchaus als interessantes Entwicklungsgebiet.
"Vorziehen würden wir zunächst den Standort am Limbecker Platz", sagt Sälzer. Denn dort sei die Wirkung eines solches Hochhauses noch eindrucksvoller. Für Arsatec ist aber wohl auch wichtig, dass die städtebauliche Entwicklung hier im Zuge der "Weststadt"-Projekte der letzten Jahrzehnte bereits deutlich weiter fortgeschritten ist als an der eher unansehnlichen westlichen Hachestraße.
Sehr schlanker Wohnturm mit nur 25 mal 25 Metern Kantenlänge
Wie das Wohnhochhaus aussehen könnte, haben die Architekten der Arsatec bereits in einer ersten Ideen-Skizze visualisieren lassen: Auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück entstünde der sehr schlanke Wohnturm mit einer Kantenlänge von nur 25 mal 25 Metern. Die ersten vier oder fünf der 36 Etagen sollen dem Parken vorbehalten sein, da die Investoren nicht tief in die Erde bauen wollen. Das sei erstens nicht nötig und spare zweitens Kosten, so Sälzer.
Ab Etage sechs soll dann die Wohnnutzung beginnen. Pro Stockwerk sind vier Wohnungen mit jeweils 80 bis 110 Quadratmetern geplant, auf den oberen und für gewöhnlich teuersten Etagen soll es Wohnungen mit einer Größe von bis zu 230 Quadratmetern geben. Insgesamt plant Arsatec rund 100 Wohnungen auf einer Gesamtwohnfläche von 10.200 Quadratmetern. Angestrebt wird eine Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen, wie es auch der Investor Peter Jänsch an der Huyssenallee plant.
Offene Terrassen mit Gemeinschafts- und Privatgärten
In der 14., 20. sowie 29. und 30. Etage soll es Unterbrechungen geben, hier sind offene Terrassen mit Gemeinschafts-und Privatgärten geplant. Auch mit Fassadenbegrünungen an den Parkplatz-Etagen will Arsatec dem grünen Zeitgeist Tribut zollen. Geschäftsführer Jochen Sälzer sieht sich aber auch sonst ökologisch auf der sicheren Seite: "Wohnprojekte auf der grünen Wiese werden sehr skeptisch gesehen, dieses Hochhaus ist unsere Antwort auf den Flächenfraß." Intensive Ausnutzung von Flächen im Innern der Stadt sei die beste Möglichkeit, wertvolle Grünflächen im Außenbereich freizuhalten.
Nun werden allerdings auch Hochhäuser von vielen Menschen "skeptisch gesehen". Wie realistisch sind daher solche Pläne für ein Gebäude mit 36 Stockwerken, das an beiden Standorten die bisherigen Dimensionen um einiges sprengen würde?
Die Stadtverwaltung hat die Projektentwickler früh ermutigt
Die Stadtverwaltung, so ist aus guter Quelle zu hören, hat die Projektentwickler bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt ermutigt, ihre Pläne zu forcieren. Oberbürgermeister Thomas Kufen gilt als Freund der Essener Skyline, sieht hierin nicht nur ein Essener Alleinstellungsmerkmal, sondern glaubt auch, die Stadt damit weiter voranzubringen. So sieht es auch Sälzer: "Architektonische Highlights in Form von sogenannten Leuchtturmprojekten prägen heute mehr und mehr das Stadtbild moderner Metropolen."
Baurechtlich dürfte das Projekt vermutlich durchzusetzen sein, sofern die Ratspolitiker mehrheitlich dahinterstehen. Nicht nur die Hochhaus-Gruppe an der Kruppstraße, auch einzeln stehende Hochhäuser am Rand der Innenstadt - etwa das Iduna-Haus - belegen: Essen hat schon in den 1950er Jahren diesen Weg beschritten, der nun einfach auf zweitgemäße Weise fortgesetzt würde.
Vorbild ist auch ein jüngst fertiggestellter Wohnturm in Frankfurt/Main
Arsatec-Gründer Sven van Gelder blickt auch nach Frankfurt am Main, wo im Jahr 2020 mit dem „Grand Tower“ das derzeit höchste Wohngebäude Deutschlands fertiggestellt wurde. „Essen drängt sich für vergleichbare Projekte im Wohnungsbau geradezu auf." Urbanes Wohnen sei hier ebenfalls gefragt. Der Projektentwickler stützt sich dabei auf seine Erfahrungen mit den von Arsatec realisierten Bauvorhaben „Park View“ im Univiertel und dem „BelleVie“ an der Hachestraße.
Mit dem "High Square Essen" plane man nichts Geringeres als das größte Wohnhochhaus in NRW, was der Stadt auch imagemäßig gut zu Gesicht stehen würde. Sven van Gelder spricht von einem "Meilenstein für Essen mit Signalwirkung für das gesamte Revier".
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Die Firma Arsatec wurde vor 25 Jahren von dem Architekten Sven van Gelder gegründet, der bis heute Alleingesellschafter ist. Arsatec versteht sich als Projektentwickler, Bauträger und Architekturbüro, zahlreiche Einfamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit Eigentums- und Mietwohnungen sind im Laufe der Jahre entstanden. Mit dem geplanten Wohnhochhaus will das Unternehmen in eine neue Dimension vorstoßen.