Durchstich vom Bahnhof Essen-Kettwig zur Ruhr kommt 2024
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Essen-Kettwig. Vom S-Bahnhof Essen-Kettwig direkt zur Ruhr spazieren, das soll 2024 möglich sein. Gleichzeitig könnten entlang der Gleise Wohnbauten entstehen.
Vom Kettwiger S-Bahnhof direkt zur Ruhr hinunter und dort auf dem Leinpfad flanieren oder radeln können – ein langgehegter Wunsch nicht nur der Kettwiger Bevölkerung. Viele auswärtige Besucher finden es umständlich, sich von den Gleisen entweder an der Ruhrtalstraße entlang zum Kattenturm oder in der anderen Richtung zum Ortskern bemühen zu müssen, um endlich Wasser zu sichten. Frohe Kunde kommt jetzt aus dem Verkehrsausschuss: 2024 soll der Durchstich begonnen werden. Bis dahin dürfte dann wohl auch klar sein, welche Art von Wohnbebauung auf dem ehemaligen Bahngelände entstehen wird.
Denn die Deutsche Bahn AG hat nicht nur die für eine barrierefreie Rampe nötige Grundstücksfläche Ende 2020 an die Stadt Essen verkauft. Das rund 18.500 Quadratmeter umfassende Gelände entlang der Kettwiger Bahngleise, auf dem sich derzeit Kleingartenparzellen befinden, wurde von der Bahn auf einem Immobilienportal beworben.
Im Regionalen Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen
„Die Verkaufsfläche liegt direkt gegenüber dem Bahnhof Kettwig und wird östlich als auch südlich von der Ruhr und nordwestlich durch Bahngleise abgegrenzt. Südwestlich angrenzend an die Verkaufsfläche ist eine Teilfläche an die Stadt Essen veräußert worden, die hier einen neuen Tunneldurchstich durch den Bahnhof Kettwig zur besseren Erreichbarkeit des Ruhrufers und hiermit auch der Verkaufsfläche schafft“, heißt es in der Offerte. Mit dem Kettwiger Ruhrbogen befinde sich „eine neu entstandene Wohnsiedlung mit exklusiven Häusern und Wohnungen in direkter Lage am Ruhrufer“, ist dort weiter zu lesen.
Die Fläche der Deutschen Bahn ist im Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP) als Grünfläche ausgewiesen. Wer dort bauen will, muss sein Vorhaben erst einmal mit dem Planungsamt der Stadt Essen klären. Bislang sei diesbezüglich noch keine Anfrage dort eingegangen, hat diese Redaktion erfahren.
Deutsche Bahn führt Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten
„Die Liegenschaft ist bis Ende April öffentlich gegen Gebot ausgeschrieben worden. Aktuell befinden wir uns im Auswahlprozess und führen Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten“, erklärt ein Bahnsprecher auf Nachfrage der Redaktion. Und erläutert weiter: „Die Fläche ist nicht mehr betriebsnotwendig für die Deutsche Bahn AG und ihre Tochtergesellschaften.“ Solche Flächen würden nach Prüfung und Abstimmung mit dem Konzerneigentümer für den Verkauf durch DB Immobilien freigegeben.
Gastronom für Kulturstätte Alter Bahnhof Kettwig gesucht Was die Kleingärtnern angehe, so seien die Flächen durch einen Generalpachtvertrag an die Bahn-Landwirtschaft e.V. verpachtet. „Bei Verkauf der Fläche tritt der neue Eigentümer anstelle der DB AG in den Generalpachtvertrag ein und wird Vertragspartner der Bahn-Landwirtschaft e.V.“, berichtet der Bahnsprecher.
Barrierefrei gestaltete Rampe soll über Kleingärten führen
Während also der Auswahlprozess bei der Deutschen Bahn einen Käufer betreffend noch läuft, sind die Pläne für den Durchstich schon konkreter. So soll die bestehende Unterführung der Bahn zu den Gleisen des Kettwiger Bahnhofes in Richtung Süd-Osten erweitert werden. „Beim barrierefreien Ausbau des Bahnhofs vor einigen Jahren ist daran gedacht worden, die entsprechende Mauer für den Durchstich gibt es bereits“, sagt Wolfgang Lettow, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bahnhof Kettwig, die das Bürgerzentrum Alter Bahnhof betreibt.
Daran anschließen soll eine barrierefrei gestaltete Rampe, die über die bestehenden Kleingärten führen soll. Höhentechnisch schließt diese dann an die Straße Am Kattenturm an. Von dort soll eine weitere Rampe zum nahe gelegenen Flussufer und an den Leinpfad führen.
Planbeschluss soll noch 2021 eingeholt werden
Wie die Mitglieder des Verkehrsausschusses erfuhren, konnte aufgrund von Personalengpässen im Amt für Straßen und Verkehr die Maßnahme nicht weiter bearbeitet werden. Daher sei den Kleingärtnern noch nicht gekündigt worden. Aktuell werde der beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zu stellende Förderantrag und der Planbeschluss vorbereitet. Der Planbeschluss soll noch in diesem Jahr eingeholt werden. Einen Entwurf einer Bau- und Finanzierungsvereinbarung seitens der Deutschen Bahn liege noch nicht vor. Alles in allem sei mit einer Umsetzung der Maßnahme frühestens im Jahr 2024 zu rechnen.
„Immerhin ein kleiner Fortschritt“, sagt Wolfgang Lettow, „über den Durchstich reden wir in Kettwig schon seit mehr als zehn Jahren.“ Es sei den vielen Touristen im Stadtteil auch kaum erklärbar, warum sie diese Umwege gehen müssten.
Projekt wurde fraktionsübergreifend vorangetrieben
Essen-Kettwig von oben
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Susanne Gilbert, Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung IX: „Direkt vom S-Bahnhof zu Fuß in ein paar Minuten zur Ruhr zu spazieren, ist für unser Naherholungsgebiet eine tolle Sache. Ich freue mich sehr, dass dieses in den letzten Jahren fraktionsübergreifend vorangetriebene Projekt nun etwas mehr Formen annimmt. Mal wieder ein Beweis dafür, dass Dinge dann gut funktionieren, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.“
Der Kettwiger Ratsherr Daniel Behmenburg begrüßte im Verkehrsausschuss das Projekt, mahnte aber auch Tempo an. Er erinnerte zudem daran, dass die Weiße Flotte in der Vergangenheit mal in Aussicht gestellt habe, im Falle des Durchstiches vom Bahnhof zur Ruhr einen neuen Anleger einzurichten. „Das wäre ein toller Anziehungspunkt am Bahnhof.“
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