Essen-Rüttenscheid. Nach 33 Jahren schließt das Café Mondrian in Rüttenscheid. Weil die Corona-Hilfen zu spät kamen, konnte der Betreiber die Miete nicht bezahlen.
Rüttenscheid verliert eine Institution: Seit 1988 bestand das Café Mondrian, nun schließt es seine Türen zum Jahresende. Nach über 30 Jahren, für immer. Betreiber Dirk Volkmer hätte gern noch weitergemacht – doch bereits im Mai bekam er die fristlose Kündigung. Weil er die Corona-Hilfen des Bundes nicht rechtzeitig erhalten hatte, konnte er seine Miete nicht mehr bezahlen.
Für Volkmer ist das Ende bitter. „Ich habe angefangen, im Mondrian zu kellnern, als ich mein Abitur auf dem Ruhrkolleg nachgeholt habe“, erzählt er. Vor 16 Jahren übernahm er das Café dann. Über die Jahre habe er unzählige unvergessliche Momente erlebt, sagt der 52-Jährige: „Wir hätten ein Buch darüber schreiben sollen, das wäre ein Bestseller geworden.“
Essener Gastronom: „Habe zweimal täglich geschaut, ob das Geld endlich da ist“
Auch die vielen Stammkunden hätten entsetzt auf die Schließung reagiert, berichtet Volkmer. „So traurig“, „so schade“, das habe er in Endlosschleife gehört. „Wir waren einzigartig mit unserem Angebot – Königsberger Klopse, Grünkohl, das gibt es ja kaum noch woanders“, so der Gastronom. Stattdessen sei an der Rüttenscheider Straße mittlerweile viel Systemgastronomie eingezogen. Noch schmerzhafter ist der Abschied, weil es bis zuletzt gut lief im Mondrian. Von Zögern angesichts der Corona-Entwicklung habe man nichts gemerkt: „Viele unserer Gäste sind schon dreimal geimpft, da gab es kein Problem.“
Aufgeben musste Volkmer trotzdem. „Ich hatte eine Frist bis zum 16. Mai, um die Mieten nachzuzahlen, die ich wegen des Lockdowns nicht aufbringen konnte“, erzählt er. In dieser Zeit habe er sich einfach hilflos gefühlt: „Es gab ja gar keinen Ansprechpartner. Man kann nur abwarten. Ich habe zweimal täglich aufs Konto geschaut, ob das Geld endlich da ist.“ Irgendwann sei das Geld dann gekommen – doch da war es schon zu spät. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon die Kündigung auf dem Tisch.
Angestellte des Rüttenscheider Cafés fanden neue Jobs
Auch interessant
Als Deutschland im November 2020 in den Lockdown ging, mussten Restaurants und Cafés für mehrere Monate schließen und erlitten dementsprechend hohe Einbußen. Bereits im Dezember gab es erste Berichte, denen zufolge sich die staatlichen Überbrückungshilfen an die Wirtschaft verzögerten. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) warnte vor drohenden Insolvenzen in der Branche. Später entschuldigte sich der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei der Wirtschaft für die langsame Auszahlung der Corona-Hilfen.
Auch interessant
Einen halb-positiven Aspekt hat die Entwicklung für Volkmer aber doch. Mit Blick auf die Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus befürchtet er, dass es einen erneuten Lockdown geben könnte. Den hätte er vielleicht ohnehin nicht mehr überstehen können, schätzt er. „So wird mir die Entscheidung abgenommen“, sagt er nicht ohne einen Hauch von Wehmut. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten zudem glücklicherweise alle eine Beschäftigung woanders finden können. Auch Volkmer selbst hat eine neue Aufgabe: Er wird künftig in organisatorischer Funktion im Parkhotel nahe der Gruga tätig sein.
Neues Café-Restaurant an der Rüttenscheider Straße
Ein Nachfolger für die Räumlichkeiten an der Rüttenscheider Straße 113 ist ebenfalls bereits gefunden: Der bekannte Essener Gastronom Franco Giannetti will dort sein achtes Lokal eröffnen. „Man hat mir den Standort angeboten und ich habe sofort zugesagt“, betont er. „Das ist die schönste Lage in ganz Rüttenscheid.“ Mitte Januar soll im ehemaligen Mondrian ein Café-Restaurant mit Ganztagskonzept entstehen: Frühstück, Mittagessen und Abendessen.