Essen-Rüttenscheid. . Franco Giannetti kochte erst auf der Rü und machte sich dann selbstständig, etwa mit Lucente und Bistecca. Teil I unserer Serie „Gastronomie-Gesichter“.

Das Smartphone klingelt im Minuten-Takt. Kurz und mit sattem Pott-Einschlag in der Stimme antwortet Franco Giannetti den Anrufern; eine hörenswerte Melange aus Ungeduld und Antriebswillen. Zeit ist bei dem geschäftstüchtigen 49-Jährigen Mangelware, schließlich managt er all seine Restaurants selbst – darunter die Officina in Bredeney, das Vincent & Paul im Museum Folkwang sowie das Lucente, das Luck in a Cup und das Bistecca in Rüttenscheid.

Demnächst werden noch einige hinzukommen: Das „Kohle-Craft-Werk“ zum Beispiel, das Giannetti gerade im ehemaligen Aldegheri an der Rüttenscheider Straße 14 aus dem Boden stampfen lässt. US-Streetfood und Bier im amerikanischen Stil will der 49-Jährige dort ab Ende Juli anbieten. „Mir wird schnell langweilig“, scherzt Giannetti, der sich seit einigen Jahren verstärkt auf neue Konzepte für die Gastronomie konzentriert. 170 Mitarbeiter setzen diese Ideen aktuell für ihn um.

Seit über 20 Jahren an der Rü

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Dass nun immer mehr System-Restaurants wie beispielsweise „Coa“ und „Hans im Glück“ die Rüttenscheider Straße bevölkern, sieht Giannetti eher als gute Ergänzung denn als gefährliche Konkurrenz: „Das schadet der Rü nicht, sondern wird eher noch mehr Publikum anziehen, vor allem junge Leute. Die Straße hat sich insgesamt gut entwickelt in den letzten Jahren.“ Der gelernte Koch weiß wovon er spricht, schließlich rührt er seit mehr als 20 Jahren maßgeblich in den Kochtöpfen längs der Rü mit. Als junger Koch wurde er vom heutigen „La Grappa“-Patron Rino Frattesi als Küchenchef ins noble Restaurant Elysée geholt.

Für Franco Giannetti zunächst ungewohntes Terrain: „Das Publikum war elitär und sehr anspruchsvoll, das kannte ich so vorher nicht. Meine Mutter hat im Restaurant meiner Eltern immer so gekocht, als würde die Familie vorbei kommen“, erinnert sich Giannetti, der als Kind italienischer Einwanderer in Duisburg-Hochfeld aufwuchs – und im elterlichen Betrieb „Bei Giorgio“ schon als kleiner Junge zwischen den Gästen herum wirbelte: „Mir hat es immer gefallen, mit Menschen zu arbeiten“, begründet er seine Entscheidung für die Gastronomie bis heute.

Pizzeria an der Sommerburgstraße in Planung

Nach einem Jahr im Elysée übernimmt er das Restaurant und benennt es in Lucente um. Danach geht es Knall auf Fall, erdenkt Giannetti neue Gastro-Konzepte wie andere ihre Wochen-Menüs: So arbeitet er zunächst am Plan für die „Fabricca Italiana“ mit, verkauft seine Anteile aber vier Jahre später wieder. Läden wie das „Love & Hate“ und das „Rubacuori“ folgen, auch beim Eiscafé „Gioia“ am Rüttenscheider Stern arbeitet Giannetti im Hintergrund mit an der Umsetzung.

Müde hat ihn das alles nicht gemacht, im Gegenteil. Neben dem „Kohle-Craft-Werk“ sind aktuell viele weitere Läden in Planung: darunter ein Ableger der Officina in Buer, eine Pizzeria an der Sommerburgstraße auf der Margarethenhöhe, ein Feinkostgeschäft neben dem Lucente an der Rü und mit „Garage“ auch ein großes US-Restaurant in Mönchengladbach.

Viele Ideen, die ihren Tribut fordern: Der Tag von Giannetti beginnt um 7.30 Uhr und endet frühestens um 23 Uhr, nur sonntags gönnt er sich mit Frau Natascha Pierazzi und den beiden Hunden eine Auszeit – gerne auch bei einem guten Essen, für das es nach Meinung Giannettis vor allem eines braucht: „Viel Liebe. Die Tagliatelle di Trippa und das Fritto Misto meiner Mutter sind unerreicht.“