Essen. Der katholische Kita-Zweckverband stellt einen Mitarbeiter frei. Er soll Kinderpornografie besitzen. Noch gebe es keine Hinweise auf Missbrauch.

Schock für Mitarbeiter und Familien einer Essener Kita: Wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie hat der katholische Kita-Zweckverband eine pädagogische Fachkraft aus der Kindertagesstätte freigestellt. Die Staatsanwaltschaft war durch die Ermittlungen in einem anderen Fall auf den Mann aufmerksam geworden.

Mitarbeiter darf die Essener Kita nicht mehr betreten

Der Kita-Zweckverband teilt mit, man habe am vergangenen Freitag (21. Januar 2022) „Kenntnis darüber erhalten, dass gegen eine pädagogische Fachkraft ermittelt wird“. Daraufhin habe der Kita-Zweckverband den Mann mit sofortiger Wirkung freigestellt und ein Betretungsverbot ausgesprochen. Die Mitteilung der Ermittlungsbehörden sei nicht an die betroffene Kita, sondern an den Zweckverband als Arbeitgeber gegangen.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Die pädagogische Fachkraft steht unter dem Verdacht, kinderpornografische Schriften erworben und besessen zu haben. „Hinweise auf sexuellen Missbrauch liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor“, teilt der Zweckverband mit. Nach Bekanntwerden des Verdachts habe man unverzüglich alle Personen über den Sachverhalt informiert, „die mit der pädagogischen Fachkraft im beruflichen Kontakt standen“. Also nicht nur Kollegen und Kolleginnen, sondern selbstverständlich auch die Eltern, stellt Zweckverband-Sprecherin Wiebke Neumann klar. Seit Freitag (21.1.) habe man zunächst Kita-Leitung und Elternbeirat und dann sämtliche Familien aus der Kita in Kenntnis gesetzt, „damit die es nicht erst aus der Presse erfahren“.

Kita-Zweckverband hat alle Familien der betroffenen Kita informiert

Auch wenn es bislang keinen Verdacht auf sexuellen Missbrauch gebe, dürfte die Aufregung bei den betroffenen Familien groß sein. „Die Reaktionen kann man sich vorstellen“, sagt Wiebke Neumann. Nachdem der Fall öffentlich bekannt wurde, melden sich nun zahlreiche besorgte Eltern beim Kita-Zweckverband, der in Essen über 60 Kitas betreibt. Um welche Einrichtung es sich handelt, sagen weder Staatsanwaltschaft noch Zweckverband. Wiebke Neumann versichert aber, dass alle Eltern der betroffenen Kita informiert seien und es schon weitere Gespräche mit ihnen gegeben habe.

Bei der pädagogischen Fachkraft handelt es sich offenbar nicht um einen erst kürzlich eingestellten Mitarbeiter, aber auch „nicht um einen langjährigen Mitarbeiter“, sagt Neumann. In der Kita sei er nie im Bezug zu Kinderpornografie aufgefallen – dann wäre man längst nach den entsprechenden Richtlinien des Kita-Zweckverbandes vorgegangen.

Der Mann fiel durch Ermittlungen in einem anderen Fall von Kinderpornografie auf

Oberstaatsanwältin Anette Milk bestätigt, dass der Mann im Privatbereich aufgefallen sei. Der Anfangsverdacht auf Besitz von Kinderpornografie sei entstanden, wie er fast immer entstehe: „Aus einem anderen Verfahren heraus, bei dem man die Kontakte zu weiteren Kinderpornografie-Besitzern überprüft.“ Bei einer einzigen Durchsuchung könne man da leicht auf mehrere Hundert Kontakte stoßen. Die Wohnung des Kita-Mitarbeiters sei am Freitag (21.1.) durchsucht worden, bislang gebe es bei ihm keinen Anfangsverdacht auf Verbreitung von Kinderpornografie.

Es könne Wochen oder gar Monate dauern, bis man Genaueres zu den mutmaßlichen Taten des Mannes sagen könne. Zunächst müssten die in seiner Wohnung gefundenen Datenträger ausgewertet werden. Um wie viel Material es sich dabei handle, konnte Anette Milk am Donnerstag (27.1.) noch nicht sagen. Die Polizei habe zwar eine neue Ermittlungskommission, um solche Verdachtsfälle zu bearbeiten, doch je nach Menge des Materials und den Kapazitäten der Ermittler könne die Auswertung langwierig sein. Außerdem bearbeite man zuerst jene Fälle, bei denen der Verdacht besteht, dass sich der Verdächtige „eigenhändig“ des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht habe. Der Schutz möglicher Opfer habe selbstverständlich Vorrang.

Besorgte Eltern können sich an den Verband wenden

Besondere Sensibilität gebe es allerdings auch schon, wenn der Betreffende „Zugriff auf Kinder“ habe wie jetzt im Falle des Kita-Mitarbeiters. Wie alt der Verdächtige ist, sagt die Oberstaatsanwältin nicht. Da es in Kitas vergleichsweise wenige männliche Mitarbeiter gebe, könnte der Mann durch die Altersangabe identifizierbar sein. Bislang gilt er lediglich als Verdächtiger. Und: Der Rückschluss, dass der Besitz von Kinderpornografie immer mit Missbrauchstaten einhergehe, treffe nicht zu, sagt Milk.

Allen Familien, die durch den aktuellen Fall in Sorge sind und sich Beratung wünschen, bietet der Kita-Zweckverband an, sich vertrauensvoll an die Ansprechpersonen für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Essen wenden.

Ansprechpartner im Bistum auf: https://www.bistum-essen.de/info/soziales-hilfe/praevention-und-missbrauch