Essen-Werden. Der Werdener Heimatverein möchte, dass das Gasthaus im Bestand saniert wird. Die Bezirkspolitiker sorgen sich indes noch um andere alte Gebäude.
Der Erhalt alter Bausubstanz in den Stadtteilen Werden und Kettwig beschäftigt Bürgerschaft und Politik. So spricht sich der Werdener Bürger- und Heimatverein gegen Abriss und Neubau der Gaststätte „Domstuben“ aus. Der Verein sieht es als historisch bedeutsames Gebäude. Es solle im Bestand erhalten und behutsam weiterentwickelt werden. Die Bezirksvertretung IX sorgt sich darüber hinaus um den Erhalt der „Brückenschenke“ in der Kettwiger Altstadt sowie ein Fachwerkgebäude in der Wigstraße in Werden – und stellt Anfragen an die Verwaltung.
Als „ortsbildprägend und zugleich identitätsstiftend“ bezeichnet der Werdener Bürger- und Heimatverein das 1787 errichtete Haus der heutigen „Domstuben“. Wie auch das angrenzende Pfarramt wurde das Gebäude als abteiliche Rektoratsschule errichtet. In ihrer Gesamtheit mache die Häuserflucht zusammen mit der Kaplanei einen Teil der Werdener Geschichte greifbar, so der Heimatverein. Ein Neubau würde, auch wenn die Fassade dem Stil der angrenzenden Häuser angepasst sei, „diese Möglichkeit und diesen Eindruck für immer zerstören“.
Werdener Geschichte und Geschichten authentisch erfahrbar machen
Über die geschichtliche Bedeutung des Hauses hinaus, seien die „Domstuben“ mit Erinnerungen vieler Werdener verbunden: Vereine und Verbände haben sich hier getroffen, Feste gefeiert, Traditionen gepflegt und das Zusammenleben gestaltet. „Ziel sollte es sein, die Erinnerungen an einem authentischen Ort lebendig zu halten und Werdener Geschichte und Geschichten erfahrbar zu machen“, so die Forderung der Werdener Bürgerschaft – und der Hinweis an die Pfarrgemeinde St. Ludgerus: Zum Erhalt historisch bedeutsamer Gebäude gebe es schließlich zahlreiche Fördermöglichkeiten.
Darüber hinaus befürchtet der Heimatverein, dass sich der Abriss des Gebäudes auch nachteilig auf die Bereitschaft, alte Gebäude zu erhalten, auswirkt. „In jüngster Zeit haben wir erleben müssen, dass alte Bausubstanz abgerissen wurde, ohne dass etwa adäquates Neues geschaffen worden wäre. Wir laufen Gefahr, dass unser historisches Ortsbild, das Anziehungspunkt für viele Besucher ist, beliebig wird.“
Denkmalgeschützte Gebäude in Kettwig und Werden verfallen
Ebensolche Bedenken hatten die politischen Vertreter jüngst in der Bezirksvertretung IX geäußert. Die „Brückenschenke“ in der Kettwiger Altstadt ist in Privatbesitz. Seit mehr als sechs Jahren ist die einst beliebte Kettwiger Kneipe nicht mehr in Betrieb. Und seitdem scheine das Gebäude sich selbst überlassen zu werden, so der Eindruck aller Fraktionen. Aber: Das Haus Am Mühlengraben 2 d ist denkmalgeschützt. Die Verwaltung wurde nun einstimmig vom Gremium beauftragt, den Denkmalschutz gegenüber dem Eigentümer auch durchzusetzen.
Gleiches gilt für das Haus Wigstraße 11/13 in der Werdener Altstadt. Ein kleines Fachwerkhaus, das seine besten Zeiten hinter sich zu haben scheint und einen ungepflegten Eindruck mache, so die Bezirksvertreter. Auch hier soll seitens der städtischen Behörde geprüft werden, inwiefern dem Eigentümer des Wohnhauses mit Rat und Tat zur Seite gestanden werden kann, um dem Denkmalschutz gerecht zu werden.
>>> Baudenkmäler der Stadt
In der Denkmalliste der Unteren Denkmalbehörde sind alle Bau- und Bodendenkmäler des Stadtgebietes Essen erfasst. Eintragung, Änderung oder Löschung erfolgt von Amts wegen, auf Antrag des Amtes oder des Eigentümers.
Die Liste kann auf www.service.essen.de eingesehen werden. Für die „Domstuben“, Brückstraße 81, besteht kein Denkmalschutz, für die Häuser 83 und 85 aber sehr wohl.