Essen-Werden. . In Werden wurden Stolpersteine verlegt. Weshalb an die sozialdemokratischen Widerstandskämpfer Peter Burggraf und Franz Voutta erinnert wird.
Mit der Verlegung zweier Stolpersteine wurde vor kurzem weiteren Opfern des Nationalsozialismus in Werden gedacht; es waren sozialdemokratische Widerständler. Sichtlich bewegt sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzender Peter Allmang bei der Verlegung: „Die Namen Peter Burggraf und Franz Voutta werden genannt, wenn es um den Widerstand gegen die Nazis geht. Ihr Tod soll uns mahnen, immer dafür zu sorgen, dass es nie wieder zu solchen Entwicklungen kommt.“ SPD-Vorsitzender Thomas Kutschaty ergänzt: „Ihr seid uns unvergessen. Wir verneigen uns demütig und dankbar vor Eurer Überzeugung.“
Handgearbeiteter Block aus Messing
Am Klemensborn 127 und an der Dudenstraße 24 geht die Verlegung schnell vonstatten: Zwei städtische Arbeiter lockern eine Gehwegplatte, Künstler Gunter Demnig lässt die Stolpersteine aus Messing ein. Die von ihm in Handarbeit produzierten Blöcke sollen den Opfern des Hitler-Regimes ihren Namen zurückzugeben.
Demnig verlegt sie ganz bewusst vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Deportierten und Ermordeten. Sie wurden direkt aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld gerissen. Das müsse man bemerkt haben. Die Ausrede vieler Zeitgenossen, von den Untaten der Nazis nichts gewusst zu haben, werde so entlarvt, ist Demnigs Ansinnen.
An drei Stellen wurden in Werden im Gedenken an von den Nazis ermordete Juden Stolpersteine ins Pflaster eingelassen: 2004 auf dem Schulhof an der Grafenstraße sowie 2010 an Bungert- und Wigstraße. Dass auch politisch Andersdenkende verfolgt wurden, belegen die Lebensläufe der beiden SPDler.
Engagiert für sozialdemokratische Werte
Franz Voutta wurde am 20. Januar 1876 in Ostpreußen geboren. Der gelernte Schreiner kam in das Städtchen Werden und heiratete 1906 seine Helene, mit ihr hatte er drei Kinder. Voutta setzte sich schon während des Kapp-Putsches und der französischen Besatzungszeit engagiert für sozialdemokratische Werte ein, gehörte nach der Machtergreifung einer Widerstandsgruppe an. Diese organisiert illegale Mai-Feiern auf dem Pastoratsberg.
Am 1. Mai 1935 kamen über 50 Sozialdemokraten zusammen. Sie waren aber verraten worden, die Geheime Staatspolizei stürmte die Versammlung. Parallel wurden weitere Widerständler verhaftet. Kurz vor den Olympischen Spielen in Berlin 1936 wurde vor dem Strafsenat des OLG Hamm 600 Angeklagten der Prozess gemacht. Auf der Liste der Verurteilten fehlte Voutta. Er war in Untersuchungshaft so brutal gefoltert worden, dass er am 17. Juli im Krankenhaus Düsseldorf starb.
Manfred Kloppmann ist Sohn von Vouttas Tochter Wilhelmine, 1938 und lebt wieder in Werden. Ihn beschäftigt vor allem eine Frage: „Wer bloß hat das Grab meines Opas bezahlt?“ Auf dem Bergfriedhof gibt es eine Legationsgrabstätte für Franz Voutta, deren Pflege 1946 für gleich 50 Jahre bezahlt wurde. Inzwischen wurde der völlig zugewucherte Stein wieder freigeschnitten.
Tafel an der Ludgerusschule erinnert an sein Schicksal
Der zweite Sozialdemokrat, dem mit einem Stolperstein gedacht wird, ist Peter Burggraf. Er wurde am 27. August 1887 in Werden geboren, war Bergmann, ab 1924 Mitglied der SPD und wehrte sich gegen den NS-Fanatismus. Das kostete ihn das Leben.
Es ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Ludgerusschule: Der freiwillige Arbeitsdienst war in die Schule übergesiedelt und hatte ihr den Namen „Adolf-Hitler-Kaserne“ gegeben. Am Abend des 15. Juli 1933 war Burggraf mit seinem Bruder Johann unterwegs auf dem Heimweg zum Klemensborn, als in der Kellerstraße Passanten von grölenden „Werksoldaten Hitlers“ mit Gegenständen beworfen wurden.
Burggraf empörte sich und ging in das Haus, um seine Beschwerde vorzutragen. Dort begegnete er Oberlagerführer Georg Fabry. Dieser verprügelte und misshandelte ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Im Keller der Schule lag Burggraf unversorgt, bis Nachbarn das Stöhnen und Wimmern hörten und er ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort starb der Vater von acht Kindern am 17. Juli an seinen schrecklichen Verletzungen. Seine Witwe bekam die zynische Auskunft, die Schuld eines Dritten am Tod ihres Gatten sei nicht feststellbar. An der Ludgerusschule erinnert heute eine Tafel an Peter Burggraf.