Essen. Auf Instagram bewertet „Dönerkunde“ die Buden im Revier. Warum Essen ein „schwieriges Kebap-Pflaster“ ist und wo der Döner am leckersten ist.

Eine urige Dönerbude, die alte Coca-Cola-Reklame über dem Eingang, drinnen dreht sich ein Spieß mit saftigem Kalbfleisch. Es sind Orte wie dieser, die in Robert eine Passion für Kebap-Kultur im Ruhrgebiet weckten – und ihn dazu brachten, zum Döner-Kritiker auf Instagram zu werden.

Vor drei Jahren startete Robert seine Döner-Bewertungen im Essener Nordviertel: „Dort fiel mir auf, dass billige Döner im Durchschnitt leichter sind.“
Vor drei Jahren startete Robert seine Döner-Bewertungen im Essener Nordviertel: „Dort fiel mir auf, dass billige Döner im Durchschnitt leichter sind.“ © Instagram Doenerkunde | Screenshot

Über 60 Döner-Buden seiner Heimatstadt Essen und Umgebung hat „Dönerkunde“ – wie sich 33-Jährige auf der Plattform nennt – schon getestet.

Döner-Kritiker aus Essen hat bereits 800 Döner gegessen

„Ich finde das ganze Format Döner gut, es ist eine Art Volks-Fastfood,“ schwärmt Robert, „eine vollwertige Mahlzeit, vergleichsweise ausgewogen, preiswert, schnell zubereitet und man kann es auf der Hand essen.“ Wenn sein Magen zu grummeln beginnt, geht er nicht ohne Teller und Waage aus dem Haus. Die Fotos der getesteten Döner auf der Waage sind sein Markenzeichen auf Instagram.

Erfahrung und Expertise kann der studierte Volkswirt durchaus vorweisen: Schätzungsweise 800 Döner hat er in den letzten zehn Jahren verspeist. Seit drei Jahren stellt er seine Döner-Rezensionen online, mittlerweile folgen seinem Instagram-Kanal rund 1600 Nutzerinnen und Nutzer.

Katernberg: Instagramer zieht alteingesessene Buden vor

Sein „lebendes Projekt“ startete Robert an der Dönermeile in der Essener Nordstadt, wo er auf der Suche nach einem Stamm-Dönerladen war – auch nach dreijähriger Recherche hat er den einen Lieblingsdöner noch nicht gefunden. „Aber wenn ich einen in Essen nennen soll, dann ist es Konak-Döner in Katernberg,“ verrät der er.

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Konak-Döner hält sich bereits seit 30 Jahren an der Katernberger Straße. „Ein alteingesessener Laden, furchtbare Lage, ab vom Schuss – aber ein sehr lecker Spieß aus eigener Produktion,“ sagt Robert, „und das ist in Essen leider eine Ausnahme.“ Die meisten Essener Buden beziehen ihre Spieße vom Großhersteller.

Bei Konak Döner in Essen-Katernberg von Inhaber Kudret Güzelyurt kommt Instagramer „Dönerkunde“ alias Robert gern vorbei – es ist einer der Lieblingsdöner des Kritikers.
Bei Konak Döner in Essen-Katernberg von Inhaber Kudret Güzelyurt kommt Instagramer „Dönerkunde“ alias Robert gern vorbei – es ist einer der Lieblingsdöner des Kritikers. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dönerkritiker wird für Lebensmittelkontrolleur gehalten

Seit kurzem fragt Robert bei seinen Besuchen in neuen Döner-Läden nach: ‘Von welchem Zulieferer beziehen Sie Ihren Spieß?’ „Dann merkt man, dass die Stimmung etwas kippt, die Betreiber vermuten, dass ich ein Lebensmittelkontrolleur bin,“ so der Essener. Doch die Resonanz der bewerteten Essener Döner-Betreiberinnnen und -Betreiber sei bisher durchweg positiv.

Etwa zweimal in der Woche isst „Dönerkunde
Etwa zweimal in der Woche isst „Dönerkunde", also Robert aus Essen, einen Döner – doch nicht immer springt dabei eine Rezension für Instagram heraus. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Ich bin immer vorsichtig und versuche meine Kritikpunkte konkret zu begründen. Mir ist bewusst: Gegen das, was im Internet steht, können die Betreiber nichts tun,“ so der 33-Jährige. Komme ein Döner mal schlechter weg, erkläre er seinen Followern auch, dass das an dem Kunden-Aufkommen in der jeweiligen Bude liegen kann.

Essener verrät: Das ist der beste Teil im Döner-Spieß

Was er damit meint: Wenn sich der jeweilige Tages-Spieß schon lang dreht oder bereits viel Fleisch heruntergeschnitten wurde, verliert das Fleisch an Saftigkeit. „Jeder Spieß hat einen ,Sweetspot’: Am besten ist der Döner im zweiten Viertel oder zweiten Fünftel,“ sagt Robert lachend. Vom Fleisch am Anfang sowie am Ende eines Spießes rät er eher ab. „Wenn ich sehe, dass das Spieß schon ganz schmal ist, gehe ich wieder aus dem Laden raus.“

Über die vielen Nachrichten seiner Followerinnen und Follower ist „Dönerkunde“ positiv überrascht. Viele fordern ihn auf, ihren Lieblings-Döner zu probieren. „Manchmal ist’s ganz niedlich, wenn junge Teenager schreiben: ,Teste Alis Döner hier in meinem nordhessischen Dorf, der ist ganz toll!’“

Dank seiner vielen Besuche in den unterschiedlichsten Kebap-Häusern im Revier, könne er mittlerweile auch die Marktlage gut einschätzen. „Gelsenkirchen ist eine ganz gute Dönerstadt. Alteingesessene Läden, die seit Jahrzehnten ihre Spieße selbst stecken, hat man dort an jeder Ecke,“ sagt Robert, „Essen ist aber ein schwieriges Döner-Pflaster.“

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Döner-Markt in Essen sei hart umkämpft

Die Dönermeile im Essener Norden sei beispielsweise „Niedrigpreisland“ – der Döner koste dort 2,50 Euro, vor wenigen Jahren noch 2 Euro. „Es gab sogar einen Ein-Euro-Döner-Laden, doch der ist dann komischerweise abgebrannt.“

Die angespannte Döner-Marktlage in Essen zeige sich auch im regelmäßigen Betreiberwechsel an vielen Standorten. „In Huttrop an der Steeler Straße habe ich beobachtet, wie in weniger als zwei Jahren ein Döner-Ladenlokal vier mal den Betreiber gewechselt hat.“

Für den Essener Instagramer Robert ist die Döner-Tasche ein „Volks-Fastfood“.
Für den Essener Instagramer Robert ist die Döner-Tasche ein „Volks-Fastfood“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ein schlechtes Zeichen – schlussfolgert Robert. „Ich habe den Eindruck, Jungunternehmer, also Quereinsteiger die sich 15.000 Euro auf die Seite gelegt haben, starten vorschnell einen Dönerladen, wenn sie sehen, dass ein Lokal leer steht,“ sagt der Essener. „Sie denken, Döner ist kein Hexenwerk – und scheitern dann.“

Alternative Döner starten in Essen: Taste of Baerlin und Döna

Neben traditionellen Buden siedeln sich in Essen auch innovative Döner-Läden an, so auch Taste of Baerlin. „Diese jungen, hippen Läden funktionieren über Saucen wie Avocadosauce,“ sagt der Döner-Experte. „Kürzlich hat Döna aufgemacht: Typisch Rüttenscheid – mit Pflücksalat, Rote-Beete-Blättern und auf Wunsch mit Granatapfelsamen: Alles für 5,90 Euro.“

Diese Läden lockten mit Fleisch in Bio-Qualität und höheren Preisen ein anderes Klientel an. Robert, der durchschnittlich zweimal in der Woche die fleischhaltigen Döner verzehrt, kann diesen alternativen Läden sowie fleischlosen Döner-Varianten auch etwas abgewinnen: „Es klingt schräg, aber abseits von meinen Döner-Tests lebe ich fast vegetarisch.“