Essen/Velbert. . „Mach mal mehr Fleisch auf den Döner.“ In einer Döner-Bude ist die Situation eskaliert: Ein Verkäufer stach mit einem Messer auf Kunden ein.

„Mach mal mehr Fleisch auf den Döner.“ Mit diesem Satz soll alles angefangen haben. Am Ende war ein 23-jähriger Essener schwer verletzt, der Dönerverkäufer wurde festgenommen. Seit Freitag steht der 27-Jährige aus Velbert in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: versuchter Totschlag.

Das Überwachungsvideo aus dem Imbiss zeigt genau, wie der Angeklagte zu einem spitzen Fleischermesser gegriffen und losgerannt ist. Vorher hatte es direkt vor dem Eingang eine wüste Schlägerei gegeben – auch mit Stühlen. Auch das ist auf den Videos zu sehen, die am Freitag im Prozess gezeigt wurden.

Der wuchtige Messerstich ging direkt in den Oberarm

Es war der 20. September 2018, als das spätere Opfer mit Freunden an dem Imbiss auf der Viehofer Straße aufgetaucht ist. Der Verkäufer war offenbar neu, erst seit einer Woche im Geschäft. „Er hatte schlechte Laune“, sagte der 23-Jährige den Richtern. „Dabei haben wir nur nach mehr Fleisch gefragt.“ Wie möglicherweise auch früher schon.

Doch diesmal kam es sofort zum Streit. Es gab Beleidigung, dann ist der Döner-Verkäufer, ein gelernter Koch, auch schon hinter dem Tresen hervorgekommen. Vor der Tür wurde sich geprügelt, andere Kunden gingen dazwischen.

Der 23-Jährige war schließlich aufgefordert worden, zu gehen. Weil auch Kinder anwesend waren. Weit kam er allerdings nicht.

Der Dönerverkäufer erwischte ihn in der Fußgängerzone, der wuchtige Messerstich ging direkt in den Oberarm. „Hätte ich mich nicht umgedreht und meine Arme zur Deckung hochgerissen, hätte er mich umgebracht“, sagte er den Richtern. „Dann hätte er mich in den Rücken getroffen, oder am Hals, oder ins Herz. Seine Cousine, die in der Nähe war, habe ihn gerade noch rechtzeitig gewarnt.

Opfer sei seit dem Angriff in psychologischer Behandlung

Das Messer (Klingenlänge 20 Zentimeter) war damals in seinem linken Oberarm stecken geblieben. Er hatte es noch herausgezogen, war dem Angreifer hinterhergerannt, dann auf der Straße zusammengebrochen.

Seitdem ist für den 23-Jährigen nichts mehr wie zuvor. „Er hat mein Leben zerstört“, sagte er den Richtern mit Blick auf den Angeklagten. Er könne seit Monaten nicht mehr richtig schlafen, schrecke nachts auf, zittere, sei in psychologischer Behandlung, habe sogar Medikamente nehmen müssen. „Wenn ich die Narbe beim Duschen sehe, habe ich immer diesen Mann vor Augen.“

Auch seinen Job als Gleisbauer kann der 23-Jährige nicht mehr ausüben. Er hätte eigentlich auf Montage gehen sollen, in die Schweiz. Weil ein Muskel durchtrennt worden sei, habe er aber auch gar keine richtige Kraft mehr.

Angeklagter wollte sich zum Prozessauftakt noch nicht zu den Vorwürfen äußern

Selbst im Prozess musste der Essener sich erst wieder sammeln, nachdem er den Richtern die Narbe gezeigt hatte. Als er sie berührte, zuckte er zusammen, zog sich schnell wieder seine Jacke an.

„Er ist ein ganz anderer Mensch geworden“, sagte einer seiner guten Freunde im Prozess. Der 23-Jährige gehe kaum noch raus, sei fast schon depressiv.

Der Angeklagte wollte sich zum Prozessauftakt noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Bis auf den Versuch, sich zu entschuldigen. Doch das schlug fehl. Der 27-jährige Velberter wollte gerade ansetzen, um ein paar Worte zu sagen, da stand das Opfer auf und verließ den Gerichtssaal. Der Prozess wird fortgesetzt.