Kreis Wesel. Die Behörde attestiert dem Moerser Döner-Betrieb „ein hervorragendes Hygienekonzept“. Trotzdem steigen die Infektionszahlen rasant.
Die bislang 79 Corona-Fälle im Moerser Dönerproduktions-Betrieb setzen hinter vieles, was wir bislang über das Virus und die Fleischproduktion zu wissen glaubten, zumindest Fragzeichen. Laut zuständiger Kreisverwaltung Wesel verfügt der Betrieb über „ein hervorragendes Hygienekonzept“. Auch wird betont, dass die Firma nicht mit Werkverträgen arbeitet und Mitarbeiter nicht in Sammelunterkünften unterbringt. Und dennoch: Von den 80 Personen, die zuletzt getestet wurden, waren 62 mit dem Virus infiziert. 17 Fälle waren bereits am Vortag bestätigt.
Ohne das, was bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück geschieht, auch nur in Ansätzen gut zu heißen: Die rasante Verbreitung des Virus in der Fleischindustrie ist wohl nicht ausschließlich mit der mehr als fragwürdigen Behandlung der osteuropäischen Leiharbeiter und ihrer miserablen Unterbringung zu erklären.
Corona-Fälle in Moers: Nachverfolgung muss funktionieren
Denn beide Voraussetzungen gelten in Moers laut Kreisverwaltung Wesel nicht. Bleibt: Das feuchte und kühle Klima in der Fleischverarbeitung scheint nahrhafter Boden für die rasante Verbreitung der Pandemie zu sein. Möglicherweise spielen auch die Art der Klimatisierung oder bestimmte Produktionsabläufe dem Virus in die Karten. Als die Behörde im Mai in dem Moerser Betrieb testete, gab es kein einziges positives Ergebnis. Jetzt haben von den 275 Mitarbeitern bereits 79 das Corona-Virus. Und 120 Ergebnisse stehen noch aus.
Wichtig ist nun, dass die Quarantäne-Maßnahmen hart greifen und die Nachverfolgung funktioniert. Im Betrieb muss die Einhaltung aller Vorschriften, Gesetze und Rahmenbedingungen konsequent überprüft, mögliche müssen Verstöße geahndet werden. Und: Ein Stückweit könnte das, was wir in Moers erleben, auch der Preis für unsere teilweise wiedererlangte Freiheit sein. Dafür, dass wir uns wieder recht frei bewegen, einkaufen und im Restaurant essen dürfen, unsere Kinder in Kitas und Schulen schicken – und eben unserer Arbeit nachgehen können.
Es ist kaum auszuschließen, dass es weitere Fälle wie diesen geben wird. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen, damit sich das Virus nicht weiter verbreitet.