Essen. Corona-Hilfe: Nach der Limbecker Straße will die Stadt in der angeschlagenen City weitere Geschäfte selbst anmieten. Wo, das steht bereits fest.
Die Stadt Essen dürfte in Zukunft zu einem Großmieter für Ladenlokale werden: Sie will weitere leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt und im Stadtteil Borbeck anmieten und hat dafür am Mittwoch nochmals Fördergelder in Millionenhöhe vom Land bewilligt bekommen. Die Geschäfte sollen anschließend deutlich vergünstigt an neue Ladenkonzepte weitervermietet werden. Ein solches Programm wurde bereits auf der Limbecker Straße angestoßen. Es soll helfen, die Leerstände dort zu beseitigen.
Der Schwerpunkt bei den nun geplanten Anmietungen wird auf der Viehofer Straße in der nördlichen Innenstadt liegen. Die Stadt erhält dafür 1,3 Millionen Euro aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020/1“, das das Land im vergangenen Jahr aufgelegt hatte. Mit der Förderung sollen die Folgen der Corona-Krise in den Städten aufgefangen werden.
Stadt mietet bis zu 19 Läden in der Nord-City und in Borbeck an
Mit der Fördersumme plus Eigenmitteln der Stadt können bis zu 13 weitere Läden auf der Viehofer Straße und den umliegenden Straßen für zwei Jahre angemietet werden. In den Stadtteil Borbeck fließen rund 300.000 Euro. Mit dem Geld soll die Miete für etwa sechs Geschäfte bezahlt werden.
Voraussetzung ist natürlich auch wie schon auf der Limbecker: Die Eigentümer müssen bereit sein, bei der bisherigen Miete 30 Prozent nachzulassen. Da die Mieten in der Innenstadt aber ohnehin im freien Fall sind – Makler sprechen von Einbrüchen von teilweise über 50 Prozent – könnte dies für Vermieter immer noch ein sehr lukratives Geschäft mit der Stadt sein.
Händler und Vermieter erhoffen sich Impulse für die nördliche Innenstadt
Die Immobilien- & Standortgemeinschaft Essen City Nord, in der sich Händler und Eigentümer zusammengetan haben, sieht die große Chance, dass mit dem Anmietprogramm in der nördlichen Innenstadt einiges in Bewegung geraten könnte. „Bislang sind wir eher der Wurmfortsatz der Innenstadt. Es wurde zwar viel geredet, aber wenig getan“, beklagt Frank Baumeister, Vorsitzender der IG City Nord.
Welche Chancen die Essener Innenstadt nach Corona hat Zwar gibt es derzeit eigentlich nur wenige tatsächliche Leerstände auf der Viehofer Straße. Baumeister spricht von drei leerstehenden Läden. Aber die Hoffnung ist, dass sich der ein oder andere Eigentümer von einem ohnehin klammen Mieter trennt und neuen, innovativen Konzepten eine Chance gibt. Denn „Dönerbuden haben wir hier genug“, sagt Baumeister.
Bislang sei die Ansiedlung von Start-ups häufig daran gescheitert, „weil Vermieter andere Preisvorstellungen hatten“, die sich Gründer nicht leisten konnten. Doch durch Corona könnte bei den Eigentümern nun ein Umdenken und ein wirtschaftlicher Druck entstanden sein, der jungen Konzepten im wahrsten Sinne des Wortes Raum gibt. „Vielleicht erkennen Eigentümer, dass sie auch mit einer geringeren Miete etwas Gutes für ihre Immobilie tun können“, meint Baumeister.
Interessensgemeinschaft hofft auf zügige Umsetzung
Er mahnt jedoch, dass die neuen Konzepte zur nördlichen Innenstadt passen müssen und das eher studentisch geprägte Viertel tatsächlich beleben helfen. Er könne sich zum Beispiel Handwerkliches, aber auch Nahversorgung oder einen Kaffeeladen vorstellen. Die Interessensgemeinschaft sei in dem Prozess bereit, ihre Erfahrungen einzubringen und mitzugestalten. „Wichtig ist, dass Private und die öffentliche Hand zusammenarbeiten“, regt Baumeister an, warnt aber gleichzeitig: „Ein langatmiger Arbeitskreisprozess darf das nicht werden.“
Die Erfahrungen auf der Limbecker Straße haben jedoch gezeigt, dass die Stadt dort nicht so schnell vorangekommen ist, wie erhofft. Die ersten Mietverträge sind nicht schon wie geplant im Frühjahr sondern erst jetzt unterschriftsreif. Mit den ersten Anmietungen ist nun Anfang August oder Anfang September zu rechnen. Im Mai hatte eine Jury aus 21 Bewerbungen sieben Konzepte ausgesucht, für die jetzt passende Läden auf der Limbecker gesucht werden.
Maklersuche für Vermietungen auf der Limbecker ohne Erfolg
Unter anderem scheiterten Stadt und die verantwortliche Essen Marketing Gesellschaft (EMG) vorerst mit der Suche eines Maklers, der die Anbahnung und Abwicklung der Mietverträge übernehmen sollte. Dem Vernehmen nach hatte sich kein einziger Makler auf die entsprechende Ausschreibung gemeldet. Damit es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt, haben Stadt, EMG und Wirtschaftsförderung nun diese Aufgaben erst einmal selbst übernommen.
Weitere Vorhaben, die vom Land gefördert werden
Insgesamt erhält Essen nochmals 1,9 Millionen Euro vom Land, um die Folgen von Corona in der City und den Stadtteilzentren aufzufangen. Neben dem Anmietprogramm, das den größten Teil einnimmt, werden folgende Projekte angestoßen:
Willy-Brandt-Platz: Um das Eingangstor zur Innenstadt attraktiver zu gestalten, sollen Planungsbüros Ideen entwickeln. Diese sollen anschließend in einer Art Reallabor ausprobieren werden. Dafür wird ein Teil der Fördersumme eingesetzt.
Immobilie Markt 5: Der ehemalige Standort der Mayerschen Buchhandlung in der Innenstadt steht seit derem Umzug leer. Die große Ladenfläche ist nicht leicht weiter zu vermieten, denn es gibt kaum Schaufensterfläche und die erstreckt sich über mehrere Etagen, was häufig nicht mehr gefragt ist. Deshalb soll mit Fördergeldern des Landes nun eine Studie in Auftrag gegeben werden, die Nachnutzungsmöglichkeiten aufzeigt.