Essen-Katernberg. In Essen-Katernberg ist ein Haus geräumt worden. Im Hinterhof durchwühlen Ratten rund hundert Müllsäcke. Das zeigt dieses Video.
Drei schwarze Stufen führen zur Haustür an der Katernberger Straße 2. Die zweite knirscht, sie ist gebrochen. Das Haus ist seit Donnerstag versiegelt und geräumt. Nachbarn hatten gemeldet, dass sich im Hinterhof etliche Müllsäcke gestapelt hatten, Videos zeigen, wie sich Ratten im Unrat tummeln.
Müllsäcke wurden aus dem Fenster geworfen
Die 36 Bewohner - nach Angaben von Stadtsprecherin Silke Lenz überwiegend Menschen aus Südeuropa - sind in Ersatzwohnungen untergekommen. „Das Problem ist schon seit Jahren bekannt“, beklagt Johannes Maas, Vorsitzender des Werberings. Es habe lange gedauert, bis der Bürgersteig vor dem Haus am Anfang der Katernberger Einkaufsstraße halbwegs ordentlich ausgesehen habe.
Was sich hinter dem Haus abgespielt hat, hätten Mieter aus dem Nachbarhaus dann anschaulich auf Fotos und Videos protokolliert und schließlich dem Ordnungsamt gemeldet: Drei Fenster mit fast geschlossenen Rolläden, eine Rollade wurde kurz hochgezogen, das Fenster geöffnet, ein oder mehrere Müllsäcke wurden aus dem Fester geworfen. Maas: „Es sind hundert Müllsäcke.“
In Anbetracht dessen wirkt die frisch bepflanzte Blumenampel am Oberleitungsmast der Straßenbahn direkt neben der Haustür wie eine Verzweiflungstat der Engagierten im Stadtteil. „Das Problem besteht schon länger“, bestätigt auch Silke Lenz. Da Privateigentum jedoch grundsätzlich geschützt ist, könne die Stadt nur dann eingreifen, wenn eine Gefahr besteht - beispielsweise ein gesundheitliches Risiko durch Rattenbefall. Es habe bereits vorher Aufforderungen seitens der Stadt gegeben, den Müll zu entfernen. Diesen sei der private Eigentümer nicht nachgekommen. Also ist es zu der Räumung gekommen, bei der auch die Polizei und das Jugendamt beteiligt waren.
Der Eigentümer ist jetzt erneut aufgefordert, sich um das Problem zu kümmern. „Die Immobilie muss wieder für bewohnbar erklärt werden, erst dann können die Mieterinnen und Mieter in ihre Wohnungen“, so Lenz. Voraussetzung dafür sei die Entfernung des Müllberges und eine professionelle Entwesung des Rattenbefalls. Erst nach erfolgter Durchführung und Kontrolle durch die Stadt Essen können die Bewohner zurück.
Eigentümer und Bewohner besser integrieren
Wie kann verhindert werden, dass die Vermüllung dann wieder von vorne losgeht? „Es muss sich etwas ändern“, betont Mass. Die Frage sei, wie man Eigentümer sowie Bewohner und Bewohnerinnen in die Gesellschaft integrieren könne, dann würde sich auch die Müllproblematik bessern. Das wäre wiederum ein Segen für den Stadtteil: „Acht Unternehmen der Werbegemeinschaft befinden sich in unmittelbarer Umgebung zu dem Haus“, erklärt Maas. Die hätten ein Interesse an einer sauberen Umgebung. „Die Akzeptanz der Katernberger für ein solches Verhalten ist nicht gegeben.“ Große Müllcontainer, wie sie für die Häuser direkt nebenan im Meybuschhof angeschafft worden sind, könnten eine erste Hilfe sein.
Eine weitere Hilfe könnten Menschen sein, die den Bewohnern in verschiedenen Bereichen bei der Integration helfen. „Es müssen mehr Angebote geschaffen werden“, findet Maas, der weiß, dass es diesbezüglich in den vergangenen Jahren schon Anläufe gab. Auch der Quartiershausmeister der Awo ist regelmäßig in dem Bereich der Katernberger Straße unterwegs. Er meldet den Computer-Bildschirm, der Tage später vor dem Problemhaus liegt und den zum Mülleimer umfunktionierten Lüftungsschacht direkt neben der Haustür den Entsorgungsbetrieben: Ein Brötchen und ein leerer Joghurtbecher stecken an der Stelle, wo die Fassade mit einem Lüftungsgitter verschlossen sein sollte. Die Ratten haben den Weg aus dem Hinterhof hierher offenbar noch nicht gefunden. Was sich in den Wohnungen oder in den Hinterhöfen abspielt zählt nicht zum Aufgabenbereich des Quartiershausmeister - das ist Privateigentum.
Einzige Möglichkeit der Stadt, um das zu ändern ist der Kauf des Hauses. „Die Stadt hat zuletzt in Essen elf solcher Problemimmobilien gekauft“, erklärt Silke Lenz. Ob auf der Liste der Stadt auch das Gebäude an der Katernberger Straße 2 steht, wollte sie nicht bestätigen, betont aber: „Ein Kauf setzt natürlich auch eine Verkaufsabsicht durch den Eigentümer voraus.“