Essen. Die Stadt Essen will ein Konzept zur Rettung der angeschlagenen Innenstadt erarbeiten. Dabei hat sie sich mehrere Themen vorgenommen.
Mobile Bäume könnten nächstes Jahr die Essener Innenstadt grüner machen, 30 neue Bänke die Aufenthaltsqualität verbessern. Der Bodenbelag am Salzmarkt soll ausgebessert werden, um den Platz wirtlicher zu machen. Auch ein neues Wegweiser-System für Touristen ist in Planung.
Es sind einige Beispiele für Soforthilfen, mit der die Stadt der angeschlagenen City nach der Corona-Krise weiter auf die Beine helfen will. Solche vermeintlich kleinen Schritte werden allein nicht ausreichen. Sie ist seit langem wegen des wachsenden Onlinehandels unter Druck und litt schon vor Corona unter einem massiven Besucherschwund. Corona hat diese Entwicklungen beschleunigt und verschärft. Nun aber kann niemand mehr wegsehen. „Wir brauchen eine Aufbruchstimmung“, unterstreicht Svenja Krämer, Innenstadtmanagerin bei der Essener Marketinggesellschaft (EMG).
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Doch wie muss sich die Essener Innenstadt in Zukunft aufstellen, um auf diese massiven Veränderungen eine Antwort zu finden? Planungs- und Baudezernent Martin Harter formulierte am Dienstag auf einer Pressekonferenz das, was allen Verantwortlichen klar ist: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Einkaufen in der Innenstadt zwar noch ein wesentliches Element ist, aber nicht das einzige.“
Konzept kostet die Stadt Essen 730.000 Euro
Die Stadtverwaltung will deshalb nicht nur kurzfristig handeln sondern ein Zukunftskonzept für die Innenstadt entwerfen. Es geht dabei um die Kernfragen: „Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ Ziel sei es, am Ende des Prozesses ein „Integriertes Entwicklungskonzept“ in der Hand zu haben, mit dessen Ideen sich anschließend hoffentlich genügend Fördermittel abschöpfen lassen. Denn andernfalls droht angesichts der angespannten Haushaltslage, dass vieles auf Papier Geschriebene wieder in die Schubladen wandert. Harter macht deutlich: Ohne Entwicklungskonzept keine Chance auf Förderung.
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Der Prozess wird Zeit und auch erstmal Geld kosten. Mit rund 730.000 Euro wird die Aufstellung des Konzepts zu Buche schlagen. Geld, das die Stadt erstmal in Vorleistung aufbringen muss, um es sich später über Fördertöpfe wieder zum Großteil zurückzuholen. Die Ergebnisse sollen „möglichst“ bis Ende 2023, also erst in zwei Jahren, vorliegen. „Ab 2024 könnten dann erste konkrete Maßnahmen umgesetzt werden“, heißt es seitens der Stadt.
Neue Gastromeile in Arbeit
Der Themenkatalog, den das Konzept umfassen soll, ist lang. Er bezieht nicht nur Selbstverständliches wie Sauberkeit und Sicherheit ein. Es will den großen Bogen spannen: von mehr Wohnraum in der City, über moderne Mobilität, Ansiedlung urbaner Produktionsformen, Digitalisierung, Barrierefreiheit, Umwelt- und Klimaschutz usw.
„Wir brauchen im Grunde eine Innenstadt, wie sie vor 100 Jahren war“, sagt Innenstadtmanagerin Svenja Krämer. Das heißt im Grunde: mehr Wohnen, mehr Arbeiten, mehr Freizeit. Dass die Antworten einfach scheinen, aber der Teufel schnell im Detail steckt, zeigt sich schon beim Thema Wohnen. Die EMG lässt derzeit ein Gastrokonzept für die Innenstadt erarbeiten. Es soll bis Ende des Jahres fertig sein. Ziel ist es unter anderem, eine Gastromeile zu etablieren. Aber klar ist damit auch: „Wo es Gastronomie geben soll, da passt kein Wohnen hin“, betont Harter.
Private müssen mit ins Boot
Bei allen Plänen zur Zukunft der Innenstadt: Am Ende kann die Stadt nur Leitplanken geben, wie Harter einräumt. Denn ohne das Mittun vor allem der privaten Immobilieneigentümer aber auch der Händler wird sich vieles nicht umsetzen lassen. Krämer will hier aber schon ein Umdenken spüren: „Langsam wächst das Verständnis, dass man sich privat engagieren muss, wenn man hier Geschäft machen will.“