Essen-Haarzopf. Der Kotten vom Berg am Sonnenscheinsweg wurde 1851 erbaut. Haarzopfer Heimatforscher hat sich mit der Geschichte des Hauses beschäftigt.

Immer wieder fällt Spaziergängern ein alter Kotten am Sonnenscheinsweg 37a auf. Das Gebäude ist schon länger nicht mehr bewohnt und hat offenbar schon bessere Zeiten gesehen. Mit der Geschichte des Hauses hat sich der Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz beschäftigt.

Der Kotten vom Berg am Sonnenscheinsweg ist einer der letzten seiner Art in Haarzopf. Er habe früher einem Milchhändler als Wohnung gedient, hat Herbert Schmitz recherchiert. Das Haus sei lange sehr gepflegt und gut erhalten gewesen, nun aber seit Jahren nicht mehr bewohnt und damit dem Verfall ausgesetzt. Errichtet worden sei der Kotten als Fachwerkhaus, das allerdings später mit Holzbrettern verkleidet und vor einigen Jahrzehnten von der damaligen Eigentümerin restauriert und umgebaut worden sei.

Am Kotten in Essen-Haarzopf ist noch der alte Brunnen erhalten

„Erhalten ist noch der für Haarzopf typische Brunnen, ein sogenannter Pütt. Noch 1948 zählte man in dem kleinen Essener Vorort 48 derartige Wasserstellen“, so Schmitz. Ergänzt worden sei der Kotten durch ein solides Backhaus, errichtet aus gebrannten Ziegelsteinen.

Der einst sorgfältig restaurierte Kotten vom Berg am Sonnenscheinsweg verfällt heute.
Der einst sorgfältig restaurierte Kotten vom Berg am Sonnenscheinsweg verfällt heute. © Unbekannt | Herbert Schmitz

Die Gebäude seien 1851 auf einer Viehweide des benachbarten Hofes Thielenkamp entstanden. Erbaut worden seien sie von den Eheleuten Friedrich und Anna vom Berg. Friedrich vom Berg sei zunächst Bergmann, später Milchhändler gewesen, auch Milchfuhrmann genannt. „Die große Zeit der Haarzopfer Milchfuhrleute mit ihren zwei- oder vierrädrigen Pferdetransportkarren begann um 1900 und endete vor dem Zweiten Weltkrieg“, berichtet Schmitz.

1900 hatte Haarzopf 1232 Einwohner in 140 Häusern, davon 139 mit Viehbestand. Gezählt wurden damals 48 Pferde, 186 Rinder, sieben Schafe, 198 Schweine, 225 Ziegen, 1179 Stück Federvieh, sieben Bienenstöcke und 4400 Obstbäume – also Landwirtschaft pur. Diese Zahlen gehen aus einem Bericht der Bürgermeisterei Mülheim-Heißen hervor, zu der Haarzopf bis zur Auflösung 1910 gehörte.

Das landwirtschaftliche geprägte Haarzopf begann sich zu verändern

Damals sei der bis dahin rein landwirtschaftlich geprägte Vorort Haarzopf schon auf dem Weg gewesen, sich zu verändern. Bauern hätten ihre Äcker als Bauplätze verkauft, es sei viel gebaut worden, denn im Bergbau brauchte man Arbeiter, die wiederum Wohnungen benötigten.

Heimatforscher wuchs in Haarzopf auf

Der heute 81-jährige Herbert Schmitz wuchs in Haarzopf auf, wo sein Vater einen Gemischtwarenladen unterhielt und die umliegenden Bauern mit Sämereien versorgte. Das Gebäude kurz hinter der Kreuzung Erbach existiert nicht mehr.Der Heimatforscher beschäftigt sich seit vielen Jahren mit historischen Themen, die Haarzopf und Umgebung betreffen.

„Entlang der Humboldtstraße begannen Bergleute sich ihre anderthalbgeschossigen Häuser zu errichten, die noch überwiegend erhalten sind“, so Schmitz. Um die 200 Bergleute habe es 1910 in Haarzopf gegeben. Schon morgens früh machten sie sich auf den Weg zu den Zechen Humboldt, Wiesche, Rosenblumendelle, Hagenbeck, Amalie und Langenbrahm, um dort ihre schwere Arbeit zu leisten.

Die Milchfuhrleute gehörten zu den Frühaufstehern

Zu den Frühaufstehern zählten laut Herbert Schmitz neben den Bergleuten auch die Milchfuhrleute wie Friedrich vom Berg am Sonnenscheinsweg. In der Frühe habe man ihre von Pferden gezogenen Milchkarren auf den unbeleuchteten, unbefestigten Haarzopfer Straßen rumpeln gehört, nachdem die Milchfuhrleute zuvor von Höfen und größeren Kotten Milch abgeholt und in ihre großen Kannen gefüllt hatten. „Es folgte noch der weite Weg zu den Absatzmärkten Essen- und Mülheim-Mitte, aber auch zu den Wochenmärkten in Frohnhausen und Rüttenscheid“, hat der Heimatforscher recherchiert.

Der Kotten vom Berg entspricht heute noch weitgehend dem Original, wie auf der von Herbert Schmitz verfassten Erklärtafel des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum zu lesen ist. Lange sei er in der Familie weitervererbt worden, die aktuellen Eigentümer bewohnten das Gebäude allerdings nicht mehr.