Essen. 60.000 iPads sollen im nächsten Schuljahr an alle Schülerinnen und Schüler in Essen ausgegeben werden. Doch es gibt noch einige Haken.

Jede Schülerin und jeder Schüler in Essen soll möglichst zum Beginn des kommenden Schuljahres einen iPad-Tabletcomputer erhalten. Der Rat der Stadt soll Mitte Dezember einen entsprechenden Antrag beschließen. Die Maßnahme zur Beschaffung von rund 60.000 Tablets der Firma Apple wird möglich durch ein EU-Förderprogramm. Aus diesem Programm und weiteren Fördertöpfen des Landes NRW erhält die Kommune rund 28 Millionen Euro.

Die iPads werden den Kindern und Jugendlichen nicht geschenkt, sondern verbleiben im Besitz der Stadt und werden nur ausgeliehen. Die Geräte sind zentral erfasst und an ein stadtweites Verwaltungsprogramm angeschlossen, das unerlaubte Downloads von Apps unmöglich macht. Außerdem können sie geortet und gesperrt werden; auch das macht den Diebstahl uninteressant.

Liefer-Engpässe könnten das Projekt in Essen noch verzögern

Die Verwaltung will die Geräte schnellstmöglich anschaffen, wenn der Rat sein Okay gibt. „Allerdings ist die Lage auf dem Weltmarkt derzeit kaum vorhersehbar“, heißt es aus der Verwaltung. Überall klagen Handel und Verbraucher derzeit über Liefer-Schwierigkeiten bei Geräten mit elektronischen Bauteilen. Das liegt vor allem an der Corona-Pandemie. Trotzdem hält man es bei der Stadt derzeit für realistisch, dass im Sommer 2022 jeder Schülerin und jedem Schüler ein Gerät in die Hand gegeben werden kann.

Schon vor einem Jahr konnte die Stadt wegen eines Förderprogramms von Bund und Ländern einen Großteil der Essener Kinder und Jugendlichen aus Hartz-IV-Familien ein iPad zur Verfügung stellen. Auch sämtliche Lehrerinnen und Lehrer in Essen erhielten einen Tablet-Rechner. Das waren bereits 22.000 Computer.

Bislang wenige Fälle von Diebstahl oder Beschädigung

Die ersten Erfahrungen mit diesen Geräten stimmen die Stadt zuversichtlich – sowohl, was Ausschreibung und Auslieferung der künftigen 60.000 Geräte angeht, als auch deren Nutzung. Seitdem die 22.000 iPads vor einem Jahr den Nutzern übergeben wurden, habe es insgesamt maximal insgesamt 50 Fälle von Beschädigung oder Diebstahl gegeben. Ein Essener Schul-iPad, das als gestohlen gemeldet wurde, sei sogar per Post aus Serbien zurückgeschickt worden, heißt es. Es war wegen der Sperre nicht nutzbar.

Diese neue, flächendeckende Initiative kommt zu einer Zeit, in der sich viele Schulen bereits auf den Weg machen, digitaler zu werdenmit so genannten „iPad-Klassen“ oder ganzen Jahrgängen, die künftig stärker digitale Unterrichtsinhalte nutzen sollen. Gleichzeitig befinden sich die meisten Essener Schulen derzeit in einer Warteliste, was die Ausstattung der Klassenräume mit digitalen Techniken wie Beamer oder elektronischer Tafel angeht. Bis Ende 2024 soll diese Liste abgearbeitet worden sein. Schulen mit potenten Fördervereinen oder Sponsoren haben sich in den vergangenen Jahren häufig selbst helfen müssen, was die Ausstattung ihrer Gebäude oder Schüler angeht.

Für die EU ist fast das ganze Stadtgebiet ein sozial benachteiligter Standort

Die Ausstattung aller Kinder und Jugendlichen in Essen mit Schul-iPads wird möglich, weil die EU das Essener Stadtgebiet nahezu flächendeckend als sozial benachteiligten Standort ansieht – wobei den Beteiligten vor Ort unklar ist, welche Kriterien in Brüssel geltend gemacht wurden. Kleine Randnotiz: Die Stadtteile Werden und Kettwig zählen nach EU-Maßstab nicht zu den bedürftigen Vierteln; Bredeney hingegen schon. Die Stadt Essen verspricht aber auch den Schulen in Werden und Kettwig, die dortigen Schüler ebenfalls mit iPads zu versorgen.

Klar ist für die Verwaltung außerdem, dass mehr Personal nötig wird, um die große Menge an iPads künftig zu verwalten. Für die zusätzlichen Stellen sollen entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Budgets gibt es auch für die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Dieser Punkt war in der Vergangenheit in der Praxis häufig ein Problem.