Essen. Die Stadt liefert jetzt an die Schulen insgesamt knapp 20.000 Tablet-Computer. Sie sind für bedürftige Schüler und alle Lehrer.

Die Schulverwaltung liefert jetzt rund 20.000 Tablet-Computer an die städtischen Schulen aus. Die so genannten „iPads“ der Firma Apple werden dauerhaft an Schüler ausgeliehen, die zu Hause kein eigenes Gerät besitzen und aus einem Haushalt kommen, dessen finanzieller Spielraum stark begrenzt ist. Außerdem erhalten alle 5.700 Lehrer an städtischen weiterführenden Schulen und Berufskollegs ebenfalls ein Gerät dauerhaft ausgeliehen. Oberbürgermeister Thomas Kufen und Schuldezernent Muchtar Al Ghusain sprechen von einem „Meilenstein bei der Digitalisierung unserer Schulen“. Kufen: „Der Lernerfolg der Schüler darf nicht von der heimischen technischen Ausstattung abhängen.“

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Während des ersten Lockdown, in dem alle Schulen ab Mitte März bis zum Sommer schlossen, wurde deutlich: Viele Schüler sind nicht ausreichend ausgestattet, um digital unterrichtet zu werden, oder selbstständig Aufgaben zu lösen und zu verschicken. Lukas Rüenauver, Leiter der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (Schonnebeck), berichtet: „Manche unserer Schüler haben sich mit ihrem Handy vor die Bäckerei gestellt, um Gratis-WLAN zu nutzen. Und einen Drucker besitzen sehr viele Haushalte nicht, in denen unsere Schüler leben.“

Lehrer arbeiten bislang mit ihren Privatgeräten

Im Juli hatte das Land ein Sofort-Programm aufgelegt – Essen erhielt etwa fünf Millionen Euro für die Anschaffung von Tablet-Computern. Der erforderliche Ratsbeschluss erfolgte im August, und dass man jetzt, noch vor Weihnachten, tatsächlich alle Geräte an die Schulen ausliefert, erfüllt die Stadtverwaltung mit Stolz: „Hier ist rasant gearbeitet worden“, betonte Muchtar Al Ghusain. Andere Städte seien gerade erst dabei, die Ausschreibung zu versenden. Die Stadt steuert weitere 600.000 Euro an Eigenmitteln dazu.

Warum erhalten auch Lehrer ein iPad? „Weil die Kollegen bisher mit ihren Privatgeräten arbeiten“, erklärte Rüenauver. „Ein Straßenarbeiter bringt auch nicht seinen eigenen Teer mit, ein Maurer nicht seine eigenen Steine.“ In jeder Verwaltung und Firma würden die Angestellten Dienstgeräte benutzen – nur bei Lehrern sei das bislang nicht so. „Dabei ist die Nutzung von Privatgeräten überhaupt nicht datenschutzsicher.“ Ob und wie die Geräte eingesetzt werden, liegt im Ermessen der Lehrer und der Schulleiter. Dass Unterricht und die Begleitung von Schülern künftig öfter und mehr digital stattfinden sollen, gilt als ausgemachte Sache, jenseits von Corona und Lockdown.

Geräte können geortet werden – das soll gegen Diebstahl helfen

Die iPads, die die Schüler jetzt erhalten, sind über Ortung gegen Diebstahl geschützt, mit Schutzfolie versehen und mit einem Jugendschutzprogramm, das einen Download von Programmen unmöglich macht. „Es sind Arbeitsgeräte, kein Spielzeug, das werden die Schüler sofort merken“, sagt Rüenauver. Die Familien schließen mit der Stadt Essen einen dauerhaften Leihvertrag. Die Vertragsformulare sind auch in englischer, türkischer, russischer und arabischer Sprache angefertigt worden. Wer letztendlich ein Gerät erhält und wer nicht, entscheiden die Schulen. Die Geräte sind nicht versichert – vertraglich festgelegt wird: Ist mutwillige Beschädigung nachzuweisen, muss die Familie einen Kostenbeitrag von 200 Euro entrichten. Der Neupreis jedes Geräts liegt bei ungefähr 400 Euro.

„Nicht nur formale Kriterien wie Hartz 4 spielen bei der Berücksichtigung eine Rolle“, sagt Andrea Schattberg, die Leiterin des Fachbereichs Schule (Schulverwaltungsamt). „Auch Angaben, ob bereits ein funktionierendes Gerät zu Hause ist oder wie viele Geschwister, die sich im Alltag ein Gerät teilen könnten, mussten gemacht werden.“ Dadurch habe man einen sehr breiten Kriterienkatalog aufstellen können. Zwischen 70 und 80 Prozent der Schüler, deren Familien Staatshilfe wie Hartz 4 beziehen, habe man so erreichen können. In der Vergangenheit getätigte Firmenspenden wie die des Computerherstellers Medion, der 600 Geräte an Schulen im Essener Norden verteilte, tun ihr Übriges dazu.

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