Essen-Kupferdreh. Nach einem Streit vor einer Schule hatte eine Essener Schulbusfahrerin Anzeige erhoben. Deswegen stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein.

  • Eine Schulbusfahrerin hatte im Oktober vergangenen Jahres Anzeige erstattet. Sie gab an, von einer Mutter vor der Essener Josefschule beleidigt worden zu sein.
  • Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren jetzt eingestellt, es gebe keine unbeteiligten Zeugen und die Angeklagte bestreite die Vorwürfe. Die Schulbusfahrerin hat Einspruch eingelegt.
  • Lehrer und Lehrerinnen von Essener Grundschulen haben sich derweil an die Politik gewandt und um Hilfe beim Thema Elterntaxis gebeten.

Elterntaxi-Streit im Oktober vor Essener Grundschule eskaliert

Der Streit um einen Parkplatz war in Essen-Kupferdreh im vergangenen Jahr vor der Essener Josefschule eskaliert. Beteiligt waren offenbar eine Mutter, die ihr Kind mit dem Auto von der Grundschule abholen wollte und eine Schulbusfahrerin. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren jetzt eingestellt. Dagegen hat die Busfahrerin umgehend Einspruch eingelegt.

Der Vorfall passierte im Oktober vergangenen Jahres. Nach Angaben der Schulbusfahrerin, Karin Pfundheller, wollte sie an der Haltestelle direkt an der Schule Schulkinder einsammeln und in ihrem 22-Sitzer nach Hause bringen. Es parkten dort aber mehrere Autos. Karin Pfundheller stieg aus, um die Situation zu fotografieren. Sie stellte sich vor die Autos und nahm ihr Smartphone zur Hand. In dem vordersten Fahrzeug saß jedoch die Mutter eines Kindes bei laufendem Motor und soll alles andere als begeistert gewesen sein. Laut Pfundheller soll sie die Busfahrerin zunächst beleidigt haben, soll dann Gas gegeben haben und auf die 69-Jährige zugefahren sein. Dort soll sie dann nur wenige Zentimeter vor ihr stehen geblieben sein.

Mutter soll Essener Schulbusfahrerin Mittelfinger gezeigt haben

Am nächsten Tag trafen sich laut Pfundheller genau diese Mutter und die Busfahrerin wieder an der Haltestelle in der Narjesstraße. „Da hat sie meiner Frau den Mittelfinger gezeigt“, erzählt Ralf Pfundheller, für den eine Grenze überschritten war. Er ging mit seiner Frau zur Polizei und erstattete Anzeige.

Darum fahren Eltern ihre Kinder zur Schule

Nach der Berichterstattung unserer Redaktion zum Thema Elterntaxis im vergangenen Jahr schilderten Eltern im sozialen Netzwerk Facebook ihre Beweggründe. Ein Mutter schrieb: „Ich fahre mein Kind nicht bis ins Schulgebäude, aber ich konnte in der Kitazeit lang genug miterleben, wie die Straßensituation einfach für manche zu gefährlich war und kann auch Ängste und Sorgen von Müttern verstehen.“ Ein anderer: „Leider hat sich die Situation auf den Straßen verschlimmert. Die Gehwege sind zugeparkt und unübersichtlich.“Als weiteren Grund für Elterntaxis schildern Nutzer bei Facebook, dass sich die Lebenssituation der Familien geändert hat: „Viele fahren anschließend weiter zur Arbeit, früher waren bis auf Ausnahmen viele Mütter noch nicht unbedingt berufstätig.“Die Polizei verzeichnet aus dem Jahr 2021 einen einzigen Schulwegunfall. Im Juni sei ein 13-Jähriger von einem Lkw übersehen worden, als er die Segerothstraße im Westviertel mit seinem Rad überqueren wollte. Er wurde leicht verletzt. Laut Polizei-Sprecher Pascal Schwarz-Pettinato könnte die Dunkelziffer bei Schulwegunfällen jedoch höher sein, weil die Kollegen und Kolleginnen in die Berichte nicht zwangsläufig das entsprechende Stichwort eingeben, erst dann würde es aber in der Statistik auftauchen.

Die Polizei hat die Ermittlungen einige Wochen später an die Staatsanwaltschaft übergeben, von der Karin Pfundheller jetzt Post erhalten hat. Aus dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, geht hervor, dass das Verfahren eingestellt wurde. Die Beschuldige bestreite die Vorwürfe und es gebe keine unbeteiligten Zeugen. Somit würde Aussage gegen Aussage stehen. „Im Falle einer Anklageerhebung wäre daher nicht mit der Verurteilung der Beschuldigten zu rechnen", so die Staatsanwaltschaft.

Für das Ehepaar Pfundheller ist das frustrierend: „Das finden wir überhaupt nicht in Ordnung“, so Ralf Pfundheller. Er beharrt darauf, dass die Mutter ihr Auto als Waffe einsetzen wollte und hat das jetzt in einem Einspruch-Schreiben an die Staatsanwaltschaft nochmals deutlich gemacht. Seine Argumentation: „Es kann nicht sein, dass wir Kinder sicher zur Schule bringen sollen und daran von den Eltern gehindert werden.“ Es ginge ihm in diesem Fall weniger um die Beleidigung, sondern hauptsächlich um die Sicherheit der Kinder.

Elterntaxis: Lehrer hatten Politik um Unterstützung gebeten

Diese zu gewährleisten sei schwierig, wenn die Unterstützung fehle. Nach Angaben von Ralf Pfundheller hat sich die Situation an der Josefschule zuletzt etwas gebessert, die Schule habe noch einmal Druck auf die Eltern ausgeübt. Dennoch sei der Parkdruck vor allem an den Markttagen – mittwochs und samstags – hoch, da die Josefschule nur unweit vom Marktplatz entfernt liegt. Gleiches gilt für die andere Grundschule in Kupferdreh, die Hinsbeckschule. Auch die steuert Pfundheller mit dem Essener Schulbus-Unternehmen an. Und dort sei die Lage kritisch.

Zuletzt hatten Lehrer und Lehrerinnen sogar die Politik um Hilfe gebeten. In einem Schreiben an die Bezirksvertretung hatten sie erklärt, dass Eltern vor der Hinsbeckschule mitunter gegen die Verkehrsrichtung halten, um ihr verspätet kommendes Kind zur Schule bringen zu können. Auch die Haltemöglichkeiten für den Schulbus seien oft eingeschränkt. Teilweise würden lautstarke Konflikte ausgetragen.

Die Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel hat jetzt sowohl das Ordnungsamt der Stadt Essen als auch den Bezirksdienst der Polizei gebeten, die Lage an den beiden Kupferdreher Grundschulen zu überprüfen und im Blick zu halten. Weiterhin sind die Zuständigen der Polizei in eine der nächsten Sitzungen eingeladen, um den Politikern Situation und Ergebnisse zu schildern.