Duisburg. Trotz des Anschlags in München demonstrierten in Duisburg über 300 Erzieherinnen und Erzieher. Das sind die Auswirkungen für Kitas und Jugendzentren.

In vielen der rund 200 Kindertagesstätten Duisburgs blieb am Mittwoch die Bauecke leer und die Puppenecke unbespielt: Erzieherinnen und Erzieher, weitere Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes etwa in Jugendzentren und beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) haben gestreikt.

Nach Angaben der Stadt Duisburg waren 14 Kitas komplett geschlossen, 31 Kitas haben Notgruppen angeboten. Sieben Einrichtungen seien im Normalbetrieb und nicht an den Streiks beteiligt. Die Infos basieren allerdings nur auf den Angaben von 52 Einrichtungen, die sich zurückgemeldet haben, schreibt Pressesprecher Christoph Witte. Die Stadt betreibt über 80 Kitas. Im Bereich der Jugendzentren werden das Juzo, Die Zitrone, das Spielezentrum Süd und die Robinson-Abenteuerfarm bestreikt. Aus den Reihen des ASD streiken laut Pressestelle einige Mitarbeiter der Außenstelle Meiderich II. Nach Angaben von Verdi waren sogar elf Jugendzentren komplett geschlossen, fünf weitere in einer Notbesetzung.

Warnstreik im Öffentlichen Dienst: Kundgebung in Duisburg

Zu einer zentralen Kundgebung kamen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi rund 300 Kolleginnen und Kollegen in die Innenstadt. Dabei gedachten sie mit einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags von München. Hier war vor einer Woche ein Afghane mit einem Auto in eine Demonstration von Verdi gefahren. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, eine Mutter und ihr zweijähriges Kind starben später im Krankenhaus.

Warnstreik in Duisburg
Aus Sicherheitsgründen haben sich die Streikenden zwischen den schwebenden Gärten getroffen. © verdi | Markus Renner

„München hat uns erschüttert, aber nicht eingeschüchtert“, betont Renner. „Das war kein Angriff auf Verdi, sondern eine Amokfahrt.“

In Absprache mit der Polizei und für ein besseres Sicherheitsgefühl habe man als Versammlungsort bewusst die schwebenden Gärten zwischen Forum und Stadttheater gewählt, weil hier kein Angriff mit einem Auto möglich wäre. In der Kommunikation im Vorfeld habe Renner aber den Eindruck gewonnen, dass die Menschen zwar betroffen und bestürzt sind, aber keine Angst haben, auf die Straße zu gehen.

Markus Renner, Sekretär der Gewerkschaft Verdi, kündigt weitere Warnstreiks an.
Markus Renner, Sekretär der Gewerkschaft Verdi, kündigt weitere Warnstreiks an. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Weil die zweite Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und ver.di ergebnislos verlaufen ist, sind sie sauer, betont der zuständige Gewerkschaftssekretär Markus Renner: „Es ist eine absolute Unverschämtheit und Respektlosigkeit gegenüber den Beschäftigten, dass auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot der Arbeitgeber vorliegt.“

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Die Forderungen seien seit Ende Oktober bekannt und die Arbeitgeberseite sei nicht in der Lage, etwas anzubieten. „Die nun kommenden Streiks haben sie zu verantworten!“, so Renner, der aber noch keine Details zu weiteren Ausständen nennen kann. Eine Nullrunde sei jedenfalls „gar nicht unser Ding“.

Beschäftigte fordern drei zusätzliche freie Tage

Die Beschäftigten fordern einen „anständigen Abschluss“ in der laufenden Tarifrunde des öffentlichen Dienstes. Konkret sind das 8 Prozent mehr Lohn, was in Summe mindestens 350 Euro bedeuten würde. Außerdem fordern sie 200 Euro mehr für Auszubildende, Dual-Studierende und Praktikanten sowie drei zusätzliche freie Tage.

Vor allem die freien Tage kritisieren die Arbeitgeber, weil sie den Arbeitsdruck und die Belastung für die anderen Kollegen noch zusätzlich verdichten würden. Aus Gewerkschaftssicht funktioniert die Argumentation aber genau andersherum: Nur mit einem attraktiveren öffentlichen Dienst könne man mehr Mitarbeiter gewinnen und so den Druck aus den Belegschaften nehmen.

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Laut Verdi haben bundesweit schon 280.000 Kolleginnen und Kollegen diese Forderung mit ihrer Unterschrift unterstützt. In Duisburg seien es über 3400. Für sie und insgesamt mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen gehen die Verhandlungen am 14. März weiter.

Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Karin Welge, hat die Warnstreiks zuletzt als „unverhältnismäßig“ kritisiert. Sie verweist auf die angespannte Finanzlage vieler Kommunen.

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