Duisburg. Durch die Klinikreform muss das Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen schmerzhafte Verluste verkraften. Auf diese Schwerpunkte setzt die neue Strategie.
Ein langer Flirt mit den Sana-Kliniken hat das Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen nicht in eine Klinik-Ehe geführt. Geschäftsführerin Rita Tönjann blickt mit den rund 750 Mitarbeitenden nun nach vorn und optimistisch auf die künftige Ausrichtung als Stadtteil-Klinik. Doch die fußt nicht allein auf der Grundversorgung für 60.000 Menschen in Rheinhausen. Mit seinen Stärken will das Haus über die Stadtgrenzen hinaus punkten und eine wirtschaftlich stabile Zukunft ansteuern.
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Im Stadtwesten sei das Haus „wesentlich für die Versorgung“, betont Tönjann, die in Rheinhausen ins fünfte Amtsjahr geht und auch für die wirtschaftliche Führung des Ev. Krankenhauses Bethesda in Mönchengladbach verantwortlich ist. Allein die Zentrale Notaufnahme (ZNA) zählt rund 20.000 Patienten pro Jahr.
Johanniter-Krankenhaus: Kompetenz in der Altersmedizin ist von Bedeutung für ganz Duisburg
Durch die NRW-Klinikreform muss das Haus allerdings Verluste verkraften. Schmerzlich ist der Verlust für die Endoprothetik – Gelenkersatz an Knie und Hüfte dürfen am Kreuzacker ab Ende 2025 nur noch in der Notfall-Versorgung, nicht aber bei geplanten Eingriffen operiert werden.
In der Onkologie muss man sich auf den Leistungsbereich Leukämie/Lymphome beschränken, hier wird die Kooperation mit Sana und dem gemeinsamen Chefarzt Dr. Sebastian Balleisen fortgesetzt. Für Leber- und Pankreas-Operationen gibt es keine Genehmigung des NRW-Gesundheitsministeriums.

Spitzentechnik und besondere Kompetenzen in der Kardiologie
Dass die EPU-Ablationen (Katheter-Eingriffe bei Herzrhythmus-Störungen) künftig nicht mehr gemacht werden dürfen, schmerzt Prof. Dr. Brigitte Osswald. Dennoch soll sie gemeinsam mit Prof. Dr. Gunnar Plehn künftig eine Kardiologie „mit Exzellenzstatus“ führen, wie die Geschäftsführerin formuliert. Noch im vergangenen Jahr wurden die Herzkatheter-Messplätze erneuert, besondere Expertise hat die Chefärztin in der Sonden-Extraktion per Lasertechnik. Für das minimalinvasive Verfahren zur Entfernung von Herzschrittmacher-Elektroden steht seit vier Jahren eine Technik zur Verfügung, über die nur wenige Krankenhäuser verfügen.
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
Wichtiges Standbein ist schon länger die Altersmedizin (Geriatrie) – sie soll durch die Zertifizierung des Hauses als „Alterstraumatologisches Zentrum“ eine weitere Aufwertung erfahren. Es gebe, etwa für die Versorgung von Knochenbrüchen infolge von Stürzen „eine hohe Nachfrage“, berichtet die Geschäftsführerin.
Hoffnung auf Förderung für Erweiterung von Geriatrie und Tagesklinik
In der Geriatrie, so Tönjann, werde es eine Zusammenarbeit mit Sana geben – die Klinik am Kalkweg stellt ihre neurologische Expertise zur Verfügung, die sie im eigenen Haus mit der Geriatrie verknüpft. Die eigenen Kapazitäten wollen die Johanniter ausbauen.
Ein Förderantrag über 7,5 Millionen Euro zur Erweiterung von Geriatrie und Tagesklinik wartet auf die Genehmigung des Ministeriums. In die Umsetzung geht ab März die Modernisierung der Radiologie: In neue Technik fließen rund drei Millionen Euro.

28 Millionen Euro für die Modernisierung der Bettenstationen
Weil auch ambulante geriatrische Patienten versorgt werden, stoßen die Kapazitäten des hauseigenen Therapie-Zentrums an Grenzen. Deshalb ist der Ausbau des physio- und ergotherapeutischen Angebots geplant. Als Shunt-Zentrum hat das Johanniter mit Dr. Alexander Meyer einen ausgewiesenen chirurgischen Fachmann für Dialyse-Patienten aus Duisburg und Nachbarstädten.
Seit 2018 investierten die Johanniter insgesamt rund 37 Millionen Euro in den Standort Rheinhausen, rechnet die Geschäftsführerin vor, davon 28 Millionen Euro in die Modernisierung aller Bettenstationen. Für zwei Millionen Euro wurden OP-Ausstattung und Zentral-Sterilisation auf den Stand der Technik gebracht.
Geschäftsführerin Rita Tönjann: Schwarze Zahlen im operativen Geschäft
Wirtschaftlich sieht die Geschäftsführerin mit der neuen Strategie eine gute Basis für das Haus. Die zuletzt roten Zahlen in den Jahresbilanzen seien auch den Investitionen und Abschreibungen sowie der Corona-Pandemie geschuldet. „Dabei konnten wir auf die Unterstützung des Johanniter-Verbundes zählen.“ Im Ergebnis für 2024 soll der ausgewiesene Verlust unter einer Million Euro liegen. „Im operativen Bereich sind wir bereits positiv“, sieht Rita Tönjann die schwarze Null in Sichtweite.
>> DEUTLICHER ZUWACHS BEI DER ZAHL DER PFLEGEKRÄFTE
- Bei der Zahl der Pflegenden habe das Johanniter-Krankenhaus deutlich zugelegt, berichtet die Geschäftsführerin: „Seit 2019 habe wir zusätzlich 60 Kräfte eingestellt.“
- Eine eigene Pflegeschule hat die Rheinhauser Klinik nicht. Sie kooperiert in der Ausbildung mit den Pflegeschulen in Düsseldorf-Kaiserswerth und am Bethanien im benachbarten Moers.
- Außerdem setzen die Johanniter auch auf ausländische Fachkräfte. Seit Januar 2024 gehören fünf Pflegefachfrauen aus China zum Team. Sie bereiten sich neben der Arbeit in Sprachkursen auf die Anerkennung ihrer Ausbildung in Deutschland vor.