Duisburg. Erfüllt das Duisburger Straßenverkehrsamt auch beim Klimaschutz modernste Standards? Die Stadt hat dies immer wieder betont. Doch jetzt kommen Zweifel auf.
Duisburg will bis 2035 klimaneutral werden. Und so wurden die Stadt und die beauftragte Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) auch beim Bau des neuen Straßenverkehrsamts nicht müde, den Aspekt der Nachhaltigkeit immer wieder zu betonen. Die Rede war von energiesparenden LED-Leuchten, einer emissionsarmen Luft-Wärme-Pumpe – und einer leistungsstarken Photovoltaikanlage auf einem begrünten Dach. Doch zumindest, was die PV-Anlage betrifft, kommen jetzt angesichts ihrer Dimensionierung Zweifel auf, wie ein Leser gegenüber der Redaktion bemerkt.
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Tatsächlich müssen die Wirtschaftsbetriebe in Duisburg (WBD) als Vermieter des Gebäudes an die Stadt auf Nachfrage einräumen, dass die Anlage mit nur 8,6 kWp ausgelegt ist. Damit können im Schnitt etwa bis zu 9000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden – eine Größenordnung für Einfamilienhäuser. Das dreistöckige Straßenverkehrsamt hat aber eine Bruttogeschossfläche von etwa 4350 Quadratmetern.
Straßenverkehrsamt in Duisburg: Warum ist die Photovoltaikanlage so klein?
Nun können oder wollen die Wirtschaftsbetriebe die Frage nicht beantworten, wie viel Strom die PV-Anlage bisher tatsächlich erzeugt hat und wie hoch der Stromverbrauch im gesamten Gebäude im Vergleich dazu im vergangenen Jahr war. „Aufgrund des kurzen Zeitraums seit der Eröffnung des Straßenverkehrsamtes und der hohen Detailtiefe Ihrer Fragen“ können dazu aktuell keine genauen Angaben gemacht werden, teilt eine WBD-Sprecherin gegenüber der Redaktion mit. Zur Einordnung: Das Straßenverkehrsamt ist seit 12. März 2024 geöffnet.
Wie gering der Beitrag der PV-Anlage an der Energieversorgung des Straßenverkehrsamts ist, wird allerdings an folgender Aussage klar: „Auch wenn die gesamte Dachfläche des Straßenverkehrsamtes für eine Photovoltaikanlage genutzt würde, könnte diese den gesamten Stromverbrauch des Gebäudes nicht vollständig decken“, so die Sprecherin.
Photovoltaikanlage hat 23.000 Euro gekostet
Die Anlage hat nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe 23.000 Euro netto gekostet. Damit sei ein vorgegebenes Budget eingehalten worden. Fakt ist, dass es sich angesichts eines Gesamtvolumens von 16,8 Millionen Euro für das neue Straßenverkehrsamt um eine überschaubare Summe handelt. Warum hat die Stadt nicht mehr in Photovoltaik investiert?
„Bei der ursprünglichen Planung des Straßenverkehrsamtes wurde das Gebäude mit einem Gründach konzipiert, um die ökologischen Vorteile zu nutzen“, erklärt die WBD-Sprecherin. „Im Jahr 2021 wurde zusätzlich der Beschluss gefasst, eine Photovoltaikanlage zu installieren, um die Energieeffizienz weiter zu erhöhen. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst viel von der bestehenden Gründachfläche zu erhalten. Nichtsdestotrotz konnte die Integration der PV-Anlage erfolgreich umgesetzt werden.“
Teil der Haustechnik auf dem Dach
Bei einer viel größeren Anlage wäre es laut Wirtschaftsbetriebe zudem äußerst schwierig gewesen, ausreichend Platz für die notwendige Haustechnik innerhalb oder außerhalb des Gebäudes zu finden. Ein Teil befinde sich auch auf dem Dach.
Allerdings werde das gesamte Thema Photovoltaik derzeit neu aufgestellt, um zukünftige Projekte effizienter und nachhaltiger zu gestalten. „Wir sehen großes Potenzial in der Nutzung von PV-Anlagen und setzen dies bereits in weiteren Bauvorhaben um, zum Beispiel beim Neubau von Feuerwachen“, betont die WBD-Sprecherin.
Fokus soll jetzt verstärkt auf erneuerbare Energien liegen
Der Fokus liege nun verstärkt auf der Integration erneuerbarer Energien, um den Energieverbrauch städtischer Gebäude weiter zu optimieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Derzeit existieren nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe jedoch noch keine festen Standards oder Richtlinien für die Planung von PV-Anlagen in solchen Projekten. Gleichwohl macht die Landesbauordnung in NRW Solaranlagen auf neuen Gebäuden zur Pflicht.
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Die WBD weisen außerdem darauf hin, dass dabei stets die technischen und räumlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssten, um die bestmögliche Lösung zu finden. Zuletzt hatte es Diskussionen um Solartechnik für das geplante neue Dach der MSV-Arena gegeben. Eine PV-Anlage ist dabei gar nicht vorgesehen. Das Bündnis Klimaentscheid hatte dies deutlich kritisiert.
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Christopher Mainka, Geschäftsführer der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM), hielt dagegen, dass dafür die Stützlast mit umfangreichen Arbeiten erhöht werden müsste. Die mit 15 bis 20 Millionen Euro veranschlagten Baukosten für das neue Dach würden sich dann aber verdoppeln.
>> KEIN ÖKOSTROM FÜR DAS DUISBURGER VERKEHRSAMT
- Für den Bedarf über die PV-Anlage hinaus beziehen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) den Strom für das Straßenverkehrsamt über einen Rahmenliefervertrag mit der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV).
- Dieser Vertrag ermögliche es, den Strombedarf effizient und kostengünstig zu decken, so eine WBD-Sprecherin. Die Kosten setzen sich demnach aus Netzentgelten und einem Arbeitsentgelt der DVV zusammen.
- Allerdings: Bei den Verträgen, die die Wirtschaftsbetriebe vom früheren Immobilien-Management Duisburg (IMD) übernommen haben, handelt es sich bei einem erneuten Blick auf die Nachhaltigkeit nicht um Ökostrom.
- Die WBD beziehen nach eigenen Angaben grundsätzlich schon Ökostrom von der DVV beziehungsweise den Stadtwerken Duisburg und prüfen zukünftig eine Vereinheitlichung der Verträge.