Duisburg. Ein Duisburger Imbiss lockt mit seinem Schaschlik-Rezept aus den 60er Jahren – wir haben es getestet. Doch die Pommesbude hat noch einen anderen Trumpf.

Die Pommesbude, gerade im Ruhrgebiet, ist ein Ort im Limbo, in der Schwebe. Ein Ort, an dem die Zeit stillsteht, während draußen der Fluss der Zeit unaufhörlich weiter rauscht. Ein Ort der Geborgenheit, an dem jeder das bekommt, was er verdient und was er braucht, ein Ort für eine kurze Verschnaufpause vom Alltag. Und das Schönste daran: Wer eine Pommesbude betritt, fühlt diese Dinge, einfach so, ohne, dass es philosophische Ergüsse wie die der letzten drei Sätze bräuchte.

Das ist bei „Bolders Brutzelei“ in Duisburg-Wedau nicht anders. Der alteingesessene Südler sagt natürlich immer noch „Wambachgrill“, aber so oder so, man weiß, was gemeint ist. Die Pommesbude ist angenehm aus der Zeit gefallen, und auch wenn man ja aufpassen sollte, die romantische Vergangenheitsverklärung nicht allzu exzessiv zu betreiben: Hin und wieder, wenn Körper und Seele nach dem deutschen Soul Food lüsten, sei es erlaubt. Wir haben uns also aufgemacht in die Südinstitution „Bolders Burtzelei“, und haben sie unserer Gastro-Kritik unterzogen.

Atmosphäre, Geschmack und mehr: Bolders Brutzelei in Duisburg in der Gastro-Kritik

Atmosphäre: Man könnte es hier kurz halten. Eine lange Theke mit allem, was ein Imbiss braucht, ein großer, sauberer Gastraum, Toiletten, im Sommer auch Plätze vor der Tür. Nun ist es aber so, dass die Menschen die Pommesbude machen, nicht der Raum. Und wenn man im Wambachgrill mal die Öhrchen spitzt, merkt man auch ganz schnell, warum.

Ein Schauspiel für sich: Bei Bolders Brutzelei in Duisburg herrscht eine so typische wie unterhaltsame Pommesbuden-Atmosphäre. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Bei unserem Besuch steht vor uns ein Mann in der Schlange, nennen wir ihn Harry. Harry macht höflich Smalltalk mit der Bedienung, nennen wir sie Sally. In jedem anderen Geschäft würde es dabei bleiben, aber nicht in einer Pommesbude, nicht bei Bolders Brutzelei. Sally und Harry schaukeln sich gegenseitig hoch, Sally findet, dass Harry sie ja mitnehmen könnte zum Mittagessen, und Harry lacht, während er sich den Gurkensalat als Vorspeise für seine Currywurst (doppelt) und Pommes bestellt.

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Harry sagt, dass das ja schon bequem sei mit dem Essen bestellen, weil man ja nicht spülen muss zu Hause. Sally bleibt hartnäckig und kommt nochmal auf das gemeinsame Mittagessen zurück, und dass sie persönlich dann ja auch kein schlechtes Gewissen haben müsste, des Imbiss-Essens wegen – schließlich hat sie es ja gekocht. Vergnügtes Gelächter beider Seiten. Dann geht Harry, mit Currywurst und Gurkensalat, aber ohne Sally. Und man versteht, was Helge Schneider einst mit „Eduscho-Studium“ meinte.

Service: Hier könnte man es nicht nur kurzhalten, man muss sogar. Denn der Service ist genau so, wie er in einer Pommesbude zu sein hat: schnörkellos, freundlich, schnell. Tüte oder reicht die Styroporbox auf die Hand? Besteck mitnehmen? Extra Servietten? Das Personal denkt an alles, das man selbst vergessen hat.

Angebot und Geschmack: Im Wambachgrill gibt es alles, was man von einer Pommesbude erwartet – und hier und da auch noch ein bisschen mehr. Zu den Pommes (klein 2,30 Euro, mittel 2,60 Euro, groß 3 Euro) gesellen sich die Currywurst (3,30 Euro), die Curryfrikadelle (3,30 Euro), das Jägerschnitzel mit Pommes (8,10 Euro) und eine ganze Menge mehr.

Auf der Karte stehen aber auch eine Haxe (6,10 Euro, nur donnerstags), diverse Salate ab 2 Euro und sogar Spießbraten (im Brötchen 3,90 Euro, mit Pommes und Salat 7,60 Euro). Noch abwechslungsreicher wird es aber mit der Wochenkarte, die es im Internet unter duisburger-partyservice.de stets aktuell gibt und die vor allem mit Eintöpfen besticht.

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Doch ein Gericht, das überstrahlt sie alle: das hausgemachte Schaschlik, nach einem Familienrezept aus den 60er Jahren. Im Test macht der Fleischspieß, der ursprünglich aus dem Balkan kommt, eine ausgesprochen gute Figur – mit einem Abzug in der B-Note. Mit einer kleinen Portion Pommes kostet der Spieß 6,50 Euro, und dafür bekommt man auch eine ordentliche Portion.

Die Pommes sind ausgesprochen knusprig und kartoffelig, das Fleisch ist würzig und zart – meistens. Hin und wieder hat sich ein zähes Stückchen ins Schaschlik verirrt, und so selten es passiert, trübt es den Genuss doch ein wenig.

Was Frisches für vorneweg: Die Salatauswahl bei Bolders Brutzelei in Duisburg ist ziemlich umfangreich. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Star der Show ist aber zweifellos die Soße, die es übrigens auch ganz ohne Spieß für andere Gerichte zu kaufen gibt (80 Cent). Die Soße ist fantastisch ausbalanciert, der Gemüsegeschmack ist sanft, aber nicht penetrant, das Ganze schmeckt pikant, aber nicht zu Tode gewürzt. Insgesamt greifen Fleisch, Pommes und Soße wunderbar ineinander, nichts ist zu dominant – doch alleine für die Schaschliksoße lohnt sich ein Besuch in Wedau.

Fazit: Wer Pommesbuden mag, wird Bolders Brutzelei/den Wambachgrill lieben. Hier gibt es alles, was man von einem solchen Imbiss erwarten darf, und noch mehr. Das Geheimrezept-Schaschlik enttäuscht nicht, die Soße schmeckt hervorragend. Und als Nahrung für die Seele gibt es Geschichten und Beobachtungen wie jene von Harry und Sally kostenlos obendrauf.

Bewertung:

Geschmack: 4/5 Punkten

Atmosphäre: 5/5 Punkten

Service: 4/5 Punkten

Preis-Leistungs-Verhältnis: 4/5 Punkten

Adresse: Kalkweg 179e, 47279 Duisburg

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 7 bis 21 Uhr, samstags von 11 bis 21 Uhr, sonntags geschlossen

Info, Speise- und Wochenkarte: duisburger-partyservice.de

Telefon: 0203 64950

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.