Duisburg. Nach 18 Jahren schließt Wiltrud Tomann ihre Buchhandlung „Lesenswert“ in Duisburg-Walsum. Das sind ihre Gründe und so geht es für sie weiter.

Walsums einzige Buchhandlung ist bald Geschichte: Am 31. Januar schließt Wiltrud Tomann das „Lesenswert“ in der Einkaufspassage am Kometenplatz für immer. Dann wird es im Stadtteil keinen Buchladen mehr geben. Das war schon vor 18 Jahren so, als die Quereinsteigerin ihr Geschäft an den Start brachte.

„Eigentlich bin ich gelernte Krankenschwester und war in Walsum immer auf der Suche nach einer Buchhandlung“, sagt die 62-Jährige. Mit 42 ist sie in Elternzeit gegangen, weil sie sich intensiv um ihren vierjährigen Adoptivsohn kümmern wollte. In der Phase kam ihr die Idee, einen Buchhandel zu eröffnen. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Buchhandlung „Lesenswert“ in Duisburg-Walsum schließt Ende Januar

Jetzt die Kehrtwende: „Bevor ich in Rente gehe, möchte ich die letzten Jahre wieder in der Pflege arbeiten“, erklärt Tomann. Deshalb schließt sie das „Lesenswert“ mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Am Ende ist es eine Gemengelage, warum die Walsumerin ihren Laden aufgibt.

Buchladen Lesenswert in Aldenrade schließt
Mit diesem Aushang informiert Wiltrud Tomann ihre Kunden darüber, dass das „Lesenswert“ schließt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müler

Ihr Mann Jörg, der auch immer im Laden mitgemischt hat, zählt auf: „Walsum verändert sich, das Einkaufsverhalten der Menschen sowieso.“ „Außerdem wird man in der Passage nicht gesehen. Als ich vor acht Jahren das Ladenlokal gemietet habe, dachte ich, hier steppt der Bär“, ergänzt seine Frau. Dem sei aber nicht so. Dazu kommt der Wunsch, noch einmal im alten Job zu arbeiten. Tomann hat längst eine Stelle gefunden, die sie direkt nach der Schließung antritt.

„Der Niedergang von Walsum ging schon los, als Hertie zugemacht hat“, sagt Jörg Tomann, „da war schon was zu spüren.“ Das war immerhin schon 2009. Das Paar beobachtet natürlich das Buchhandel-Sterben in den anderen Stadtteilen, weiß, dass alle Kolleginnen und Kollegen zu kämpfen haben. „Wir sind fast schon stolz, dass wir als Quereinsteiger so lange durchgehalten haben. Einige der anderen vor uns waren ja alt eingesessene Buchhändler“, sagt der 63-Jährige, der auch in der Pflege tätig ist.

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Die Tomanns haben beide Herzblut ins „Lesenswert“ gesteckt und werden sicher ihr Leben lang viele schöne Erinnerungen mit dem Buchladen verbinden. Zwei Highlights kommen ihnen sofort in den Sinn. Das wäre der Verkaufsstart des siebten Harry-Potter-Bandes „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ im Oktober 2007. „Wir haben ab Mitternacht verkauft. Ein Buch nach dem anderen ist über die Theke gegangen“, erinnert sich Wiltrud Tomann. „Mein Mann hat Glühwein und Kinderpunsch ausgeschenkt.“ 300 Exemplare hatte die Buchhändlerin bestellt und tatsächlich alle verkauft.

Ein Jahr später hat das Ehepaar den Schauspieler und Buchautor Hardy Krüger für eine Lesung nach Walsum geholt. „Die Stadthalle Walsum war ausverkauft. Wir waren ganz schön aufgeregt“, blickt die Buchhändlerin zurück. 220 Besucherinnen und Besucher wollten den damals schon 80-jährigen Filmstar sehen. Der nahm sich nach der Veranstaltung auch viel Zeit für Autogramme und hat eifrig Bücher signiert. „Er war einfach toll“, schwärmt Tomann.

Die Stammkunden finden es natürlich traurig, dass sie bald keine Anlaufstelle mehr in Walsum haben. „Aber sie haben auch Verständnis für unsere Entscheidung“, sagt Wiltrud Tomann. Am Montag, 13. Januar, beginnt sie mit dem Ausverkauf. Dann können sich die Kunden über Rabatte freuen.