Duisburg. Der Rote Riese gilt als Positivbeispiel im Problemviertel, doch nun treten viele Mängel auf. Das sagt eine Sanitärfirma jetzt zum Gebäudezustand.
Nette Mieter, die sich kennen und gegenseitig helfen, ein Concierge, der Pakete annimmt und den Zugang rund um die Uhr kontrolliert, dazu ein kernsaniertes Gebäude mit Gesundheitszentrum: Der Rote Riese an der Hanielstraße 36 und 38 gilt als Vorzeigeprojekt in der Hochhaussiedlung von Duisburg-Hochheide.
Die Mieterstruktur, Mitarbeiter vor Ort und kurze Wege zum Arzt schätzen viele Bewohner auch weiterhin. Es mehren sich jedoch Beschwerden über den Zustand des Gebäudes und der Wohnungen. Dabei war der Rote Riese nach der Zwangsversteigerung 2007 für über zehn Millionen Euro komplett erneuert worden.
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Roter Riese in Duisburg: „Anlagen in einem stark reparaturbedürftigen Zustand“
Immer mehr Mieterinnen und Mieter beklagen, dass sie nicht vernünftig heizen und oft kein warmes Wasser benutzen können. Nach Angaben der Hausverwaltung sind defekte Wärmetauscher die Ursache. Kurz vor Weihnachten kam ein Rohrbruch dazu, der gerade die Wasserversorgung in einem Gebäudeteil lahmlegt.
Jetzt spricht auch eine Sanitärfirma davon, dass es viele Mängel im Roten Riesen gibt. Die SEH Haustechnik GmbH – Teil der Wüstefeld-Gruppe mit Sitz in Duisburg – soll sich seit Anfang 2024 um die Heizungs- und Sanitärtechnik im Gebäude kümmern. Sie sei beauftragt worden, Anlagen zu reparieren und instand zu halten sowie Mängeln an der Warmwasser- und Heizungsversorgung zu beheben, so das Unternehmen.
„Bereits bei der Übernahme der Arbeiten mussten wir feststellen, dass die technischen Anlagen in einem stark reparaturbedürftigen Zustand sind“, sagt Thomas Wüstefeld, der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, gegenüber unserer Redaktion.
Externe Fachfirma sucht nach Schaden in der Wasserleitung
Viele Wohnungsstationen, die für Warmwasser und Heizwärme zuständig sind, seien defekt oder ausgefallen. Dadurch seien „sowohl die Warmwasserversorgung als auch die Heizungsregulierung erheblich beeinträchtigt“.
Hinzu kommt der Rohrbruch. Die Stelle, an der die Leitung beschädigt ist, müsse erst noch gefunden werden. Danach suchen jedoch nicht die Fachleute von Thomas Wüstenfeld. Denn damit habe die Hausverwaltung eine externe Leckagefirma beauftragt. Die SEH Haustechnik will sich nun bei der Hausverwaltung melden, um weitere Schritte abzustimmen.
Betroffene Bewohner hatten sich darüber geärgert, dass Handwerker zu mehreren Terminen ohne Absage nicht erschienen seien und rund um die Feiertage zwei Wochen lang gar nicht vor Ort waren.
Thomas Wüstefeld bestätigt, dass die SEH Haustechnik vom 20. Dezember bis 5. Januar in den Betriebsferien war und dass in dieser Zeit kein Notdienst zur Verfügung stand. Diese Entscheidung sei im Vorfeld aber mitgeteilt worden. Bis zu Beginn der Ferien habe die Firma ihr „Möglichstes getan, um akute Probleme zu minimieren“. Dabei sei sie eingeschränkt gewesen, weil es „erhebliche Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen“ gegeben habe.
Die Firma verstehe den Unmut der Betroffenen, arbeite einerseits an Zwischenlösungen und andererseits daran, die Probleme langfristig zu beheben. Sie sei im engen Austausch mit der Hausverwaltung (IVI GmbH aus Essen) und dem Eigentümer (Lakis-Gruppe aus Neuss). So seien bereits reichlich Ersatzteile bestellt worden.
Mieter bemängeln Elektrik-Probleme und den Zustand der Wohnungen
Neben den kaputten Wärmetauschern und dem Rohrbruch beschweren sich Mieter der Hanielstraße 36/38 aktuell über weitere Mängel in den Wohnungen. So gebe es Probleme mit der Elektrik im ganzen Haus. Ein Bewohner, der anonym bleiben möchte, nennt als Beispiel: „Spülmaschine und Backofen können wir nicht gleichzeitig einschalten, weil dann die Sicherung rausfliegt.“
Ist der Backofen eingeschaltet, höre man laute Geräusche in der Wand. Im Wohnzimmer sieht der Mieter feuchte Flecken an der Decke. Auch die Türen, die „wohl mal wahllos abgeschnitten wurden“, habe nie jemand korrigiert. Er sagt: „Man hat das Gefühl, hier wurde nichts richtig saniert, sondern hier ist alles mit einer heißen Nadel gestrickt worden.“
Hausverwaltung und Eigentümer: Roter Riese sei „kernsaniertes Haus“
Dieser Behauptung widersprechen jedoch Hausverwaltung und Eigentümer in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Voreigentümer habe das Gebäude komplett erneuert. „Die grundlegende Sanierung umfasste die gesamte Heizungsanlage, die gesamte Elektroinstallation sowie die Fensteranlagen, Bodenbeläge und Innenausstattung.“ Das Objekt sei beim Brandschutz so ausgestattet worden, wie es die Hochhausverordnung vorgibt.
Die Hanielstraße 36/38 sei „ein kernsaniertes Haus, das am Markt sehr rege nachgefragt wird“. Auf Wohnungen gebe es teilweise Wartelisten. Aktuell seien nur fünf bis sechs Einheiten nicht belegt. Es sei ein Hausmeister fest eingestellt, „der auch im Haus selbst wohnt und als direkter Ansprechpartner fungiert“.
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>> Miete kürzen, wenn die Heizung ausfällt: Mieterschützer gibt Tipps
- Mieter dürfen die Miete kürzen, wenn der Vermieter vereinbarte Leistungen nicht erfüllt oder in einer Wohnung erhebliche Mängel auftreten, die der Mieter nicht selbst verschuldet. Darauf weist der Mieterschutzbund Niederrhein mit Sitz in Duisburg hin.
- Der Ausfall der Heizung oder Warmwasserversorgung zählt dazu, sagt Geschäftsführer Peter Heß: „Steht kein warmes Wasser zur Verfügung, ist eine Minderung von 25 Prozent üblich. Funktioniert die Heizung nicht, würde ich 50 Prozent der Miete abziehen.“
- Anspruch auf eine Mietminderung haben Mieter ab dem ersten Tag, an dem der Mangel auftritt. Sobald der Vermieter informiert wurde, dürfen Mieter so lange weniger Mieter zahlen, bis das Problem behoben ist.
- Peter Heß gibt den Tipp: „Betroffene sollen genau protokollieren, wann sie über was nicht verfügen. Am besten lässt man dies von Nachbarn oder Besuchern bezeugen und durch ihre Unterschrift bestätigen.“