Duisburg. Zoo Zajac hat einen Insolvenzantrag gestellt. Hatte das Zoogeschäft schon vor dem Tod von Norbert Zajac finanzielle Probleme? Zahlen geben Einblicke.
Zoo Zajac steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das laut Guinessbuch der Rekorde größte Zoogeschäft der Welt hat deshalb, wie berichtet, beim Amtsgericht Duisburg einen Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt. Doch wie überraschend kommt der finanzielle Druck?
Am Freitagnachmittag ist das Zoofachgeschäft sehr gut besucht. Der Parkplatz ist voll. Die Autokennzeichen verraten: Zoo Zajac ist über die Stadtgrenzen hinaus ein Anziehungspunkt. Die Kunden kommen aus Viersen, Geldern oder Borken, auch niederländische Nummernschilder sind zu sehen. Der Betrieb in Neumühl, so hat es auch Insolvenzverwalterin Sarah Wolf angekündigt, geht uneingeschränkt weiter.
Zoo Zajac ist insolvent: Viele Regale im Zoofachgeschäft sind aktuell leer
Doch der finanzielle Druck der vergangenen Monate ist für die Kundschaft wohl trotzdem sichtbar: So sind derzeit auffällig viele Regale im Zoogeschäft leer. Es werde für Nachschub gesorgt, heißt es auf kleinen Hinweiszetteln. „Im Moment ist nicht viel Ware auf Lager“, sagt auch ein Mitarbeiter einem Kunden im Gespräch. Klar ist: Ein hoher Warenbestand im Lager belastet die Liquidität eines Unternehmens und bindet Kapital. Ohne Kapital ist aber auch ein Einkauf von Ware nicht möglich.
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Während für viele Kundinnen und Kunden die Nachricht über den Insolvenzantrag wohl überraschend kam, zeigen die Zahlen: Schon vor dem Tod von Geschäftsführer Norbert Zajac, der am 13. Dezember 2022 überraschend verstarb, steckte die Zoo Zajac GmbH in einer schwierigen finanziellen Lage. Das geht beispielsweise aus dem Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2021/2022 hervor, der im Bundesanzeiger veröffentlicht ist.
Abgespannte Liquiditätslage machte Nachfinanzierung erforderlich
So ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 13,9 Prozent zurück, gestiegene Personal- und Betriebskosten führten letztlich zu einem Jahresfehlbetrag von 190.300 Euro. Die Zoo Zajac GmbH ist zu diesem Zeitpunkt bilanziell überschuldet, der Fehlbetrag liegt bei 867.700 Euro. Die Liquidität wurde zu diesem Zeitpunkt durch Gesellschafterdarlehen gestützt. „Die angespannte Liquiditätslage machte eine Nachfinanzierung der Gesellschaft erforderlich, diese erfolgte in Höhe von 500.000 Euro durch Darlehen im Dezember 2022“, heißt es in dem im September 2023 veröffentlichten Bericht.
Auch zu diesem Zeitpunkt wird schon darauf hingewiesen, dass, und sofern eingeleitete Restrukturierungsmaßnahmen nicht greifen, eine weitere Finanzierung in 2024 erforderlich wird. Dies scheint wohl nicht vollumfänglich gelungen zu sein: Als konkreter Auslöser für den Insolvenzantrag werden von der zuständigen Anwaltskanzlei und von der Insolvenzverwalterin Sarah Wolf nun „mehrere gescheiterte Kreditverhandlungen für eine weitere Zwischenfinanzierung“ genannt.
Geschäftsführung möchte sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen
Angesprochen auf Probleme in der Vergangenheit heißt es von Geschäftsführerin Kathi Geven: „Sie werden sicher verstehen, dass wir uns in der aktuellen Situation nicht mit der Vergangenheit beschäftigen wollen.“ Man habe seit längerer Zeit an mehreren Stellen im Unternehmen Sanierungsmaßnahmen in die Wege geleitet. „Am Schluss haben sie sich nicht als ausreichend erwiesen, was auch auf die galoppierende Preissteigerung bei Energiekosten und Wareneinkauf zurückzuführen ist. Mit dem Insolvenzantrag bieten sich uns erweiterte Möglichkeiten zur Sanierung“, erklärt Geven.
Auch der Jahresbericht 2021/22 macht Bemühungen deutlich, die zu einer Reduzierung der betrieblichen Kosten führen sollten: Personalkosten in sechsstelliger Höhe sollten eingespart werden, zudem plante Zoo Zajac eine Reduzierung des Sortiments. Als ein Baustein der Wende in der finanziellen Krise wird die „Aufgabe der kostenintensiven Hundehaltung“ genannt. Im Sommer 2023 hat die Geschäftsführung dann auch den umstrittenen Welpenhandel gestoppt.
Der Tierbestand bei Zoo Zajac hat sich verändert
Die fehlenden Hunde sind nicht die einzige Veränderung mit Blick auf den Tierbestand. Ein Rundgang zeigt: Viele Exoten sind verschwunden, abgesehen vom nach wie vor umfangreichen Bestand in der Aquaristik und Terraristik. Derzeit wird ein größeres Augenmerk auf die Eignung als Heimtier gelegt. Meerschweinchen, Hamster oder Kaninchen sind in der Überzahl.
Ein Hamster wird aktuell für 60 Euro angeboten, dafür gibt es einen Warengutschein in Höhe von 20 Euro dazu. So soll der Kauf direkt mit Tierbedarf und dem nötigen Zubehör ergänzt werden. Meerschweinchen werden für 159 Euro angeboten, ein Warengutschein in Höhe von 40 Euro ist inkludiert.
Das Zoofachgeschäft wird aber wohl auch künftig seinen Fokus auf lebende Tiere behalten (müssen), das zeigt der Besuch am Freitagnachmittag eindrücklich: Das Geschäft ist ein Anziehungspunkt mit Zoo-Charakter für Tierliebhaber und Familien. Die Tiere ziehen das Publikum magisch an. Vor den Terrarien werden Erinnerungsfotos gemacht, so etwa beim Nashornleguan. Kinder stürmen von Gehege zu Gehege.
>> DER TOD VON NORBERT ZAJAC SCHWÄCHT DIE MARKE
- Noch heute gibt es einen Personenkult um Norbert Zajac. Und noch heute kommen Kunden in das Fachgeschäft am Konrad-Adenauer-Ring, um den Social-Media-Star zu sehen.
- „Ist der Chef heute auch da?“, fragt ein Vater einen Mitarbeiter. Sein Sohn wolle ihn gerne sehen, er schaue immer seine Videos auf Youtube. „Leider nicht, der ist seit zwei Jahren tot“, entgegnet der Mitarbeiter.
- Für sein Unternehmen war Norbert Zajac ein wichtiges Werbegesicht. Seine zahlreichen Medienauftritte und seine Youbube-Präsenz trugen zur Popularität seines Geschäfts bei.