Duisburg. Zoo Zajac aus Duisburg hat Insolvenz angemeldet. Was das für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten des größten Zoofachgeschäfts der Welt bedeutet.
Der Tod von Norbert Zajac ist genau zwei Jahre her – nun gibt es für das bekannte Duisburger Zoofachgeschäft eine neue Hiobsbotschaft: Zoo Zajac ist insolvent. Das teilt die zuständige Insolvenzverwalterin mit. Der Betrieb sei „in eine wirtschaftliche Krise geraten und beginnt daher mit einem umfangreichen Sanierungsprozess“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zur Umsetzung des Sanierungsplans sei beim Amtsgericht Duisburg ein Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt worden.
Das Amtsgericht hat dem Antrag stattgegeben und Rechtsanwältin Sarah Wolf zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt. Der Betrieb in Neumühl laufe „ohne jegliche Einschränkung weiter“, wird erklärt. Als Gründe für die Insolvenz werden etwa die stark steigenden Preise für den Wareneinkauf und den Transport sowie gestiegene Energiekosten genannt. Konkreter Auslöser für den Insolvenzantrag waren dann mehrere gescheiterte Kreditverhandlungen für eine weitere Zwischenfinanzierung, heißt es zudem von der Juristin, die für die Anwaltskanzlei und die Unternehmensberatung „Anchor“ tätig ist.
Zoo Zajac ist insolvent: Der Geschäftsbetrieb geht weiter
Das Fachgeschäft mit einer Ladenfläche von 13.000 Quadratmetern gilt laut Guinessbuch der Rekorde als das größte Zoofachgeschäft der Welt und hat in seiner besten Zeit einen Jahresumsatz von 15 Millionen Euro erzielt. Am Konrad-Adenauer-Ring gibt es im „Supermarkt der Tiere“ mehr als 1000 Aquarien sowie dutzende Teichbecken, Volieren und Terrarien. Rund 3000 Arten mit insgesamt 200.000 Tieren sind in dem Geschäft untergebracht. Zum Vergleich: Im Zoo Duisburg leben über 4700 Individuen aus 328 Arten. Nicht nur deshalb ist Zoo Zajac ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.
Die Versorgung der Tiere in Neumühl übernehmen aktuell 150 Mitarbeiter. Ihre Gehälter seien durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. „Wir haben unmittelbar nach dem Insolvenzantrag die Beschäftigten informiert“, erklärt Sarah Wolf. Laut der Rechtsanwältin und zuständigen Insolvenzverwalterin wolle das Team den Kurs der Sanierung unterstützen, damit Zoo Zajac in „eine langfristig gesicherte Zukunft“ blicken kann.
Zoo Zajac: Suche nach einem Investor
Auch mit den wichtigsten Lieferanten habe die Rechtsanwältin bereits Gespräche geführt, damit auch weiter Ware zum Verkauf angeboten werden kann. In den kommenden Wochen wird die Juristin und ihr Team die Lage genau analysieren und das bereits vorliegende Sanierungskonzept konkretisieren. „Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung sind gut“, meint Sarah Wolf, die innerhalb der kommenden drei Monate ein Gutachten erstellen wird. Im Zuge der Sanierung stehe nun jeder Geschäftsbereich auf dem Prüfstand. Eine Folge könnte die Verkleinerung des Sortiments sein.
Nach dem überraschenden Tod von Norbert Zajac vor zwei Jahren haben zunächst die lanjährige Mitarbeiterin Kathi Geven als Geschäftsführerin und Jutta Zajac das Lebenswerk des polarisierenden Geschäftsmannes fortgeführt. Die Witwe ist bereits Ende 2023 aus dem Unternehmen ausgeschieden, wie Branchenmedien berichten. Demnach gibt es mit Ernst-Otto von Drachenfels neben Geven einen neuen Geschäftsführer, berichtet das Pet-Fachmagazin für den Zoofachhandel. Der bayrische Investor und leidenschaftliche Aquarianer sei dem Duisburger Geschäft schon seit vielen Jahren als Geldgeber und Gesellschafter verbunden.
Die Unternehmensführung hat in den vergangenen Monaten bereits Veränderungen vorangetrieben, so etwa den umstrittenen Welpenhandel bei Zoo Zajac eingestellt. Sie nannten im Sommer 2023 wirtschaftliche Gründe für das Aus. Eine unternehmerische Entscheidung, die der als stur bekannte Grenzgänger wohl zuvor vermieden hat. Auch der Verkauf von Capybaras und Erdmännchen wurde eingestellt. Der Verkauf der afrikanischen Tiere mit ausgeprägtem Sozialverhalten hatte auch zu viel Kritik geführt.
Geschäftsführerin Kathi Geven war am Montagnachmittag telefonisch nicht erreichbar, Fragen der Redaktion zur aktuellen Situation und der Unternehmensstruktur bleiben somit offen.
In einem ersten Schritt wurde nun der Geschäftsbetrieb von Zoo Zajac stabilisiert, heißt es. In den kommenden Tagen beginnt die Suche nach einem möglichen Investor für das Unternehmen. Es werde nach einem Kapitalanleger gesucht, der mit finanziellen Mitteln den Weiterbestand des Unternehmens unterstützen kann.
Am Ende des Prozesses könnte aber auch ein Verkauf des Unternehmens stehen. Im Zuge der Investorensuche werde bereits mit Beratern für Fusionen und Übernahmen sowie Branchenexperten über die Vorgehensweise gesprochen. „Wir werden rasch einen strukturierten Investorenprozess aufsetzen, um keine Zeit zu verlieren“, kündigt Sarah Wolf an.
>> NORBERT ZAJAC IST VOR ZWEI JAHREN VERSTRORBEN
- Norbert Zajac war deutschlandweit bekannt. Am 13. Dezember 2022, starb der polarisierende Geschäftsführer „ganz plötzlich und unerwartet“.
- Für das Geschäft war der Tiernarr auch eine Marke und eine lukrative Werbefigur, die plötzlich weggebrochen ist. Mit seinem guten Gespür für Selbstvermarktung hat er z.B. sein Tierwissen auf Youtube geteilt oder war in TV-Shows zu sehen.
- Viele Kunden haben in ihm einen Social-Media-Star gesehen. Sie kamen aus ganz Deutschland nach Duisburg, um ihm zu begegnen. Mit einem Autogramm oder einem gemeinsamen Foto gingen sie wieder.
- Noch heute hat der Youtube-Kanal des Zoogeschäfts 296.000 Abonnenten, doch das letzte Video wurde vor zwei Monaten geteilt. Es hat bislang nur rund 5000 Aufrufe. Zum Vergleich: Das erfolgreichste Video von Norbert Zajac hat 3,3 Millionen Aufrufe und wurde vor sechs Jahren veröffentlicht.