Duisburg. Schnell zwei Laubhaufen loswerden, weil die Wirtschaftsbetriebe sowieso vor Ort sind? Unmöglich! Welche skurrile Situation Nachbarn in Neumühl erlebten.

An der Freiburger Straße in Neumühl stehen viele alte Platanen, die im Herbst natürlich jede Menge Blätter abwerfen. Also greifen die Anwohner zum Besen und sammeln das Laub, das auf dem Gehweg landet, in den eigens von der Stadt aufgestellten Laubkörben.

„Die sind aber schnell voll“, sagt Michael Stephanik. So wie neulich, als er mit einer Nachbarin den Bürgersteig vom Laub befreien wollte. „Also haben wir zwei Laubhaufen in den Parkbuchten zusammengefegt.“ Kurze Zeit später kam ein Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe mit dem Laubsauger vorbei, um die Körbe turnusmäßig zu leeren.

Straßenlaub: Wirtschaftsbetriebe Duisburg sind auf spontane Aktionen nicht eingestellt

„Wir haben den Fahrer gebeten, den Schnorchel eben auch in unsere Haufen zu stecken.“ Die Antwort des Mitarbeiters verblüffte die beiden: „Er sagte uns, er dürfe sich nur um Laubkörbe kümmern. Das hat uns ein wenig fassungslos zurückgelassen, denn unsere Laubhaufen hätten ihn nur ein paar Minuten gekostet.“

Kurze Zeit später sei ein weiterer Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe in der Straße mit einem Pritschenwagen aufgetaucht, um die Gullys zu reinigen. „Einer unserer Haufen war ihm im Weg, also fegte er ihn etwas beiseite“, berichtet der 44-Jährige. Dann beobachteten die Anwohner einen dritten Besuch von den Wirtschaftsbetrieben.

Die Nachbarn wurden ihre Laubhaufen spontan nicht los (Symbolfoto).
Die Nachbarn wurden ihre Laubhaufen spontan nicht los (Symbolfoto). © WAZ FotoPool | MÜLLER, Oliver

„Es war ein Müllwagen, der Laubsäcke abgeholt hat. Wir haben den Fahrer gefragt, ob wir das Laub der Haufen auf seinen Wagen schaufeln dürfen. Antwort: Ich darf nur die Säcke mitnehmen.“ Der Rat des Mitarbeiters: Die Nachbarn müssten bei den Wirtschaftsbetrieben anrufen, dann würde jemand vorbeikommen und das Laub mitnehmen.

Die Straße in Neumühl soll nächstes Jahr mehr Laubkörbe bekommen

Die beiden Nachbarn kommen sich vor wie im schlechten Film: „Eigentlich wollten wir die Wirtschaftsbetriebe ja unterstützen und das Absaugen wäre ruck, zuck erledigt gewesen. Ist so was bürgerfreundlich?“ Unsere Redaktion hat diese Frage an die Wirtschaftsbetriebe weitergeleitet. Nach zehn Tagen meldet sich ein Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe bei Stephanik, um sich mit ihm zu einem Vor-Ort-Termin zu treffen. Am Ende einigen sich die beiden schließlich darauf, dass die Freiburger Straße nächstes Jahr mehr Laubkörbe bekommen soll.

Die Wirtschaftsbetriebe haben inzwischen auch offiziell Stellung bezogen. „Leider ist es unseren Mitarbeitenden nicht möglich, jeden zusammen gekehrten Laubhaufen im Stadtgebiet aufzusaugen, da die Routen für die Abholung des Laubs effizient nach dem anfallenden Laub berechnet wurden“, sagt Sprecherin Kathrin Korn. Außerdem unterliege die Freiburger Straße der Reinigungsklasse B. Das bedeutet, dass „die Gehwege der Anliegerreinigungspflicht unterliegen“. Anwohner müssten sie laut Satzung nicht nur kehren, sondern Laub und Co. auch selbst entsorgen. Dass die Stadt in allen Straßen Laubkörbe aufstellen würde, sei eine Serviceleistung.

Michael Stephanik kann sich für die ganze Geschichte nur wundern: „Es hätte ein paar Minuten gedauert, unsere Laubhaufen einzusaugen. Stattdessen sollen wir bei den Wirtschaftsbetrieben anrufen und dann kommt extra jemand rum. Was das an Zeit kostet! Wenn man mal fünfe mal gerade lassen würde statt auf Paragrafen rumzureiten, wäre vieles einfacher.“ Damit dürfte er vielen Duisburgern aus der Seele sprechen.