Duisburg. Mieter der Neumühler Problemhäuser kommen nicht zur Ruhe: Nach Ärger mit illegalen Nachbarn kam jetzt eine tagelang defekte Heizung hinzu.
Die Lebensbedingungen werden für die Mieter des Wohnkomplexes an der Otto-Hahn-Straße/Max-Planck-Straße in Duisburg-Neumühl immer katastrophaler. Seit anderthalb Jahren leiden sie unter den Folgen eines noch immer nicht gestoppten illegalen Zuzugs von Menschen aus Südost-Europa (wir berichteten) und einem massiven Sanierungsstau. Jetzt mussten sie auch noch fast zwei Wochen komplett ohne Heizung auskommen. „In unseren Wohnungen war es eiskalt und die Hausverwaltung für uns nicht erreichbar“, berichtet Nevim Bayraktar.
Duisburger Mieter lebten 13 Tage ohne Heizung: „Die Hausverwaltung ist für uns nicht erreichbar“
Also hatte sich die Mieterin zwei Elektroöfen für sich und ihren Sohn gekauft. Aber zum einen wurde es einfach nicht wohnlich warm in den Räumen und zum anderen hatte Bayraktar Sorgen wegen der Stromkosten. Sie befürchtete eine massive Nachzahlung im nächsten Jahr. „Mein Sohn ist chronisch krank und hat sowieso immer wieder Blasenentzündungen. Er macht Homeoffice und sitzt wie ein Eskimo angezogen am Schreibtisch“, sagt die Mutter. Auf seine Arbeit konzentrieren könne er sich jedenfalls nicht.
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Einen Tag, nachdem die Redaktion bei der Hausverwaltung MVGM nachfragt, wie und wann sie das Problem lösen will, kommt Bewegung in die Sache. „Plötzlich kommen MVGM-Mitarbeiter bei uns vorbei und bringen uns Elektroheizungen“, wundert sich Nevim Bayraktar. „Außerdem hat man uns zugesagt, die Zusatzkosten beim Strom zu übernehmen.“ Und noch etwas erfährt die überraschte Mieterin ganz nebenbei, weil sie zufällig auf die Mitarbeiter trifft: „Angeblich werden uns legalen Mietern im Januar andere, renovierte Wohnungen angeboten. Ich bin gespannt, ob sie ihr Wort auch halten werden.“
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Nach elf Tagen ohne Heizung rührt sich die Hausverwaltung endlich
Die Antwort der MVGM auf die Anfrage unserer Redaktion fällt knapp aus: „Die Sicherheit der Mieterinnen und Mieter ist MVGM sehr wichtig. Deshalb werden den Betroffenen zunächst kurzfristige Lösungen in Form von mobilen Heizkörpern bereitgestellt. Aktuell läuft die Suche nach der Schadensursache, sodass schnellstmöglich mit der Schadensbehebung begonnen werden kann. Alle bekannten Schäden werden behoben.“ Da ist es schon Tag elf ohne Heizung. Über das Gerücht, dass den Mieter im Januar andere Wohnungen angeboten werden sollen, schweigt sich die MVGM ganz aus: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir über einzelne Maßnahmen nicht sprechen wollen, um den Erfolg dieser nicht zu gefährden.“
Inzwischen gibt es eine Art mobile Heizung, die vor den Häusern steht und mit der alten Anlage verbunden ist. „Trotzdem werden die Heizkörper in den Wohnungen nur ein bisschen warm und auch nicht in allen Räumen“, berichtet Nevim Bayraktar. Nachts sei es besonders schlimm: „Dann liege ich bibbernd unter einem Stapel Decken und merke, dass ich diese kalte Luft einatme.“
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Neulich hatte sie so kalte Füße, dass sie nicht einschlafen konnte: „Da habe ich den Elektroofen auch nachts angemacht, obwohl ich das eigentlich nicht will. Nicht, dass was passiert, wenn ich schlafe.“ Für sie hat die Situation schon gefährliche Folgen: „Ich war am Wochenende im Krankenhaus, weil es mir so schlecht ging. Die Ärzte haben bei mir eine Lungeninfektion festgestellt.“
Bayraktar lebt seit mehr als 20 Jahren in ihrer Wohnung und kämpft gegen den Niedergang des Quartiers. Andere geben auf und ziehen weg. Wie auch eine direkte Nachbarin der Mieterin, die noch im Oktober gegenüber unserer Redaktion gesagt hatte, sie wolle bleiben. Sie hat mit ihrer Familie ein neues Zuhause gefunden. „In meinem Haus gibt es neben mir jetzt nur noch einen anderen legalen Mieter“, sagt Bayraktar.
„Als die Heizung nicht mehr funktioniert hat, haben wir natürlich sofort versucht, unsere Hausverwaltung anzurufen und E-Mails geschrieben, aber niemanden erreicht und keine Antwort bekommen.“ Es gibt einen Hausmeister für die Häuser, aber die kämpferische Duisburgerin hat das Gefühl, dass der sich vor den Mietern regelrecht versteckt. „Dann habe ich ihn doch erwischt und angesprochen. Da hat er mir als Ursache für den Heizungsausfall was von einem Wasserrohrbruch erzählt.“
Einbruchsversuch gerät wegen der Gesamtsituation zur Nebensache
Die Mieter fühlen sich mal wieder von der Hausverwaltung alleingelassen. Mehr noch: „Wir glauben, dass sie uns und auch die illegalen Mieter auf diesem Weg loswerden wollen“, erklärt Bayraktar. Auch wenn sie unter den Müllbergen, den aufgebrochenen Türen und dem Lärm leidet, in diesem Punkt tun ihr auch die „Illegalen“ leid. „Die haben doch fast alle kleine Kinder. Das ist unmenschlich.“ Die Leute klopfen bei ihr an – die Klingeln funktionieren auch schon lange nicht mehr – und fragen, was los ist.
Dass jemand vor ein paar Nächten versucht hat, bei ihr einzubrechen, gerät über die schlimmen Zustände im Neumühler Wohnkomplex zur Nebensächlichkeit. Sie ist nicht die Erste, der das passiert und sie wird nicht die Letzte sein. Nachbarn mussten Bayraktar regelrecht überreden, Anzeige zu erstatten. „Was habe ich davon? Es kostet mich nur viel Zeit und der Täter wird eh nicht ermittelt.“