Duisburg. Der neue Besitzer der Eurogate-Fläche wirft Fragen auf. Kann mit ihm der 3. Anlauf im Innenhafen gelingen? Wer steckt hinter BKI? So tickt der Eigentümer.
Es ist die bekannteste Baulücke Duisburgs: Die Bebauung des Grundstücks hinter der vom Steuerzahlerbund so oft gerügten Eurogate-Treppe im Innenhafen scheitert seit 2009, allein der letzte Fehlversuch („The Curve“) kostete die Stadt 12,3 Millionen Euro. 2023 bekamen für ihre gemeinsame Bewerbung Bauunternehmer Hermann Tecklenburg, die Investmentgesellschaft Sunrise und die BKI-Gruppe den Zuschlag – doch Tecklenburg ging pleite, übrig blieb BKI. Ausgerechnet diese weitgehend unbekannte Duisburger Firma soll trotz gestiegener Baukosten und Wirtschaftskrise das Grundstück bebauen, zu dem es 70 Gutachten gibt. BKI-Inhaber Bernd Kolkmann hat sich jetzt, nachdem der Rat eine anteilige Wohnbebauung grundsätzlich möglich gemacht hat, zu einem Interview bereiterklärt.
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Denn der neue Eigentümer der rund 12.000 Quadratmeter großen Fläche Am Alten Holzhafen wirft auch in der Politik einige Fragen auf – weil kaum Referenzen und erfolgreiche Projekte bekannt sind. Im Ausschuss für Stadtentwicklung etwa kritisierte ein Ratsherr, dass Kolkmanns Unternehmen auf der Webseite bki-gruppe.de keine Details und Orte zu umgesetzten Bauprojekten nennt.
Amtsleiter Hendrik Trappmann entgegnete, es gebe bislang keine Gründe, an der Zuverlässigkeit des neuen Besitzers zu zweifeln. Aber auch im Gespräch mit der Redaktion will Kolkmann keine konkreten Angaben zu Gebäuden machen, die seine Firma bislang errichtet hat. Denn:
Duisburger BKI-Gruppe: Bernd Kolkmann hat „kein Interesse, in der Öffentlichkeit zu stehen“
„Wir verfolgen seit 15 Jahren eine in der Immobilienwirtschaft seltene Strategie“, erklärt der Duisburger Geschäftsmann. „Wir haben kein Interesse, in der Öffentlichkeit zu stehen.“ Unter Projektentwicklern sei das fast ein „Alleinstellungsmerkmal“. „Wir veröffentlichen Projekte auch nicht, weil wir sehr viele öffentliche Auftraggeber haben; Landkreise, Städte, viele Unternehmen im Gesundheitsbereich.“
Auf Nachfragen zur öffentlichen Zurückhaltung erklärt Kolkmann, die öffentlichkeitsscheuen Aldi-Gründer seien diesbezüglich gewissermaßen seine Vorbilder. Darum möchte er auch kein Bild von sich in der Zeitung sehen. Im Falle seines Innenhafen-Projektes habe er ursprünglich daraufgesetzt, dass Hermann Tecklenburg die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. „Ich kenne ihn persönlich und bin damals mit der Idee für das gemeinsame Projekt auf ihn zugegangen.“
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Was der Firmengründer über sich verrät: Seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann absolvierte er von 2007 bis 2010, der geprüfte Immobilienmakler und Diplom-Wohnungs- und Immobilienwirt schloss ein weiteres Studium mit dem „Executive Master of Business Administration Real Estate“ ab. Seine BKI-Gruppe habe 35 Mitarbeitende, darunter auch einige ehemalige Tecklenburg-Angestellte. Der Firmensitz liegt am Neudorfer Sankt-Anna-Weg, aber zum Beispiel auch in Venlo und in Unterschleißheim (Landkreis München) habe die BKI und ihre Tochterunternehmen Standorte und Mitarbeiter.
Das sagt der BKI-Chef zu Referenz-Projekten
Als Beispiele für erfolgreiche Entwicklungen nennt Kolkmann „Personalwohnungen für Unternehmen im Gesundheitssektor“, „öffentlich geförderten Wohnungsbau“ und „Short-Stay-Appartements in mehreren Städten“. Auch in Duisburg habe BKI bereits gebaut. Das Unternehmen verkaufe etwa 60 Prozent seiner Immobilien, „40 Prozent halten wir im eigenen Bestand“. Von den geplanten Holzhafen-Objekten werde er später „mit hoher Wahrscheinlichkeit einige verkaufen“.
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Jürgen Schubert, geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer Architekturbüros Structurelab, wirbt für Vertrauen in BKI: „Wir haben BKI immer als megaverlässlichen Partner erlebt.“ Gemeinsam habe man in den letzten zwei Jahren „zehn Projektentwicklungen begonnen, die zurzeit in der Baurechtschaffung sind“.
Structurelab hatte mit den Düsseldorfer Entwicklern „Die Developer“ bereits an „The Curve“ gearbeitet – das Projekt scheiterte, weil sich Stadt und Developer nicht über die Kosten bei der Baureifmachung und Blindgänger-Suche einigen konnten. Auch wegen dieser abschreckenden Vorgeschichte und eigener Fehler musste die Stadt das mit allerlei Risiken behaftete Areal deutlich günstiger verkaufen, sie soll knapp zwei Millionen Euro erhalten haben.
Fertigstellung bis 2031 „sehr realistisch“
Zu diesem mutmaßlichen Schnäppchenpreis möchte sich Käufer Kolkmann wenig überraschend nicht äußern. Er sagt nur: „Das Grundstück ist viel besser als sein Ruf, die Lage sowieso.“ Das zu lösende Hauptproblem sei der Boden des am Wasser liegenden Grundstücks. Wenn man sich in die 70 Gutachten und in die Konzepte zur Räumung der Kampfmittel im bleihaltigen Grund aber „erstmal eingelesen hat, verliert all das auch seinen Schrecken“.
Das neue Bebauungsplanverfahren für die Wohngebäude starte Anfang 2025. Der vorgegebene Zeitplan – die Fertigstellung bis 2031 – nennt Bernd Kolkmann „sehr realistisch, nicht überambitioniert. Ich würde mich freuen, wenn es schneller geht.“
>> Wie finanziert BKI das Holzhafen-Großprojekt?
- Bernd Kolkmann: „Wir haben verschiedene Kapitalpartner, arbeiten selbstverständlich auch mit Banken und mit eigenem Kapital. Es ist eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital – wie bei anderen Projekten auch.“
- Die „Am alten Holzhafen GmbH“, ein Unternehmen der BKI Gruppe, erwarb das Grundstück von der Stadt Duisburg.
- Mit der Investmentgesellschaft Sunrise arbeite BKI weiter zusammen, aber nicht am Duisburger Holzhafen-Projekt.
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