Duisburg. Der Bau eines großen Holzdachs als IGA-Wahrzeichen ist trotz Kritik beschlossen. Warum die Stadt zahlt und wie das Dach später genutzt werden könnte.

Die Grünen im Rat fühlten sich, „als würde uns die Pistole auf die Brust gesetzt“. Das sagte die Fraktionsvorsitzende Anna von Spiczak in der Sitzung am Montag, weil der Bau eines „nachhaltigen Eingangspavillons nebst Freianlage als Entree“ für die Internationale Gartenausstellung (IGA) zur Abstimmung stand.

Das knapp 5,2 Millionen Euro teure Holzdach ist nicht unumstritten, die Grünen hätten sich „mehr Varianten und mehr Diskussionen“ gewünscht, so von Spiczak. Trotzdem stimmte auch ihre Fraktion zu, weil die Zeit bis zur Großveranstaltung 2027 dränge: „Wenn man sieht, wo wir heute stehen, wird einem angst und bange.“

So stimmte nur die Linksfraktion gegen den IGA-Eingang, „wir finden das Gebäude nicht gelungen“, sagte Barbara Laakmann. Die FDP enthielt sich, man „bezweifle leicht“, dass das Gebäude nachhaltig sei, erläuterte Wilhelm Bies. Die Grünen konnten mit Zustimmung der SPD durchsetzen, dass nun doch noch geprüft werden soll, ob das hölzerne Flachdach eine Photovoltaikanlage bekommen kann.

IGA-Eingangsbereich in Duisburg: Stadt zahlt statt IGA-Gesellschaft 5,2 Millionen Euro

Das Pilzstützendach steht auf sechs Stützen, ist acht Meter hoch, 60 Meter lang und 20 Meter breit. Es soll in Hochfeld am Eingang zum Rheinpark entstehen und „ein weiteres Duisburger Wahrzeichen“ mit „entsprechender architektonischer Strahlkraft“ werden, hatte das Projektteam erläutert (wir berichteten). Warum aber muss die Stadt dafür so tief in die Tasche greifen? Zumal vorgesehen war, dass die IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH den Eingangsbereich finanziert.

Stattdessen zahlt die Stadt Duisburg nun. Aus zwei Gründen: Der IGA-Gesellschaft, an der neben dem RVR (50,2 %) auch mehrere Städte wie Duisburg (10,7 %) beteiligt sind, fehlt das Geld. Und dem Duisburger Projektteam, das seit dem Sommer 2023 bei den Wirtschaftsbetrieben angesiedelt ist, fehlt ein Ansprechpartner, mit dem es für die IGA gemeinsame Sache hätte machen können: Für das Rheinort-Areal liegt, anders als bei den ersten IGA-Planungen ab 2015 gehofft, immer noch kein Bebauungsplan vor.

Die ursprünglichen Pläne sahen vor, einen Rohbau auf der Fläche zu errichten, die inzwischen der DLE Land Development gehört. Dieser Rohbau „hätte sich in das städtebauliche Konzept und das neue Quartier eingliedern sollen“, erklärt Claudia Schoch, IGA-Projektleiterin in Duisburg. „Dieses Gebäude wäre für die IGA nur temporär ausgebaut und vorübergehend als Eingangsbereich genutzt worden.“ Da sich die Bebauung des Rheinort-Quartiers aber seit Jahren verzögert, bleibe nun keine Zeit mehr, darauf zu warten, so Schoch.

Der Rheinpark und das Rheinort-Bauland (rechts) im Oktober 2024: Der IGA-Eingang mit dem Pavillon soll auf der Fläche entstehen, die sich auf dem Luftbild ockergelb abhebt (vorne links).
Der Rheinpark und das Rheinort-Bauland (rechts) im Oktober 2024: Der IGA-Eingang mit dem Pavillon soll auf der Fläche entstehen, die sich auf dem Luftbild ockergelb abhebt (vorne links). © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Darum wird der neue Eingangsbereich auch nicht auf der privaten Rheinort-Fläche entstehen, sondern etwas weiter nördlich und östlich als früher geplant – auf städtischem Grund und Boden. Der Standort, der Hauptankunftsort und Eingang der Ausstellungsfläche „Zukunftsgarten“ wird, liegt neben der Wanheimer Straße, unweit der Ecke Wörthstraße.

Veranstalter erwarten große Menschenmengen

Claudia Schoch betont, dass die veranschlagten 5.169.013 Euro aus dem städtischen Haushalt nicht nur in das große Holzdach fließen, sondern auch in die Oberflächengestaltung des Vorplatzes. „In den Kosten sind außerdem die Mieten für die Container enthalten, in denen Aufenthaltsräume, WC-Anlagen und der Infopoint untergebracht werden.“ Die Dachkonstruktion solle die „Qualität der Ausstellung in Duisburg sichern“ und bereits Mitte 2026 fertig werden, damit genug Zeit für die Gestaltung des Vorplatzes bleibt.

Claudia Schoch, IGA-Projektleiterin in Duisburg.
Claudia Schoch, IGA-Projektleiterin in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Der Eingang und der Platz müssten ab der Eröffnung am 23. April 2027 große Menschenansammlungen aufnehmen können, erklärt Schoch. Die meisten Besucher würden zwischen 9 und 10 Uhr mit Reisebussen, Shuttle-Bussen und der Straßenbahn anreisen. „Dafür brauchen wir genügend Aufenthaltsfläche vor dem Eingang.“ Während der IGA sollen unter dem Holzdach auch der Ticket- und ein Merchandise-Verkauf untergebracht werden. Unter dem Holzdach sollen sich Besucher zudem bei Regen unterstellen können: „Wir haben sonst nicht viele Möglichkeiten im Rheinpark.“

Holzdach könnte Pausenhof der neuen Grundschule überdachen

Nachhaltig sei das hölzerne Flachdach, „weil es dank modularer Bauweise einfach auf- und wieder abgebaut und nach der IGA in Duisburg weitergenutzt werden kann“, meint Schoch, selbst Architektin und Stadtplanerin. Es werde später auf städtischem Grundstück stehen, möglicherweise auf dem Pausenhof der auf dem Hochfelder Gelände geplanten Grundschule. Das Dach könne bei Bedarf auch in bis zu drei Teile zerlegt und an drei unterschiedlichen Stellen weitergenutzt werden, so Schoch. Nach dem Beschluss im Rat werde die Gebag nun die Bauplanung für den Eingangsbereich ausschreiben.

Die Blumenhalle auf dem Gelände, die für die Leistungsschau der Gärtner und Floristen näher am Rhein errichtet wird, soll übrigens mit Fördergeldern von der IGA Metropole Ruhr finanziert werden – daran habe sich nichts geändert, sagt Claudia Schoch.

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>> Wirtschaftsbetriebe steuern Duisburger IGA-Umsetzung

  • „Die Gesamtverantwortung für das Gelingen der IGA“ in Duisburg liegt bei den Wirtschaftsbetrieben (WBD). Dorthin war das Projektteam der Stadtverwaltung auf Beschluss des Rates im Juni 2023 abgeordnet worden.
  • Damals wurden die Aufgaben „der planerischen, baulichen, gestalterischen und inhaltlichen Bearbeitung und Umsetzung der Maßnahmen zur IGA 2027“ aus mehreren Ämtern heraus auf ein Projektteam bei den Wirtschaftsbetrieben übertragen, um Kompetenzen zu bündeln und schneller voranzukommen.
  • Das IGA-Team WBD besteht aktuell aus zehn Landschaftsarchitektinnen und -architekten, einem Stadtplaner, fünf Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern (Finanzen, Projektkoordination, Kommunikation, Veranstaltungen) sowie Projektleiterin Claudia Schoch. „Dazu kommt die Unterstützung durch Fachbereiche, wie zum Beispiel bei rechtlichen Fragen, Ingenieursbau, technischer Infrastruktur oder der Entwässerung“, erklärt Sprecherin Simone Sass.