Duisburg. Gastronomische Abenteurer waren wieder mit dem Rad bei der kulinarischen Schnitzeljagd unterwegs. Dabei entdeckten sie Kleinode und neue Lieblingsspeisen.

Mit Helm, Hunger und Humor sind an diesem Samstag Horden an Radlern unterwegs. Von einer kulinarischen Station zur nächsten mit bester Laune und traumschönem Spätsommerwetter. Die kulinarische Schnitzeljagd in Duisburg hat wieder Hunderte mobilisiert, orangefarbene Bändchen, wo immer man hinguckt. „Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr früh gebucht habe und jetzt mitmachen kann. Wenn auch anders als geplant“, sagt Bettina aus Huckingen. Sie hatte ihrem Vater Gerd die Tour zum Geburtstag geschenkt. Mit dem sportlichen 84-Jährigen wollte die 56-Jährige eigentlich aufs Rad steigen. Jetzt aber hat sie sich den Mittelfuß gebrochen und die beiden machen die Runde per Auto.

Ein Hoch auf die Gastronomie: Die kulinarische Schnitzeljagd in Duisburg kam auch diesmal wieder äußerst gut an.
Ein Hoch auf die Gastronomie: Die kulinarische Schnitzeljagd in Duisburg kam auch diesmal wieder äußerst gut an. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Humor brauchen die Gäste, weil sie an manchen Stationen eine Stunde auf ihr Häppchen warten müssen. Manchmal fällt ein gigantischer Pulk in den Restaurants ein, dann dauert’s einfach, bis man die Kleinigkeit auf die Gabel bekommt. Aber die Gäste nehmen es mit viel Freundlichkeit auf, auch wenn es dann knapp wird, alle Stationen zu schaffen.

Kulinarische Bildung in Duisburg: Was ist denn bitte Pinsa?

Dazu lernen kann man immer. Vor allem im Restaurant „Stimmt so“ in Buchholz. Da wird Pinsa serviert, eine Mischung zwischen Pizza und Flammkuchen. „Das Rezept kommt aus Italien“, sagt Wirt Thomas Fadel. Er ist gebürtiger Buchholzer und gelernter Koch, Wirt und Gastronom der Traditionsgaststätte, die er seit anderthalb Jahren leidenschaftlich gerne betreibt. „Wir haben eigentlich immer gut zu tun. Aber heute ist schon seit 11 Uhr der Teufel los“, freut er sich.

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Vor der Gaststätte im Biergarten ist fast kein Stuhl mehr frei, ein Fahrrad-Stellplatz hinterm Zaun ist ausgewiesen, aber freie Plätze sind am heutigen Tag Mangelware. Thomas Fadel zapft unermüdlich Bier, auch drinnen haben es sich viele Gäste gemütlich gemacht und warten auf die Leckerchen. Eine andere Station ist ein Fall für Pfadfinder. Die Brauerei Rheingold in Wanheimerort liegt versteckt in einem Gewerbegebiet, aber für Radler an diesem warmen Tag offenbar problemlos zu finden. Schließlich bekommt man vom Radeln Durst und der lässt sich gut mit einem kühlen Alt oder Pils löschen.

Die Teilnehmer der Duisburger Schnitzeljagd machen Meter

Das machen gerade Michael (59) und Dietmar (59), die mit ihren Frauen Andrea (58) und Susanne (56) in die Halle eingekehrt sind. Die Damen sind Cousinen und die vier Verwandten unternehmen gerne etwas zusammen. Sie gehören dem Kegelclub „Elfer raus“ an und haben sich vor einiger Zeit entschlossen, die kulinarischen Stationen mit dem Rad abzuklappern. 46 Kilometer sind es heute. An der letzten Station werden sie dann nicht mehr ganz so frisch sein wie jetzt am Morgen, vermuten sie. Aber gute Laune lässt sich auch nicht durch Anstrengungen verderben.

Zum Wohl: Verena und Flori lassen es sich bei der kulinarischen Schnitzeljagd in Duisburg schmecken.
Zum Wohl: Verena und Flori lassen es sich bei der kulinarischen Schnitzeljagd in Duisburg schmecken. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Wir müssen nicht oft auf der Straße fahren, weil wir viele Schleichwege kennen, die durch Felder führen“, erzählt Dietmar. Vor zwei Jahren haben sie schon einmal die kulinarische Schnitzeljagd mitgemacht. Das Highlight wollen sie dieses Mal wiederholen, der Start ist jedenfalls schon gelungen, das Bier rinnt kühl die Kehle runter. Die nächsten Stationen sind Huckingen, Serm, Kaiserswerth und Angermund. „Zuletzt kommt noch Buchholz, dann sind wir platt“, prophezeit Michael.

Koreanische Köstlichkeiten im Duisburger Süden

Hinterm Tresen arbeitet Maite Chaves (31) mit Papa Jens Lobert. Die beiden unterhalten gut gelaunt die Gäste und freuen sich, dass die Location immer bekannter wird. „An jedem letzten Freitag im Monat haben wir zum Beispiel die After-Work-Party, die gut angenommen wird“, erzählt der Chef. Vor dem Rheingold haben es sich zahlreiche Gäste schon am Vormittag gemütlich gemacht, sitzen in der Sonne und haben Spaß zusammen. Die Veranstaltung sehen viele als absolutes Highlight an. „Man bewegt sich, ist und isst mit Freunden zusammen und kann leckere Speisen probieren. Einfach klasse“, ist die einhellige Meinung.

Dagmar und Norbert starten ihre Tour gerade bei dem Koreaner „Für Dich“ auf der Kaiserswerther Straße 324 in Huckingen. „Das schöne Wetter haben wir uns verdient, weil wir so nett sind“, sagt Dagmar, die gerade Oma-Tage hinter sich hat. „Die Tochter musste beruflich reisen und da hab ich auf die beiden Kinder aufgepasst. So muss das doch sein“, sagt die fröhliche Duisburgerin. Die koreanische Köstlichkeit hat ihnen super gut geschmeckt. Gleich sind sie wieder auf dem Radl und düsen zur nächsten Station.

„Für Dich“ im Duisburger Süden: Nachfolger steht in den Startlöchern

Mijin Lee, die Pächterin des „Für Dich“ ist immer noch Chefin des Restaurants, obwohl sie einen Nachmieter sucht. Der hat sich jetzt gefunden, mündlich ist man sich schon einig geworden, aber die Absicht muss noch schriftlich besiegelt werden. „Das Lokal bleibt auch jeden Fall bestehen, es gibt auch dasselbe Essen, das die Gäste kennen. Nur wird die Getränkekarte noch erweitert“, sagt die Mutter von drei Kindern, die beruflich etwas kürzertreten möchte.

Während ihre Tochter Sarah Maeng, die Betriebswirtschaft studiert, heute bei der Essensausgabe kräftig mithilft, möchte die Mutter mehr Zeit für die beiden noch schulpflichtigen Kinder haben. „Ich werde aber auf jeden Fall an Wochenenden weiter im Restaurant mithelfen“, verrät die 46-Jährige, die Gesang studiert hat und ab und zu bei geschlossenen Gesellschaften auch mal ihre Stimme erhebt – zur riesigen Freude der Gäste. Die kulinarische Schnitzeljagd kommt wie immer super gut an. Für viele ist klar, dass sie im nächsten Jahr definitiv wieder dabei sind.

Die Nachfrage ist groß, das Personal aber spärlich

Verantwortlich für so viel Spaß und gute Laune bei der kulinarischen Schnitzeljagd ist Dagmar Dahmen. Sie klappert die einzelnen Stationen ab, um zu sehen, ob alles funktioniert. „Klappt aber alles“, stellt sie zufrieden fest. Sie arbeitet als Scout im Hintergrund, stellt die Gaststätten zusammen, damit es einen guten Mix gibt und achtet auf die Strecken. Denn zu viele Kilometer sollen die Radlerinnen und Radler ja auch nicht machen.

„Wir haben fast immer gutes Wetter, wenn die Veranstaltungen zwischen Mai und September stattfinden“, sagt sie. „Sturm und Gewitter haben wir zum Glück noch nicht gehabt. Aber im vergangenen Jahr hat es unglaublich geregnet.“ Trotzdem kamen noch um die 200 Personen in wetterfester Kleidung, freut sie sich. Das Konzept kommt super gut an und Dagmar Dahmen hat schon die nächsten Ideen für 2025. Der einzige Wermutstropfen: „Viele würden gerne mitmachen, haben aber zu wenig Personal, um die Veranstaltung zu stemmen“, sagt sie.