Duisburg. Die Justus-von-Liebig-Sekundarschule in Duisburg feiert zehnjähriges Bestehen. Was sie auszeichnet und mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat.

Sie feiert erst ihr zehnjähriges Jubiläum, dabei hat sie schon einen Namens- und einen Schulleiterwechsel hinter sich: Die Justus-von-Liebig-Schule in Duisburg-Hamborn feiert am Samstag mit einem großen Schulfest ihre erste Dekade.

Gegründet in der ehemaligen Städtischen Realschule, ist die Sekundarschule inzwischen auf 70 Lehrer und 840 Schülerinnen und Schüler angewachsen, beherbergt die Jahrgänge 9 und 10 in einer Dependance an der August-Thyssen-Straße.

Sekundarschule Hamborn nennt sich heute Justus-von-Liebig-Schule

Am Anfang hieß die gebundene Ganztagsschule noch Sekundarschule Hamborn. Das klang dem Team aber zu abwertend, zu „sekundär“, deshalb fiel die Wahl auf Justus von Liebig als Namensgeber, einen Chemiker, der im 19. Jahrhundert das Chloroform erfand und die Grundlagen für die Entwicklung von Düngemitteln entdeckte.

Dass die Schule einen MINT-Schwerpunkt hat, ist deshalb nur logisch. Außerdem rühmt sie sich, als einzige im weiteren Umkreis ein Phänomexx-Büro zu haben. Hier können Kinder naturwissenschaftliche Phänomene praktisch erfahren, auch die umliegenden Grundschulen nutzen es, erzählt die designierte Schulleiterin Julia Leiß. Mit Drohne, VR-Brille, 3-D-Drucker, interaktiven Whiteboards und I-Pads samt Tastatur für jeden ist die Schule in der digitalen Zeit angekommen.

Neue Schulleiterin Julia Leiß im Interview in der Justus-von-Liebig-Sekundarschule in Duisburg
Bis zur offiziellen Ernennung ist Julia Leiß die designierte Schulleiterin der Justus-von-Liebig-Sekundarschule in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Am Anfang hätten sie sehr „kämpfen müssen“, erinnert sich die Lehrerin, die Schulform war nahezu unbekannt, andere Schulen hätten zudem Bedenken gestreut. Aber die Anmeldezahlen seien inzwischen gestiegen, „es kommen nicht mehr nur jene, die an Gesamtschulen abgelehnt wurden, sondern es entscheiden sich Familien bewusst für uns, schicken später auch die Geschwisterkinder“.

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Schwerpunkt Berufliche Orientierung

Zu den Schwerpunkten der Schulform gehört die berufliche Orientierung mit Praxisphasen in verschiedenen Berufsfeldern ab Klasse 9. Im Unterricht selbst differenziert die Sekundarschule ähnlich wie die Gesamtschulen in G- und E-Kurse. Während dort der Unterricht aber in getrennten Klassen stattfindet, wird hier im Team differenziert.

„Dann können die Schwächeren von den Stärkeren profitieren“, betont Leiß. „Hier wird das Gemeinsame Lernen wirklich gelebt!“ Unterstützung verspricht sie sich auch von der Teilnahme am bundesweiten Startchancen-Programm, das in diesem Schuljahr beginnt und das ihr eine zusätzliche Stelle bescheren wird.

„Ekeltoiletten“ und ein Lost Place

Die Schule liegt hübsch im Grünen, aber die Bausubstanz ist alt. Viel abgeplatzte Farbe, das Treppenhaus ein kunterbunter Flickenteppich. Am Schulhof-Eingang grüßt ein graffitibeschmierter und zugemauerter Klotz, einst WC-Anlage, seit vielen Jahren eher Lost Place, wenn man denn reinkäme.

Schon lange stehen Container als Ersatz auf dem Schulhof. Auch sie haben bereits Schlagzeilen als „Ekeltoiletten“ gemacht, weil Eltern protestierten und die Stadt erst dann reagierte. Dass kurz vor der Jubiläumsfeier schon wieder eins der Containerklos kaputt ist, lässt Leiß nur die Schulter zucken. „Mit den Toiletten haben ja alle Schulen zu kämpfen.“

Wunsch für die Zukunft: Schule an einem Standort

Zum Geburtstag wünscht sie sich für den Hauptstandort mehr Räume, etwa für Differenzierungsangebote. Um alle sechs Fünfer unterzubringen, mussten sie den Informatikraum opfern.

Auch die Dependance-Lösung sei nur suboptimal, die Pendelei der Lehrkräfte koste viel Zeit, ein gemeinsamer Standort wäre toll. Immerhin sei die Turnhalle an der August-Thyssen-Straße fitter, am Hauptstandort „ist ständig was kaputt“.

Die Mensa sollte schon 2022 neu eröffnet werden, passiert ist bis heute aber nichts, bedauert die Schulleiterin. Auch Trockenbauwände für die Teilung von Büros kamen nicht. Sie hofft auf einen großen Wurf für ihre Schule, der im Hintergrund geplant wird. „Solange finden wir kreative Zwischenlösungen“.

Gewalt-Prävention: Die Lehrer-„Gang“ hält zusammen

Stolz ist die Schule auch, dass nahezu alle Kollegen durch das Gewalt-Präventions-Programm „Duisburg schlägt keiner“ geschult wurden. Überall hängen die Schulregeln, die die Schulgemeinde binnen zwei Jahren gemeinsam entwickelte. Sie benennen auch deutlich die Konsequenzen bei Verstößen.

Samira Januczek, eine von drei Schulsozialarbeiterinnen, betont, dass im Kollegium ein Gang-Prinzip gelte. Das heißt übersetzt so viel heißt wie: „Hasse Stress mit einem, hasse Stress mit allen.“ Um Ärger in einer Klasse auffangen zu können, gibt es eine Whatsapp-Gruppe, über die sich jeder Hilfe holen kann. Dank dieses präventiven und auf sofortiges Eingreifen ausgerichteten Systems habe es in den zehn Jahren so gut wie keine Eskalation gegeben. So kann es gern bleiben.

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>>DAS JUBILÄUMSFEST ZUM ZEHNJÄHRIGEN

  • Die Justus-von-Liebig-Schule feiert ein großes Schulfest am Samstag, 31. August, von 11 bis 14 Uhr am Standort an der Kalthoffstraße 50.
  • Angeboten werden Spiele und Mitmachaktionen, darunter Menschenkicker, ein „Wer-bin-ich“ mit den Lehrern der Schule, Armbänder basteln und manches mehr.
  • Bei einer Tombola wird dank Förderverein und Sponsoren eine Playstation 5 verlost.
  • Weitere Infos zur Schule gibt‘s auf der Webseite www.liebig-schule.de

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