Duisburg. Florim (17) und Ella (19) kämpfen in Duisburg für die Interessen von 60.000 Schülern. Aber: Ein Stimmrecht im wichtigen Schulausschuss haben sie nicht.

Neues Jahr, neues Glück. Dieses Motto dürften sicherlich noch viele aus ihrer Schulzeit kennen. Es gilt auch für Florim Iseini (17) vom Mercator-Gymnasium und Ella Betz (19) von der Gesamtschule Duisburg Mitte. Denn die beiden wurden im Juni zum neuen Vorstand der Bezirksschülervertretung Duisburg gewählt.

Und das Duo hat für das kommende Schuljahr einiges vor. „Wir werden alles dafür tun, um für die Interessen der 60.000 Schülerinnen und Schüler in unserer Stadt einzustehen“, sagt Ella. Florim wurde bereits im vergangenen Jahr in den Vorstand der Bezirksschülervertretung (BSV) gewählt. Ella kommt nun als neues Gesicht hinzu.

Wobei die 19-Jährige die Arbeitsabläufe der BSV bereits gut kennt. Denn sie engagierte sich bereits im vergangenen Jahr dort als Sekretärin. Gemeinsam mit den zehn anderen Mitgliedern der BSV haben sie in den kommenden Monaten eine lange To-do-Liste abzuarbeiten: Bildungs- und Chancengleichheit, Digitalisierung, Sanierungsbedarf und vieles mehr.

Schüler: „Es muss an den Duisburger Schulen dringend etwas ändern“

Obwohl bei den Treffen der zwölfköpfigen Schülervertretung, die öffentlich zugänglich sind, immer wieder verschiedene Perspektiven eingebracht werden, seien sich alle in einem Punkt einig, berichtet Ella: „Es muss sich an den Duisburger Schulen dringend etwas ändern.”

Unterricht in Schulcontainern ist für die Duisburger Bezirksschülervertretung ein No-Go.
Unterricht in Schulcontainern ist für die Duisburger Bezirksschülervertretung ein No-Go. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

19 der 106 Schulen in Duisburg landen beim aktuellen Schulsozialindex der Ruhr-Universität Bochum auf Platz neun, die schlechteste Kategorie. 51 Schulen erreichen nicht mal die mittlere Kategorie fünf. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat das schon nach wenigen Wochen eingespielte Duo konkrete Vorschläge. „Die Container-Klassen müssen abgeschafft werden”, fordert Ella. Hunderte Schüler müssten täglich auf viel zu engem Raum lernen. „Da kann gar keine gute Lernatmosphäre entstehen”, ist sie überzeugt.

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Nicht nur aus diesem Grund müsse die Sanierung und Ausbau der Schulgebäude konsequenter angegangen werden, so Florim. „Wir alle kennen die Geschichten über marode Sporthallen und Wasser, was von der Decke tropft”, sagt er. Auch wie mit den teils katastrophalen Umständen von Schultoiletten umgegangen wird, müsse offen diskutiert werden. „Oft werden Schulklos einfach auf unbestimmte Zeit geschlossen”, berichtet Florim. 99 Prozent der Schüler würden dann unter dem Verhalten einer kleinen Zahl von Mitschülern leiden, die auf den Toiletten randalieren.

Schülervertretung möchte Wasserspender an allen Schulen

Die infrastrukturellen Probleme anzugehen, heiße aber nicht nur, den Bestand der Schulgebäude auf Vordermann zu bringen, sagt der 17-Jährige. „Man muss auch mit der Zeit gehen und die Schulen mit digitaler Technik ausstatten”, führt Florim aus. Vereinzelt gebe es zwar schon „iPad-Klassen”, jedoch sei die Digitalisierung ein Phänomen, was jeden Schüler in gleichem Maß betrifft.

Für Ella ist es zudem wichtig, dass das Thema Medienkompetenz angegangen wird. „Es kann nicht sein, dass Lehrer Fortbildungen zur Digitalisierung erhalten, Schüler aber nicht”, sagt sie. Das sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Denn viele wachsen zuhause ohne Tablet oder Handy auf, weil das Geld einfach nicht da ist. „Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Projektwochen und Workshops zu dem Thema mehr in den Fokus rücken”, so Ella.

Ein leidiges Thema sind nicht nur in Duisburg die Schultoiletten.
Ein leidiges Thema sind nicht nur in Duisburg die Schultoiletten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auch mit vermeintlichen Kleinigkeiten wollen sie das Leben der Duisburger Schülerinnen und Schüler verbessern. Wenn es nach der BSV geht, sollen in allen Duisburger Schulen Wasserspender installiert werden. Ein Antrag für dieses Vorhaben sei im vergangenen Jahr zwar abgelehnt worden. Jedoch sind die beiden zuversichtlich, dass sich da noch etwas tun wird. Außerdem ist ein stadtweites Sportfest in Planung. „Das soll dann auch von den Schülern selbst organisiert werden und nicht von den Lehrern auferlegt sein”, sagt Ella. Über Themen wie Sicherheit an Schulen und mentale Gesundheit werde in der BSV ebenfalls regelmäßig diskutiert.

Schülervertretung hat kein Stimmrecht im Schulausschuss

Um die Vorhaben richtig angehen zu können, seien jedoch mehr finanzielle Mittel nötig. Diesbezüglich sei man mit der Stadt und dem Land im Austausch. Außerdem sei es wichtig, dass man Beständigkeit in die Interessenvertretung der Duisburger Schüler bekommt.

Nachdem es mehrere Jahre keine BSV in Duisburg gab, hatte sie sich erst im vergangenen Jahr neu gegründet. „Wir sind da auf jeden Fall auf einem guten Weg”, sind sich die beiden einig. Immerhin hat die Stadt der neu gegründeten BSV einen Sitz im Schulausschuss zugestanden. „Wir haben zwar Rederecht, aber ein Stimmrecht leider nicht”, erzählt Florim.

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Doch er habe gemerkt, dass die bloße Anwesenheit schon etwas bewirke. „In den Diskussionen wird mittlerweile mit einer viel größeren Ernsthaftigkeit auf unsere Interessen eingegangen“, meint der Schüler. Nur das Abstimmungsverhalten lasse noch zu wünschen übrig. „Allerdings werden wir uns in den nächsten Tagen mit allen demokratischen Parteien an einen Tisch setzen, sodass im kommenden Schuljahr hoffentlich etwas Schwung in unsere Vorhaben reinkommt”, kündigt Florim an. Ella ist sich sicher, dass eine bessere Zusammenarbeit auch im Interesse der Parteien ist, denn die BSV sei eine der größten Interessenvertretungen in Duisburg.