Duisburg. Der bekannte Duisburger Friseur Udo Stenger hat seinen Salon im Dellviertel aufgegeben. Warum es für Kunden trotzdem eine gute Nachricht gibt.

Der Salon von Udo Stenger an der Friedrich-Wilhelm-Straße/Ecke Lenzmannstraße ist seit Monaten verwaist. Hat der bekannte Duisburger Friseur wie viele andere Geschäftsleute in diesem Teil der City auch das Handtuch geworfen? Warum ist der Salon noch immer komplett eingerichtet, als würde es hier jeden Tag weitergehen? Diese Fragen haben sich viele Duisburgerinnen und Duisburger sicher schon gestellt.

Bekannter Duisburger Friseur hat seinen Salon aufgegeben, ist aber immer noch aktiv

In der Tat ist so manches anders, als es auf den ersten Blick scheint. Im Gespräch mit der Redaktion erklärt der Friseurmeister: „In meinen Glanzzeiten hatte ich 21 Mitarbeiter. Am Ende hat mein Team aus nur noch drei Leuten bestanden: meinem Sohn, einem Azubi und mir.“ Fachkräftemangel, wie überall in der Branche. Da hat der 64-Jährige vor einigen Monaten die Reißleine gezogen und seinen Salon aufgegeben.

„Ich hätte gerne an der Lenzmannstraße weitergemacht. Der Standort ist heute noch top. Aber ich kann mir keine Leute aus dem Hut zaubern, hatte einfach null Perspektive“, erklärt Stenger. Sich aufs Altenteil zurückzuziehen, kam für den Friseur aus Leidenschaft allerdings nicht infrage.

Eine Festanstellung war keine Option, wohl aber die Untermiete

Deshalb hat er seinen Plan B umgesetzt und sich bei einem Kollegen eingemietet. „Eingezeckt“, lacht Stenger. Er ist jetzt im Traditionsbetrieb Schmitz am Peterstal in der Altstadt zu finden. Diesen Salon hat Michael Prinz im Mai 2023 übernommen. „Michael und ich kennen uns seit 45 Jahren. Wir kommen beide aus einer Friseurfamilie. Ich habe ihm mein Konzept dargelegt und er war einverstanden.“

Udo Stenger hat sich einen Stuhl im Salon Schmitz in der Duisburger Altstadt gesichert.
Udo Stenger hat sich einen Stuhl im Salon Schmitz in der Duisburger Altstadt gesichert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Um frühzeitig aus dem Mietvertrag herauszukommen, hat Stenger mit seinem Vermieter vereinbart, die Einrichtung zurückzulassen: „Hier könnte ein Kollege oder eine Kollegin sofort loslegen. Der Laden hat eine hochwertige Ausstattung.“

Sich in einem anderen Salon fest anstellen zu lassen, war für Stenger keine Option: „Nach 30 Jahren Selbstständigkeit plötzlich Befehlsempfänger zu sein, wäre sicherlich schwierig geworden.“ Auch wenn er seine Freiheit behalten hat, der Joballtag hat sich ganz schön verändert. „Früher habe ich fast nur geschnitten. Jetzt mache ich von der Begrüßung bis zur Verabschiedung alles allein.“

Da gibt es natürlich auch Arbeiten, die der Friseur nicht so gerne mag, zum Beispiel Dauerwellen. Das trübt die Freude an dem gelungenen Neuanfang allerdings nicht: „Ich habe die Entscheidung keinen Tag bereut und fühle mich hier im Team einfach nur wohl.“

Rund 200 Kundinnen und Kunden sind Stenger an die neue Adresse gefolgt. Das macht ihn stolz. Über mangelnde Arbeit kann er sich nicht beklagen: Stenger steht täglich an seinem angemieteten Stuhl. Sehr viele administrative Aufgaben fallen natürlich weg, wenn man nicht mehr Besitzer, sondern Untermieter ist. Das kommt Stenger entgegen, denn eigentlich ist eines seiner Ziele, etwas mehr Freizeit zu haben. „Das bekomme ich bisher aber nicht hin“, schmunzelt er.

>> Udo Stenger hatte verschiedene Standorte in Duisburg – einen bezeichnet er als Fehler

  • Stenger hat den elterlichen Betrieb übernommen und war ab 1994 am Salvatorweg aktiv. 2011 ist er in den Pavillon des Averdunk-Zentrums gezogen. „Aus heutiger Sicht ein unternehmerischer Fehler, dort zu investieren“, sagt er. Von dort ging es 2016 an die Lenzmannstraße.
  • Der Salon „Stenger und Stenger“ an der Memelstraße/Ecke Grabenstraße in Neudorf war nicht etwa eine Zweigstelle seines Salons: „Der hat meinem Bruder gehört. Dass wir beide gleichzeitig unsere Läden geschlossen haben, war Zufall.“
  • Udo Stengers 26-jähriger Sohn wird sich beruflich umorientieren. „Er ist ein sehr guter Herrenfriseur. Aber mit dieser Spezialisierung kommt man heute finanziell nicht weit“, sagt Udo Stenger.