Duisburg. Nach 55 Jahren übergibt Friseur Friedhelm Schmitz seinen Salon in der Duisburger Altstadt an einen Nachfolger. Was sich für die Kunden ändert.
Nach 55 Jahren gibt Friseurmeister Friedhelm Schmitz das Ruder ab. Eine halbe Ewigkeit, kein Wunder also, dass die Trennung nicht leicht fällt. Sein Geschäft in der Altstadt gehört zu den ältesten Friseur-Salons in Duisburg. Schmitz’ Opa Josef hatte ihn 1900 gegründet. Damals als Herrenfriseur und mit Spielwarenladen und Puppenklinik gleich nebenan.
Ein erfahrener und in Duisburg ebenfalls verwurzelter Friseur übernimmt jetzt das Steuer am Peterstal: Michael Prinz (65), Friseurmeister seit 1984, schneidet den Kunden bei Friseur Schmitz schon seit zwölf Jahren die Haare: „Ich hatte 300 Meter entfernt auf der Schwanenstraße den Salon Prinz. 2010 hat Friedhelm Schmitz mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, seinen Salon zu übernehmen.“
Duisburger Friseur-Salon Schmitz hat nach 55 Jahren einen neuen Besitzer
Prinz konnte, aber den eigenen Laden aufzugeben, fiel auch ihm schwer. „Ich habe den Salon in vierter Generation geleitet und viel Herzblut reingesteckt. Aber dann hat sich diese neue Perspektive ergeben und ich musste mich entscheiden.“ Also wickelte er den Familienbetrieb ab und ankerte bei Schmitz: „Ich war die ganze Zeit über selbstständig. Meine Kunden sind einfach mit mir rübergewechselt.“
Warum es mit der Übernahme doch noch so lang dauerte? „Mir hat die Arbeit immer Spaß gemacht. Ich habe sie nie als Belastung empfunden“, sagt Schmitz. Ein paar Monate vor seinem 80. Geburtstag hat er dann aber doch den Sprung in den Ruhestand gewagt. „Ich habe ihm noch einmal einen sanften Schubs gegeben“, lacht seine Frau Regina (76).
Kleider für den Frisurenwettbewerb im legendären Goldenen Anker geliehen
Die beiden haben den Salon 1967 von Schmitz’ Vater Robert übernommen und vergrößert. Friseurmeisterin Regina Schmitz baute den Damensalon auf und saß ihrem Mann das eine oder andere Mal Modell. Denn der hat sich gerne an Wettbewerben beteiligt. Weil das Geld knapp war, musste das Paar dabei anfangs auch mal ungewöhnliche Wege gehen.
Friedhelm Schmitz zeigt auf ein Foto aus den 60ern. Darauf ist eine junge Frau zu sehen – in einem schicken Cocktailkleid und mit perfekt frisierter Abendfrisur: „Damals saßen auch Bardamen aus dem ‘Goldenen Anker’ für mich Modell.“ Die Mitarbeiterinnen der schon damals legendären Nachtbar an der Unterstraße hatten einen großen Vorteil: „Die Frauen dort hatten schicke Cocktailkleider.“ Die sind heute noch auf den Fotos zu bewundern.
Helmut Horten ließ sich bis zu seinem Tod die Haare von Friedhelm Schmitz schneiden
Seinen größten Coup landete Schmitz 1961. Damals wurde er Bundessieger im Bereich Damen und Herren. Das stand natürlich in der Zeitung. Ein prominenter Zeitgenosse las den Artikel und ließ bei Friedhelm Schmitz anrufen: Hortengründer Helmut Horten. Der Kaufhauskönig wollte vom Besten frisiert werden, landete also bei Friedhelm Schmitz und blieb ihm bis zu seinem Tod 1987 treu.
„Sicher auch, weil ich nie groß darüber geredet habe. Helmut Horten hat viel Wert auf Verschwiegenheit gelegt“, so Schmitz. Bis heute ist es schwer, ihm die Anekdoten dieser langen Geschäftsbeziehung zu entlocken. Und in der Zeitung lesen will er sie auf gar keinen Fall.
Für die vielen Stammkunden wird sich nach der Staffelübergabe nicht viel ändern
Überhaupt sind treue Kunden das Rückgrat des Salons: „Manche Kundinnen kommen schon seit 40 Jahren jede Woche zu uns. Und von manchen Familien lässt sich schon die dritte Generation bei uns die Haare machen“, sagt Regina Schmitz. Das sei es auch, was Friseur Schmitz ausmache: die intensive Kundenbindung.
Daher plant Michael Prinz auch keine weitreichenden Veränderungen. Das Angebot bleibt so umfassend, wie es ist. Der Salon einer von nur dreien in Duisburg, der die Schnitttechnik Calligraphy Cut anbietet. Neuen Trends gegenüber sei das Team aber aufgeschlossen. Momentan von Damen jeden Alters stark nachgefragt: Wimpern- und Augenbrauenlifting. Was neu ins Programm aufgenommen wird, beschließt das Team aus zehn Festangestellten gemeinsam mit dem Chef.
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Einer hat die Geschäftsübergabe nicht mehr erlebt: Papagei Rocco, 39 Jahre Familienmitglied bei den Schmitzens, ist vor kurzem verstorben. Das Maskottchen des Salons, das immer lautstark auf sich aufmerksam machte, wird „jetzt selbst von denen vermisst, die immer geschimpft haben“, sagt Regina Schmitz.
Sie hofft, dass sie und ihr Friedhelm nun mehr Zeit in ihrem Ferienhaus am Niederrhein verbringen können. Denn so ganz kann ihr Mann es ja immer noch nicht lassen. „Es gibt einige Herren, die kommen weiter zu ihm zum Haareschneiden. Ich muss jetzt dafür sorgen, dass sie komprimiert Termine bekommen, damit mein Mann nicht weiter jeden Tag im Salon ist“, lacht sie.