Duisburg-Altstadt. Früher gab es viele Fachgeschäfte an der Tonhallenstraße, heute viele Leerstände. Wieso Händler aufgegeben haben und warum es doch Hoffnung gibt.

Die Tonhallenstraße in der Duisburger Innenstadt war mal eine belebte Einkaufsstraße. Früher reihten sich hier viele kleine und größere Fachgeschäfte aneinander. Doch die Zeiten sind vorbei: Seitdem die Fielmann-Filiale an der Ecke zur Königstraße ausgezogen ist, beginnt die Tonhallenstraße mit einem Leerstand.

Duisburger Innenstadt: Tonhallenstraße beginnt mit Leerstand

Früher bediente hier das Team von „Mode & Accessoires Küpper“. Heute steht der Laden leer. 
Früher bediente hier das Team von „Mode & Accessoires Küpper“. Heute steht der Laden leer.  © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ebenso trist sieht es am anderen Ende aus: In der Tonhallenpassage, dort, wo die Friedrich-Wilhelm-Straße die Tonhallenstraße in zwei Hälften schneidet, sind die meisten Flächen verwaist. Und auch das Geschäft an der Ecke, in dem einst „Mode & Accessoires Küpper“ beheimatet war, steht leer.

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Früher habe das Mode-Fachgeschäft viele Kunden aus Düsseldorf angezogen, erinnert sich Jürgen Ludwig. Der Friseurmeister betreibt seinen Salon seit 1982 an der Tonhallenstraße, hat viele Nachbarn kommen und gehen sehen. „Ich habe es am längsten von allen an diesem Standort ausgehalten“, meint Ludwig. Doch wie lange er und sein Team hier noch Haare schneiden, vermag er nicht zu sagen. „Ich bin 74 Jahre alt und suche einen Nachfolger“, erklärt der Friseur.

Duisburger Traditions-Friseur: „Würde keinen Laden mehr hier aufmachen“

An der Tonhallenstraße gab es mal einen Seiteneingang in das beliebte Einkaufszentrum „Forum“. Doch inzwischen ist der geschlossen.
An der Tonhallenstraße gab es mal einen Seiteneingang in das beliebte Einkaufszentrum „Forum“. Doch inzwischen ist der geschlossen. © WAZ | Tina Halberschmidt

Sein Salon hat sich längst etabliert, genügend Kundschaft wäre vorhanden. Doch die Suche gestaltet sich als schwierig, nicht nur, aber auch wegen der Innenstadt-Lage. „Ich würde ja auch keinen Laden mehr mitten in der Stadt eröffnen“, gibt Ludwig zu.

Er spricht von einer „Zeit des Wandels“ und davon, dass das Forum vieles verändert habe in Duisburg. Zum Negativen, findet er. „Das Center ist schön und gut gemacht, keine Frage. Aber für uns hier ist es ein Problem.“ Denn Laufkundschaft sei auf der Tonhallenstraße so gut wie nicht mehr vorhanden.

Ein Grund dafür sei auch, dass der ehemalige Seiteneingang des Forums seit 2017 geschlossen ist. Passanten und potenziellen Kunden werde so der Zugang aus dem Shopping-Center zur Tonhallenstraße erschwert.

2021 zog deswegen auch der Comic- und Film-Laden „Holy Crap“ (ehemals Tonhallenstraße 11b) aus. „Das Bett Koopmann“ (früher Tonhallenstraße 10) hatte bereits 2019 die Flucht ergriffen. „Es war eine tolle Straße, aber sie wurde von der Stadt aufgegeben“, sagte damals Geschäftsführer Hagen Koopmann.

Neueröffnung ist Bekenntnis zum Standort: Kosmetikerin ist Fan der Tonhallenstraße

Kosmetikerin Heval Uyma ist ein Fan der Tonhallenstraße, die sie vor allem wegen der zahlreichen Altbauten schätzt.
Kosmetikerin Heval Uyma ist ein Fan der Tonhallenstraße, die sie vor allem wegen der zahlreichen Altbauten schätzt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ganz anders sieht das Heval Uymal. Die Kosmetikerin hat sich mit „Hevalbeauty“ neu in der Tonhallenstraße angesiedelt – und das bewusst. Die 31-Jährige ist ein Fan der Straße, die sie vor allem wegen der zahlreichen Altbauten schätzt.

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Den Auszug des Shops direkt nebenan beäugt Uyma allerdings mit Sorge. „Hoffentlich kommt da kein Büro rein“, sagt die frisch gebackene Inhaberin. Zwar benötigt sie für ihren Salon keine Laufkundschaft. Als neuen Nachbarn würde sie sich aber trotzdem eine Patisserie wünschen oder ein Café. „Etwas Italienisches oder Französisches, das fehlt hier an der Stelle“, sagt Uyma.

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Gerne würde sie sich mit den anderen verbliebenen Einzelhändlern auf der Straße zusammentun, um gemeinsam mehr zu erreichen. „Wir könnten uns gegenseitig noch besser unterstützen“, meint die Neudorferin. Sie jedenfalls ist gekommen, um zu bleiben – und will es damit den Geschäftsleuten gleich tun, die sich seit Jahren an der Tonhallenstraße halten.

Modedesignerin wusste sofort: „Da willste mal hin!“

So zum Beispiel der Warhammer-Store, in dem sich Rollenspieler mit Games-Workshop-Produkten eindecken können. Was die Inhaber an der Tonhallenstraße schätzen, hat diese Redaktion mehrfach bei der Pressestelle des britischen Unternehmens angefragt. Eine Antwort gab es nicht.

Offen für ein Gespräch ist hingegen Modedesignerin Andrea Ewers. In ihrem Geschäft „Rebel Bride“ stattet sie Bräute seit zweieinhalb Jahren mit nicht ganz alltäglichen Brautkleidern aus. Wie Kosmetikerin Heval Uyma hat sich Ewers die Tonhallenstraße ganz bewusst als Standort ausgesucht. „Früher war hier der Concept Store ‚Ars Vivendi‘ drin, und schon damals fand ich den Laden mit den Rundbögen vorne so toll, dass für mich feststand: Da willste mal hin“, erzählt Ewers.

An der Tonhallenstraße 7 befindet sich inzwischen ein Personaldienstleister.
An der Tonhallenstraße 7 befindet sich inzwischen ein Personaldienstleister. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Bei ihren Modekreationen setzt die 48-Jährige, die ihre Rockabilly-Mode zuvor in Neudorf und dann an der Friedrich-Wilhelm-Straße geschneidert hat, auf außergewöhnliche Farben und Stoffe. Sie liebt das Extravagante. Die Räumlichkeiten an der Tonhallenstraße passen ihr entsprechend gut ins Konzept.

Und auch Laufkundschaft benötigt Ewers nicht: Ihre Kundinnen kommen aus ganz Deutschland und teilweise aus aller Welt, um sich in Duisburg einkleiden zu lassen. „Vielleicht werden wir ja hier mal die Beauty-Straße“, freut sich die Designerin aus Meiderich über ihre neue Nachbarin vom Kosmetikstudio.

Leerstand in der Tonhallenpassage: Die Werbung von Hörakustik Vogt ist ein Relikt der Vergangenheit. 
Leerstand in der Tonhallenpassage: Die Werbung von Hörakustik Vogt ist ein Relikt der Vergangenheit.  © WAZ | Tina Halberschmidt

Was allerdings dagegen sprechen könnte: Dass schräg gegenüber die Tonhallenpassage leer steht und damit „richtig tot aussieht“, wie Ewers sagt. Ob sich hier allerdings in näherer Zukunft etwas tun wird, ist äußerst fraglich: Seit mehr als sieben Jahren sind die Räume des traditionsreichen Feinkost-Geschäfts Altgassen im Erdgeschoss verlassen. Auch Hörakustik Vogt nebenan gibt es schon lange nicht mehr.

Und so werden große Teile der Tonhallenstraße wohl weiterhin Tristesse verbreiten. Denn wo sich früher die Fachgeschäfte aneinanderreihten, herrscht heute Leerstand.

Erinnerungen an früher: Diese Läden gab‘s mal an der Tonhallenstraße

  • Die Tonhallenstraße ist vielen Duisburgern vor allem noch aus alten Zeiten bekannt.
  • Einst waren hier Fachgeschäfte wie zum Beispiel Sport Hildebrandt ansässig. Wo sich heute eine Personaldienstleistungsagentur befindet, kauften Schüler im Büro-Utensilien- und Schreibwarenladen Dietrich & Hermann ein.
  • Das Geschenke- und Dekogeschäft „Ars Vivendi“, quasi der Vorgänger vom „AV Concept Store“, war früher ebenfalls in der Seitenstraße beheimatet.
  • Und auch „Das Bett“, „Holy Crap“ oder das Modegeschäft Küppers waren einmal Anziehungspunkte, die so mancher Duisburger als Bereicherung empfand.
  • Zu den weiteren Läden, die es an der Tonhallenstraße gab, zählt unter anderem das Möbelgeschäft „Sissy Lala“.
  • Ganz Alteingesessene erinnern sich vielleicht auch an die Hippie-Schänke „Shalom“ von Wirtin Mary, die sich Ende der 1960er Jahre ebenfalls an der Tonhallenstraße befand.
  • Eine feste Größe an der Tonhallenstraße ist hingegen seit Jahrzehnten das Familienunternehmen Dressler-Outdoor.