Duisburg. Teilnehmer des CSD in Duisburg sind sauer: Wegen ihrer Regenbogenflaggen kamen sie nicht ins Forum. Das sagt der Betreiber des Einkaufszentrums.
Mehr als 800 Menschen haben Ende Juli beim Christopher Street Day (CSD) in der Duisburger Innenstadt für Freiheit, Toleranz und Gleichberechtigung demonstriert. Allgegenwärtig waren dabei auch sogenannte Pride-Flaggen – bunte Fahnen, mit denen Menschen ihre Unterstützung für die LGBTQIA+-Bewegung ausdrücken.
Wer an diesem Tag mit einer solchen Regenbogenflagge nach dem CSD das Forum betreten wollte, erlebte allerdings eine böse Überraschung: Mehrere CSD-Besucher berichten übereinstimmend, dass Personen mit Pride-Fahnen der Einlass in das große Einkaufszentrum verwehrt wurde.
Forum Duisburg: CSD-Teilnehmer mit Regenbogenflagge abgewiesen
Zwei der Betroffenen sind Jenny Ringel und Tamara Okon. Die beiden jungen Frauen haben den CSD in Duisburg gemeinsam besucht. Nach dem Protestzug durch die Innenstadt wollten sie noch einen Abstecher ins Forum machen, um dort etwas zu essen. „Wir wurden dann direkt am Eingang von der Security angehalten“, berichtet Jenny Ringel. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie eine Pride-Fahne um den Oberkörper gebunden. „Man hat uns gebeten, die Flagge abzulegen und wegzupacken.“
Ein ähnliches Vorgehen der Sicherheitsleute haben die beiden auch bei anderen CSD-Teilnehmern beobachtet. „Es standen Security-Mitarbeiter an jeder Tür, die die Leute darauf angesprochen haben“, erzählt Tamara Okon. Viele Besucher seien daraufhin umgekehrt und hätten das Forum direkt wieder verlassen. Dass das Tragen von Pride-Fahnen ein Problem darstellt, kam für Jenny und Tamara überraschend: „Letztes Jahr waren wir nach dem CSD auch im Forum, und da hat sich niemand über die Flagge beschwert.“
Forum-Mitarbeiter verweist auf „politische Neutralität“
Als die beiden Frauen nach dem Grund für das Flaggenverbot fragen, erhalten sie vom Sicherheitspersonal eine klare Antwort: „Es hieß dann, dass der Betreiber des Forums gerne politische Neutralität wahren möchte“, erinnert sich Tamara Okon. Nicht nur die Regenbogenflaggen seien im Forum verboten, sondern beispielsweise auch Länderfahnen – so die Aussage der Security-Mitarbeiter.
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Mit dieser Begründung können die zwei Frauen nicht viel anfangen. „Ich finde, solche Symbole gehören nicht versteckt oder verboten. Man sollte sich überall zeigen dürfen, wie man ist“, gibt Jenny Ringel zu bedenken. Die Pride-Flaggen sind ihrer Meinung nach kein primär politisches Symbol. Sie zu verbieten, sei daher nicht der richtige Ansatz: „Das ist für mich ein Zeichen der Intoleranz bei einem Event, das für Toleranz und Gleichberechtigung steht“, findet Tamara Okon.
Grünen-Politikern kann Vorgehen nicht verstehen
Auch weitere Besucherinnen und Besucher des CSD haben im Forum negative Erfahrungen gemacht – so schildert es Pelin Osman, Stadträtin der Grünen. Die Politikerin war mit ihren Parteikollegen beim CSD in der City dabei. „An dem Tag sind super viele Leute auf uns zugekommen und haben sich beschwert, dass sie mit ihrer Fahne nicht ins Forum kommen“, berichtet sie. Auch Osman selbst wurde beim Betreten des Einkaufszentrums aufgefordert, ihre Regenbogenflagge abzunehmen.
Besonders ärgerlich findet die Grünen-Politikerin dieses Vorgehen vor dem Hintergrund, dass sich das Forum im Vorfeld des CSD als Unterstützer der LGBTQIA+-Bewegung präsentiert hatte: „Es gab ein paar Tage vor dem Event noch ein Gewinnspiel, bei dem man Einkaufstaschen in Regenbogenfarben gewinnen konnte“, erzählt Osman. „Wenn man kurz vorher noch so eine Werbeaktion macht, kann ich das Verhalten noch weniger nachvollziehen.“
Forum-Betreiber: Nur sehr große Fahnen ein Problem
Der Forum-Eigentümer Klépierre äußert sich auf Nachfrage der Redaktion zu den Vorwürfen rund um den CSD. Center-Manager Holger Höfner widerspricht der Schilderung des Sicherheitspersonals, dass Pride-Flaggen aus Gründen der politischen Neutralität im Forum unerwünscht seien: „Das entspricht nicht der Wahrheit.“ Weiter betont er: „Wir sind seit Jahren Unterstützer des CSD und unterstützen grundsätzlich auch die Regenbogenflagge.“ So habe man etwa im vergangenen Jahr eine Flaggen-Partnerschaft für den Verein DU Pride übernommen.
Probleme gebe es lediglich in Einzelfällen, wenn Besucher mit sehr großen Fahnen das Forum betreten wollen. So sei es in den vergangenen Jahren bereits vorgekommen, dass sich Flaggen in einer der Rolltreppen verfangen haben. Wenn jemand eine sehr große Fahne mit sich führt, sei die Security deshalb angehalten, die Person darauf anzusprechen. „Es geht dabei ausschließlich um Sicherheitsaspekte“, erklärt Höfner.
Warum beim CSD auch Besuchern mit kleineren Pride-Flaggen der Einlass verwehrt wurde, dazu kann der Center-Manager keine Angaben machen. Grundsätzlich sei individuelles Fehlverhalten des Sicherheitspersonals nicht auszuschließen. Höfner betont allerdings: „Mich haben im Nachgang des CSD keine offiziellen Beschwerden erreicht.“ Beim Briefing der Security-Mitarbeiter habe das Thema „Flaggen“ dieses Jahr auch keine besondere Rolle gespielt.
Pelin Osman ist von den Ausführungen des Center-Managers irritiert. „Das passt nicht mit den Erfahrungen zusammen, die wir an dem Tag gemacht haben“, stellt sie klar.
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Die Ratsfrau hat beobachtet, dass nahezu alle Personen mit Pride-Flaggen vom Sicherheitspersonal angehalten wurden – unabhängig von der Fahnengröße. Eine Differenzierung sei nicht zu erkennen gewesen. Osmans Vermutung: „Vermutlich wurden die Mitarbeiter dann nicht richtig geschult.“
>>Die Bedeutung der Pride-Flaggen
Mit den sogenannten Pride-Flaggen in Regenbogenfahnen bekunden Menschen ihre Unterstützung für Angehörige der LGBTQIA+-Bewegung.
Für viele von ihnen sind die Fahnen ein wichtiges Symbol, um die Sichtbarkeit diverser sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu erhöhen.