Duisburg. Über 800 Teilnehmer feiern in der Duisburger Innenstadt Liebe und Freiheit. Doch die Teilnehmer machen sich auch Sorgen. „Es wird immer kritischer.“

Ein Meer aus Farben und Flaggen beherrscht am Samstag den Christopher Street Day in der Duisburger Innenstadt. Neben einer großen Regenbogenfahne sind auch Fahnen, die für Transsexualität, Inter*Personen oder Bisexuell stehen, Teil der langen Fahnenkette, die die Demonstration anführt. Ein Fest der Freiheit, der Toleranz, der Moderne. Doch von vorne:

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Kurz nach 12 Uhr wird der Christopher Street Day (CSD) vor dem Rathaus mit den Worten „Happy Pride Duisburg“ eröffnet. Veranstaltet wird der CSD von dem Verein DUPride, ein Verein für queere Menschen in Duisburg. Das Motto für dieses Jahr: Zusammenhalt. „Wir sind eine bunte Stadt, wir sind alle Duisburg!“ Oberbürgermeister Sören Link eröffnet gemeinsam mit Bärbel Bas, Sascha Roncevic und Christian Karus vom Verein DUPride den CSD. Vor dem Rathaus wird die Regenbogenflagge gehisst, von dort geht die Demonstration durch die Innenstadt los. Über 800 Menschen, so die Zählung der Polizei, laufen mit Flaggen, Schildern und guter Laune mit. Im Anschluss gibt es ein großes Straßenfest auf der Königstraße.

CSD in Duisburg: „Das Geschlechtersystem muss aufgebrochen werden“

Auch wenn im Anschluss an die Demonstration die Party ansteht, für viele der Teilnehmer steht die Demo im Vordergrund. „Viele Leute sehen das hier als Feier an, aber es ist eine Demo. Es gibt immer noch viel Diskriminierung und darauf wollen wir aufmerksam machen.“ Elisa (18) ist mit zwei Freunden am Rathaus. „Das Geschlechtersystem muss aufgebrochen werden, ich möchte zeigen, dass es uns gibt.“, sagt Tristan (16), um seine Schultern eine rosa-blau-weiße Flagge, die für Transsexualität steht.

Come as you are: Beim CSD in der Duisburger Innenstadt wird die Freiheit gefeiert.
Come as you are: Beim CSD in der Duisburger Innenstadt wird die Freiheit gefeiert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Diesen Gedanken unterstützt auch James (18): „Auch ein Mann kann einen Rock tragen!“ Passend zu dieser Aussage trägt er einen langen, schwarzen Rock, auf einem Schild um seinen Hals steht „Free Hugs“ (kostenlose Umarmungen), aber er sieht auch deutlich die Herausforderungen. „Ich bin vor allem für die Demonstration hier. Es wird immer kritischer in Deutschland und wir müssen zeigen, dass wir da und laut sind. Wir werden nicht verschwinden, egal was andere tun.“ Zusammen mit zwei Freundinnen nimmt James an der Demo teil. „Ich treffe hier Leute, die so denken wie ich“, sagt Jo (18), in der Hand hat sie regenbogenfarbene Herzaufkleber, die sie verteilen möchte. „Wir sind hier eine große Familie.“

Pride in Duisburg: „Wir sind hier, damit man uns sieht und kennenlernt“

Auf der Königstraße sind Pavillons und eine Bühne aufgebaut – und überall ist es bunt. Egal ob es die bunten Hundemasken der Gruppe „Puppy & Friends“ oder die bunten Pavillons sind, an Farbe fehlt es dem Straßenfest nicht. Unter einem pinken Pavillon steht Olaf Riedel. „Wir sind die PinkPower!“, stellt er sich vor. Der Verein bietet einen Austauschort mit Selbsthilfekonzept für queere Menschen. Zum zweiten Mal nimmt der Verein am CSD teil. „Wir sind hier, damit man uns sieht und kennenlernt. Wir bieten den Leuten einen sicheren Raum für Austausch, jeder ist bei uns willkommen.“

„Speak out loud, stay proud” steht auf den Fahnen und T-Shirts von Klöckner & Co. Die Firma ist Mitsponsor des CSD. „Wir sind ein altes Unternehmen aus Duisburg, wir wollen zeigen, dass wir uns wandeln und Toleranz für alle zeigen“, erzählt Sebastian Naumann, der Teil des „KloecknerPride“ Netzwerkes ist. Zusammen mit seinen Kollegen nimmt Naumann zum zweiten Mal am CSD teil.

Auch Sabrina ist schon zum wiederholten Male auf dem CSD in Duisburg. „Ich bin hier, um mein Kind zu unterstützen. Man muss akzeptieren, wie jemand ist und sollte ihn dabei unterstützen.“ Der Tag in Duisburg macht der Duisburgerin immer besonders viel Spaß. Für ihren Sohn Lou (18) steht eine Sache im Mittelpunkt: „Jeder kann lieben, wen er will – dafür sind wir heute hier.“

>> WAS IST DER CHRISTOPHER-STREET-DAY

  • Der Name des CSD bezieht sich auf die Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, der Ort des ersten bekanntgewordenen Aufstands der LGBTQIA+-Community gegen Vorurteile – in diesem Falle verkörpert durch Polizeiwillkür.
  • Heute ist der CSD ist eine Veranstaltung, bei der queere Menschen für sich und ihre Rechte demonstrieren.
  • In ganz Deutschland gibt es CSDs, der Größte findet jährlich in Köln statt.