Duisburg-Wedau. Anwohner sorgen sich um zu viel Pkw-Verkehr. Stadtplaner Linne will mehr Radverkehr – aber findet: „Ein Auto alle 32 Sekunden ist erträglich.“

Etwa 100 Menschen hörten Stadtentwicklungs- und Umweltdezernent Martin Linne zu, der sich auf Einladung des Bürgervereins Wedau/Bissingheim zu den bestehenden Plänen für 6-Seen-Wedau äußerte. Dabei wird klar: Die Anwohner des künftigen Neubaugebiets machen sich vor allem um zu viel Verkehr Sorgen. Ihr Vorwurf: Ein Verkehrskonzept fehle.

Ratinger Weststrecke


Zentral für die Anbindung von 6-Seen-Wedau ist für Linne die Wiedereröffnung der Ratinger Weststrecke. Er sehe „gute Chancen“, dass diese in den nächsten Jahren befahren werden könne – eine Ansicht, die bei vielen Einheimischen auf vehemente Zweifel stieß, gibt es diese Pläne doch schon seit mehr als 20 Jahren. Nichtsdestotrotz fordert der Bürgerverein einen zusätzlichen Haltepunkt südlich der Haltestelle Wedau. Den werde es nicht geben, stellt Linne klar: „Die Bahnentwicklungsgesellschaft hat gesagt, dafür sei kein Platz.“

Weitere Verkehrsanbindung


Mehrere Bürger kritisierten ein fehlendes, nicht ausgearbeitetes Verkehrskonzept. Bis zu 110 Autos sollen in Spitzenzeiten pro Stunde durch die Neidenburger Straße fahren. „Wenn man das mal runterrechnet, ist das ein Auto alle 32 Sekunden – das ist im Bereich des Erträglichen“, befindet Linne zum Unmut der Bürger. Andere fordern ein Konzept zur Erschließung des Radwegenetzes. „Da gäbe es die Möglichkeit, den Stadtteil an den Radschnellweg 1 anzubinden, da muss man sich mal Gedanken zu machen“, erklärt Linne. Selbiges gelte für das Busnetz: „Selbstverständlich wird der Stadtteil angebunden sein. Wenn es Probleme gibt, müssen gegebenenfalls Anpassungen erfolgen“, so der Beigeordnete. „Irgendwo hängt aber auch alles von der Finanzierung ab“, wendet er ein.

Einzelhandel

Da der Nordbereich des 90 Hektar großen Areals zuerst bebaut werden soll, wird dort auch ein Supermarkt entstehen, und zwar direkt unterhalb der Wedauer Brücke. Die Bürger fürchten um ihren Dorftreff: Ein Supermarkt müsse in der Mitte eines Wohngebiets stehen, damit man dort Nachbarn und Bekannte treffe. Wolfgang Gebhard vom Bürgerverein forderte eine kleine Zweigstelle des Markts, bei der ebenso günstig eingekauft werden könne. Die Chance darauf ist laut Linne ziemlich gering: „Warum sollte der Inhaber das tun? Es liegt doch an unserem Konsumverhalten der letzten 30 Jahre, dass die kleinen Läden ausgestorben sind. Wir sind einfach nicht hingegangen“, sagt er. Doch nicht nur deswegen befürworten die Wedauer einen Markt in der Mitte des Wohngebiets: „Wenn der am Rand steht, fahren alle mit dem Auto dahin, und es gibt noch mehr Verkehr“, argumentiert Gebhard.

Lärmschutzwall

Bereits im Oktober soll der Bau des Lärmschutzwalls westlich der Eisenbahnstrecke beginnen. Die Anwohner fürchten eine hohe, graue Betonmauer, die den Stadtteil verschandelt. Doch vielmehr handelt es sich laut Linne um einen Wall, der mit den Jahren zuwachsen werde. „So wird sich der Lärmschutzwall in den grünen Stadtteil einfügen“, sagt Linne. Zusätzlich soll der Wall kleine Löcher enthalten, durch die die im Gelände beheimateten Zauneidechsen in das dahinter liegende Habitat wandern können. „Es muss auch niemand Sorge haben, dass die Häuser dahinter im Schatten liegen werden. Sie stehen weit genug weg“, so Linne.

Bebauung

Hendrik Thomé von der Initiative „Rettet die Sechs-Seenplatte“ bringt den Einwand vor, dass 3000 Wohneinheiten auf dieser Fläche viel zu viele seien. „Dadurch wird der Charakter der Sechs-Seen-Platte verändert. Die Leute kommen aus der ganzen Stadt hierhin, um sich zu erholen.“ Eine durchaus normale Zahl sei das, sagt Linne: „Für so eine Fläche ist das Standard. Wir wollen uns aber dafür einsetzen, dass die Sechs-Seen-Platte weiterhin Erholungsgebiet bleibt.“