Duisburg. Von einem Krieg lässt sich Peter Bursch nicht beirren. Für das Musikprojekt Euro Rock holt er auch eine ukrainische Band nach Duisburg.

„Nie wieder Krieg.“ Das predigt der Duisburger Gitarrist Peter Bursch seit Jahren, gefragt nach dem Gedanken hinter seinem Projekt Euro Rock, das seit Anfang der 90er Jahre Bands aus ganz Europa in Duisburg zusammenbringt – musikalische Völkerverständigung.

„Aber jetzt ist da so ein Idiot in Russland, der unsere Idee nicht verstanden hat“, seufzt der Gitarrenlehrer der Nation. Trotzdem schauen die Macher des Projekts nicht tatenlos zu, und haben in diesem Jahr zum ersten Mal eine Band aus der Ukraine dabei. „Nova Mova“ ist eine Art Supergroup, zusammengestellt aus Musikern des Konservatoriums in Krywhj Rih.

Krywhj Rih, war da nicht was? Die Stadt ist nicht nur Geburtsort des ukrainischen Präsidenten Selenski, sondern auch eine Region, die besonders schwer vom Angriffskrieg Russlands betroffen ist. „Im Zuge des Raketenangriffs auf das Kinderkrankenhaus in Kiew wurde auch Krywhj Rih beschossen. Die Jungs kommen quasi aus dem Krieg“, erzählt Daniel Jung vom Kulturbüro der Stadt.

Euro Rock in Duisburg: Ukrainische Band nimmt beschwerliche Reise auf sich

Putins Krieg erschwert „Nova Mova“ die Einreise nach Duisburg, berichtet Heike Maus vom Team für Repräsentation und Internationale Beziehung der Stadt. „Zuerst brauchte ‚Nova Mova‘ eine Sondergenehmigung des Ministeriums in Kiew, um ausreisen zu dürfen. Das sind junge Männer, die müssten gerade eigentlich ihren Militärdienst ableisten.“

Die Genehmigung liegt mittlerweile vor, auch die Finanzierung der Reise durch NRW-Mittel ist geregelt – bleibt noch die eigentliche Fahrt. Die wird wohl ein ziemliches Abenteuer, die ukrainische Band und ihre Betreuerin fahren zwei Tage mit einem Bus nach Duisburg, der auf dem Weg noch andere Stationen in Europa abklappert.

Aus dem Krieg zum Duisburger Euro Rock: Die ukrainische Band „Nova Mova“ musste und muss einige Strapazen auf sich nehmen.
Aus dem Krieg zum Duisburger Euro Rock: Die ukrainische Band „Nova Mova“ musste und muss einige Strapazen auf sich nehmen. © Privat | Nova Mova

Allen Strapazen zum Trotz ist sie wichtig, die musikalische Völkerverständigung. Das Konzept von Euro Rock ist schnell erklärt: Bands aus den Partnerstädten Duisburgs treffen sich im Meidericher Parkhaus, werden gemischt, schreiben neue Songs und spielen sie auf Konzerten, alles innerhalb einer Woche. 2024 beginnt Euro Rock am Samstag, 20. Juli, und endet am Samstag, 27. Juli. „Die schönste Woche meines Lebens“, haben schon einige ehemalige Teilnehmer gesagt, schmunzelt Peter Bursch.

Projekt Euro Rock hat „wesentliche Bedeutung für Europa“

Multiinstrumentalist Andreas Klees war schon als Teilnehmer beim Euro Rock, seit einigen Jahren wirkt er als Dozent mit. „Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie die jungen Musiker sofort eine Verbindung über die Musik aufbauen“, die Musik ist schließlich die Euro Rock-Amtssprache, erst danach kommt Englisch. „Das Projekt hat immer noch eine wesentliche Bedeutung in und für Europa. Heute gibt es viel Gedankengut, das nicht mehr den europäischen Geist atmet. Wenn die Musiker sich treffen, ‚in echt‘ und nicht digital, dann ergibt sich die Völkerverständigung von ganz alleine.“

Endlich ein paar Frauen: Die französische Band Blurry Hallows hat gleich zwei Musikerinnen in ihren Reihen, beim Duisburg Euro Rock-Projekt ein eher seltenes Phänomen.
Endlich ein paar Frauen: Die französische Band Blurry Hallows hat gleich zwei Musikerinnen in ihren Reihen, beim Duisburg Euro Rock-Projekt ein eher seltenes Phänomen. © Privat | Blurry Hallows

In diesem Jahr verständigen sich gleich fünf statt vier Bands, auch wenn Portsmouth wegen des Brexit erneut nicht vertreten ist. Neben „Nova Mova“ sind „Portray“ (Nijmegen, Indie-Rock), „Blurry Hallows“ (Calais, Metal), „Defektas“ (Vilnius, Industrial Rock) und die Duisburger Gastgeber „Feinstaub West“ (Punk-Rock) dabei. Nach einigen Jahren mit Bands aus dem Duisburger Umland sind mit Feinstaub West aus Bergheim wieder „echte“ Lokalpatrioten dabei – im doppelten Sinne. „Wir haben viele Songs über Duisburg, über den MSV“, sagt Gitarrist Leon Brüggemann. Kleiner Bonus, weil beim Euro Rock eher selten: Die Gastgeber bringen mit ihrer Bassistin eine Frau mit in den Euro Rock-Kosmos, auch die französische Band hat zwei Musikerinnen dabei.

>> HIER KANN MAN DIE EURO ROCK-BANDS LIVE ERLEBEN

  • Die Euro Rock-Bands spielen in ihrer Projektwoche fünf Konzerte, allesamt mit freiem Eintritt. Während die ersten beiden Shows noch „nur“ von den Ursprungsbands bestritten werden, gibt es ab dem 24. Juli die neuen Songs der europäischen Bands zu hören. Die Konzerte:
  • Samstag, 20. Juli, 20 Uhr: Bollwerk 107, Moers
  • Sonntag, 21. Juli, ab 13 Uhr: Stadtfest Duisburg, Mitsubishi Brüggemann-Bühne
  • Mittwoch, 24. Juli, 20 Uhr: Zum Hübi
  • Donnerstag, 25. Juli, 20 Uhr: Parkhaus Meiderich
  • Freitag, 26. Juli, 20 Uhr: Café The Shuffle, Nijmegen