Duisburg. Millionen TV-Zuschauer haben es live gesehen: Dieses Paar hat beim Deutschland-Spiel Flagge für Duisburg gezeigt – ihre besondere Geschichte.

Millionen Fernsehzuschauer haben diese eine Deutschland-Fahne mit der besonderen Aufschrift immer wieder gesehen: „Sabine + Thomas Duisburg“. Sie hing während des EM-Spiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz am Sonntagabend an einer Mauer im Frankfurter Stadion und wurde mehrmals eingeblendet. Wir haben jetzt das Paar zur Fahne ausfindig gemacht, die längst auch in den Sozialen Medien für Furore sorgt: Sabine Weiß (56) und Thomas Warzecha (52) aus Huckingen.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

„Schon während des Spiels haben wir Nachrichten bekommen, dass unsere Fahne ständig zu sehen ist“, erzählt die 56-Jährige. Ihr Partner hatte die Idee dazu – nach dem Motto: Wer schon das Glück hat, Karten für eine deutsche EM-Partie zu bekommen, kann sich auch etwas Besonderes einfallen lassen. „Ich hatte solche Fahnen zuvor im Fernsehen bei Spielen des englischen Teams entdeckt und gedacht: Das können wir auch“, erklärt Thomas Warzecha.

EM 2024: Duisburg plötzlich im Fokus – Millionen TV-Zuschauer sehen es

Und so haben die beiden die Deutschland-Fahne genommen, die im Wohnzimmer bei Spielen der Truppe von Bundestrainer Julian Nagelsmann zur Standard-Dekoration gehört, und losgebastelt. Mit dickem Klebeband entstand so – Buchstabe für Buchstabe – in mühevoller Kleinarbeit schließlich die Aufschrift. „Dafür haben wir schon eine Stunde gebracht“, erinnert sich Sabine Weiß.

Einen Tag vor dem Deutschland-Spiel gegen die Schweiz hatten Sabine Weiß und Thomas Warzecha aus Duisburg in mühevoller Kleinarbeit die Deutschland-Fahne gestaltet.
Einen Tag vor dem Deutschland-Spiel gegen die Schweiz hatten Sabine Weiß und Thomas Warzecha aus Duisburg in mühevoller Kleinarbeit die Deutschland-Fahne gestaltet. © Weiß/Warzecha

Mit ihrem Werk macht sich das Paar in Deutschland-Trikots – er zusätzlich mit Stirnband aus schwarz-rot-goldenen Haaren, sie mit Fanschal – dann am Sonntag in Richtung Frankfurt auf. „Wir waren um 19 Uhr, also zwei Stunden vor dem Anpfiff, im Stadion und gut vorbereitet, hatten Draht und Klebeband fürs Festmachen dabei“, erzählt die Duisburgerin. „Doch wir haben erst gar keinen Platz für die Fahne gefunden.“

Lücke ausgerechnet im Schweizer Block

Ausgerechnet im angrenzenden Schweizer Block entdeckte sie eine Lücke. „Wir sind rübergegangen und haben die Fahne dann einfach über eine Mauer gehängt und drangeklebt“, sagt die 56-Jährige. „Ein Ordner hat uns allerdings schnell darauf hin gewiesen, dass wir die Fahne eventuell wieder wegnehmen müssen. Es waren ja da überall nur Schweizer...“

Also machten Sabine Weiß und Thomas Warzecha schnell noch ein Erinnerungsfoto mit der Fahne und wollten sie dann eigentlich wieder mitnehmen, um die gegnerischen Fans nicht unnötig zu provozieren. „Doch die Schweizer waren total cool drauf, fanden unsere Fahne offenbar toll und so durften wir sie hängen lassen.“

Sabine Weiß und Thomas Warzecha im Frankfurter Stadion: Die Stimmung beim EM-Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz war unglaublich, sagt das Duisburger Paar.
Sabine Weiß und Thomas Warzecha im Frankfurter Stadion: Die Stimmung beim EM-Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz war unglaublich, sagt das Duisburger Paar. © Weiß/Warzecha

Zum Glück, denn sonst hatte das Machwerk des Paars aus Duisburg gar nicht für ein solches mediales Aufsehen sorgen können. „Als wir später auch noch die ganzen Nachrichten und Kommentare auf Facebook gesehen haben, konnten wir es gar nicht glauben“, sagt sie. „Aber wir freuen uns sehr darüber.“

Sommermärchen: Paar lernte sich kurz vor der WM 2006 kennen

Dabei sind beide noch gar nicht so lange Fußball-Fans – erst seit der WM 2006, dem Sommermärchen in Deutschland. „Ich hatte meinen Partner kurz vorher kennen gelernt, wohnte damals in Sprockhövel und Thomas in Dortmund. Dort sind wir zusammen dann nicht nur auf die Fanmeile gegangen, sondern haben unter anderem auch den 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft gegen Polen im Stadion miterlebt“, erzählt sie. „Da hat es uns einfach gepackt.“

Auch interessant

In Dortmund lebte das Paar viele Jahre, ehe es 2015 aus beruflichen Gründen nach Huckingen zog. Nach der WM 2006 besuchten Sabine Weiß und Thomas Warzecha regelmäßig Spiele von Borussia Dortmund und sicherten sich 2008 sogar Dauerkarten für die berühmte Südtribüne, die gerne als „gelbe Wand“ bezeichnet wird.

Unglaubliche Stimmung im Stadion

Deshalb war es für die beiden ein besonderes Erlebnis, als nun in der EM-Partie gegen die Schweiz ausgerechnet BVB-Stürmer Niclas Füllkrug den 1:1-Ausgleich kurz vor dem Ende köpfte. Das Stadion sei geradezu explodiert. „Wir standen im Block 26a, Reihe 9, neben einem Paar, das zufälligerweise auch aus Huckingen kam“, erzählt Thomas Warzecha. „Alle glücklich – die Stimmung war wirklich unglaublich.“

Ein irrer Zufall: Sabine Weiß (r.) und Thomas Warzecha (l.) lernten im Frankfurter Stadion Corinna Vollmert und Lars Hölterhoff kennen. Alle kommen aus Duisburg-Huckingen.
Ein irrer Zufall: Sabine Weiß (r.) und Thomas Warzecha (l.) lernten im Frankfurter Stadion Corinna Vollmert und Lars Hölterhoff kennen. Alle kommen aus Duisburg-Huckingen. © Weiß/Warzecha

Und was passiert jetzt mit der Fahne? Die haben Sabine Weiß und Thomas Warzecha erst mal wieder mit nach Hause genommen. Doch vielleicht können die Fernsehzuschauer sie während der EM noch einmal sehen.

Der 52-Jährige, der während der Wettkämpfe ehrenamtlich als Volunteer in Düsseldorf beim Ticketing mithilft, hat eine Karte für das EM-Achtelfinalspiel am Sonntag, 30. Juni, ab 18 Uhr in Gelsenkirchen ergattert. „Ich weiß noch nicht, wo ich sitze, aber wenn‘s passt, hänge ich die Fahne wieder auf.“