Duisburg. Bis 2029 soll Ruhrort umweltneutral werden. Dazu laufen viele Diskussionen und Projekte. Welche Pläne die Gebag mit dem alten Panda-Imbiss hat.

Duisburg-Ruhrort soll bis 2029 umweltneutral werden. Dieses hehre Ziel haben Haniel, GEBAG, Duisport, Greenzero und die Stadt Duisburg formuliert. Im vergangenen Jahr wurden zunächst einmal Daten gesammelt und eine erste Ökobilanz für den Stadtteil erstellt.

Die meisten Umweltkosten verursachen pro Jahr die Bereiche Gebäude und Energie (11,3 Millionen Euro), Konsum und Abfall (5,5 Millionen Euro) sowie Mobilität und Transport (3,4 Millionen Euro). Um diese Kosten zu senken oder zu kompensieren, müssen dicke Bretter gebohrt werden. Damit die Ruhrorter schon jetzt merken, dass sich der Stadtteil verändert, werden kleinere Projekte wie erste Urban-Zero-Fahrräder und ein Lebensmittelverteiler realisiert.

Außerdem findet am Samstag, 22. Juni, das zweite Urban-Zero-Festival statt. Ein Gespräch mit Peter Weidig und Katrin Witthaus, den Geschäftsführern der Projektgesellschaft „Urban Zero“, wie man so ein abstraktes Thema anschaulich vermittelt, und wie nah sie dem Ziel „Umweltneutralität“ schon gekommen sind. 

Viele Ruhrorter können sich nicht so recht vorstellen, was es heißt, dass Ruhrort umweltneutral werden soll. Woran arbeiten Sie gerade?

Weidig: Dank der Daten, die im vergangenen Jahr erhoben wurden, wissen wir, dass es in der Energieversorgung und Gebäudesanierung eine große Hebelwirkung gibt. Viele Gebäude in Ruhrort sind älter, zahlreiche auch denkmalgeschützt. Wir haben  gerade einen digitalen Sanierungsmanager aufgebaut, mit dem Eigentümer prüfen lassen können, wie sich eine Sanierung auswirkt, was sie kostet und wieviel Fördergelder es für die Umsetzung geben könnte. Dazu arbeiten wir mit dem Start-Up „Bauhow“ zusammen. Außerdem prüfen wir, inwieweit zum Beispiel auf Dächern Photovoltaik installiert werden kann und man so genannte Energiegemeinschaften gründen könnte. Dann könnten sich mehrere Hauseigentümer die Kosten für die Technik teilen. Sinnvoll wäre es auch, wenn die Energie, die in Ruhrort produziert, auch im Quartier verbraucht wird. Wenn es um Wärmenetze geht, sind natürlich größere Investitionen nötig. Dazu bräuchten wir weitere Partner.

Ist es denn einfach, die Hausbesitzer zu erreichen?

Weidig: Interesse ist durchaus da

Witthaus: Ruhrort ist sehr fragmentiert, es gibt viele Einzeleigentümer. Die Gebag ist zwar der größte Anbieter, allerdings gehören uns hier nur 40 Gebäude. 

Duisburger Wohnungsbaugesellschaft Gebag besitzt 40 Häuser in Ruhrort

Katrin Witthaus gehört zum Team von „Urban Zero“.

„Wir merken in Gesprächen, dass die Menschen in Ruhrort auch kurzfristig sehen wollen, was sich zum Thema Urban Zero tut.““

Katrin Witthaus, Mit-Geschäftsführerin von „Urban Zero“ und Vertreterin der Gebag.

Stimmt es, dass die Gebag ein weiteres Gebäude gekauft hat?

Witthaus: Das ist richtig. Das Haus an der Harmoniestraße/Ecke Weinhagenstraße war früher ein bekanntes Möbelhaus. Das Erdgeschoss war der Verkaufsraum und darüber befinden sich drei Etagen. Momentan ist es komplett entkernt. Wir wollen hier beispielhaft verschiedene Techniken ausprobieren, wie sich ein Altbau nachhaltig und umweltneutral sanieren lässt. Wie verhält sich zum Beispiel Lehm an den Wänden? Lassen sich Trennwände aus Popcorngranulat einziehen? Welche Form der Fassadenbegrünung bietet sich an? Auch dort gibt es unterschiedliche Systeme. Wir wollen machbare Lösungen zeigen, die auch wirtschaftlich sind. Im Erdgeschoss soll außerdem ein neuer Raum entstehen, den die Ruhrorter nutzen können.

Langfristig soll auch im Bereich des Werfthafen wieder etwas passieren. Spaziergänge sind dort aktuell nicht möglich.
Langfristig soll auch im Bereich des Werfthafen wieder etwas passieren. Spaziergänge sind dort aktuell nicht möglich. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Inwieweit spielt das Thema Grün eine Rolle bei Urban Zero?

Weidig: Wir arbeiten eng mit den Wirtschaftsbetrieben zusammen, die sich sehr in dem Prozess engagieren. Überlegt wird, wie Rasenflächen aufgewertet werden können, damit sie einen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten können. Auch am Werfthafen soll eine erlebbare Fläche entstehen.

Witthaus: Es gibt bereits einige Ruhrorter Bürger, die sich sehr bei dem Thema einbringen.

Weidig: Mehr Grün führt auch dazu , dass sich die Lebensqualität im Stadtteil verbessert. 

Das sind alles Ideen und Projekte, die sich nicht von jetzt auf gleich umsetzen lassen.

Witthaus: Das stimmt. Wir merken in Gesprächen, dass die Menschen in Ruhrort auch kurzfristig sehen wollen, was sich zum Thema Urban Zero tut. Das schöne ist, dass hier mittlerweile viel zusammenkommt, zum Beispiel Schließfächer als Paket- oder Verleihstationen, die von den Wirtschaftsbetrieben per Lastenrad bedient werden. Das kommt auch dem umweltneutralen Gedanken zugute.

Weidig: Außerdem werden wir in Kooperation mit Nextbike Leihräder mit einem Urban-Zero-Label installieren.  

Peter Weidig von Haniel, arbeitet daran mit, dass Ruhrort umweltneutral wird.

„Überlegt wird, wie Rasenflächen aufgewertet werden können, damit sie einen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten können. Auch am Werfthafen soll eine erlebbare Fläche entstehen.““

Peter Weidig, Mit-Geschäftsführer von „Urban Zero“.

Wie weit sind sie momentan im Prozess?

Weidig: Im ersten Drittel. Das vergangene Jahr haben wir für Analyse und Konzeption genutzt.

Witthaus: Es arbeiten momentan zehn Personen bei uns mit. Sie sind von Haniel, von der Gebag, Duisport und auch von der Stadt entsendet worden und kümmern sich nun hauptsächlich um das Thema Urban Zero.

Was erwartet die Besucher beim Festival am Samstag?

Witthaus: Nachdem wir im vergangenen Jahr beim Urban-Zero-Festival die Projektidee und die große Ambition vorgestellt wurde, möchten wir dieses Jahr gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern konkrete Möglichkeiten zur gemeinsamen Umsetzung und die Teilhabe der Bürgerschaft in den Blick nehmen.

Weidig: Das Festival findet an der Schifferbörse, auf dem Neumarkt, auf dem Haniel-Campus und im Umweltlokal Ruhrort statt. Es nehmen verschiedene Unternehmen, Institutionen, Vereine, aber auch Gastronomen und Einzelhändler teil. Insgesamt gibt es 40 Stände. Wir widmen uns drei übergeordneten Themen. 

Links befindet sich das Umweltlokal. Auf der rechten Seite hat die Gebag nun das Eckhaus gekauft, um zu zeigen, wie man Altbauten umweltneutral sanieren kann.
Links befindet sich das Umweltlokal. Auf der rechten Seite hat die Gebag nun das Eckhaus gekauft, um zu zeigen, wie man Altbauten umweltneutral sanieren kann. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Welchen?

Weidig: Am Neumarkt geht es um Lebens- und Aufenthaltsqualität. Unter dem Slogan „Schöner leben in Ruhrort“ gibt es hier Informationen und Aktionen unter anderem zu Mobilität und Umwelt, der Verminderung von Leerstand oder bereits laufenden Projekten zur Steigerung der Aufenthaltsqualität am Marktplatz. An der Schifferbörse dreht sich alles es um Kompensations- und Begrünungsmaßnahmen. „Mehr Grün in Ruhrort“ lautet das Motto. Start-Ups stellen innovative Stadtbegrünungsmaßnahmen vor. Duisport informiert über seine Nachhaltigkeitsprojekte. Und auf unserem Haniel-Enkelfähig-Campus geht es vorrangig um energetische Sanierungen und den Einsatz von erneuerbaren Energien. Hier finden die Besucher Angebote zu Sanierungen und deren Finanzierung, klimaneutrale Hochleistungsdämmstoffe und alles zu Solarmodulen oder Wärmepumpen.

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>> Volles Programm beim Urban-Zero-Festival

Das Urban-Zero-Festival beginnt am Samstag, 22. Juni, um 12 Uhr an verschiedenen Orten in Ruhrort. An der Schifferbörse findet zum Beispiel eine Pflanzen- und Saatgut-Tauschbörse statt. Auf dem Neumarkt startet um 12.15 Uhr ein Kinderprogramm mit „Herrn Stinknich“, um 13.15 Uhr gibt’s hier eine offizielle Begrüßung und später werden unter dem Motto „Warmduscher“ Wärmetauscher für die heimische Dusche vorgestellt.

Ab 14.15 Uhr kann man sich auf dem Haniel-Campus über die Energieversorgung des Geländes informieren. Im Umweltlokal an der Harmoniestraße/Ecke Weinhagenstraße bekommen Besucher außerdem viele Infos und können an einem Gewinnspiel teilnehmen. Hier werden etwa Balkonkraftwerke verlost.