Duisburg. Seit seinem Erscheinen ist der Klinik-Atlas umstritten. Auch Duisburgs Kliniken haben gravierende Fehler festgestellt. Was sie jetzt fordern.

Seit einem Monat ist der Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums jetzt online, seit einem Monat hagelt es bundesweit Kritik. Einige Krankenhäuser fordern sogar, dass das Portal vollständig vom Netz genommen wird. Auch einige Duisburger Kliniken schließen sich der Kritik an. Welche Fehler sie im Klinik-Atlas entdeckt haben – und was sie jetzt fordern.

+++ Folgen Sie der WAZ Duisburg auch auf Instagram +++

Evangelisches Klinikum: Klinik-Atlas erfüllt seinen Zweck aktuell nicht

Besonders kritisch sind die Stimmen aus dem Klinikverbund Evangelisches Klinikum Niederrhein (EVKLN). Bei den drei Duisburger Standorten (Herzzentrum, Bethesda, Ev. Krankenhaus Duisburg-Nord) seien Behandlungszahlen fehlerhaft, Angebote und Zertifikate nur lückenhaft angegeben. Das genaue Ausmaß sei noch unklar.

Nach aktuellem Stand beziehen sich die fehlerhaften Angaben aber vorrangig auf die Allgemein- und Viszeralchirurgie im Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord sowie auf die Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Bethesda. Hier hätten die jeweiligen Chefärzte „gravierende Differenzen“ festgestellt.

Mehr zum Thema Gesundheit

Das Fazit des Verbunds: Der Atlas soll für mehr Transparenz sorgen und Patienten zuverlässige Informationen liefern. Diesen Zweck erfülle er aber leider „nicht vollständig“. Das Ev. Klinikum fordert daher „unverzügliche Nachbesserungen“. Erste Fehler habe es bereits an die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen weitergegeben.

Evang. Krankenhaus Duisburg-Nord, Röttgersbach, Duisburg, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Auch das Evangelische Klinikum Duisburg-Nord ist von falschen Angaben im Klinik-Atlas betroffen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Auch die Sana Kliniken Duisburg haben eine „Vielzahl fehlerhafter Angaben“ entdeckt. Davon betroffen sind Informationen zum Pflegepersonal und zu Fallzahlen, außerdem fehlen Fachabteilungen, berichtet eine Sprecherin. Der Schaden sei groß, „eigentlich irreparabel“, Patienten und Mitarbeitende seien sehr verunsichert.

Klinik-Atlas: Fehlende Angaben sind nicht das einzige Problem

Aber nicht nur darin liege das Problem: „Die Suchfunktion sehen wir als sehr komplex an und nicht leicht verständlich.“ Nutzer müssen ihre genaue Diagnose kennen, um die „vermeintlich geeignete Klinik zu finden“. Die Sana Kliniken schließen sich somit der Deutschen Krankenhausgesellschaft an: „Es stellt sich also die Frage nach dem Sinn eines weiteren und diesmal steuerfinanzierten Verzeichnisses, das für die Patientinnen und Patienten keinerlei zusätzliche Information bietet.“ Bisher bedeute der Klinik-Atlas nur zusätzliche Bürokratie: Denn die falschen Informationen müssen jetzt mühsam korrigiert werden.

Auch interessant

Andere Kliniken halten sich mit solchen Aussagen bisher zurück. Die Duisburger Helios-Kliniken „beobachten und prüfen“ den Atlas intensiv, für eine Bewertung der Ergebnisse sei es noch zu früh. Sie weisen aber darauf hin, dass „teilweise fehlerhafte Angaben“ auftreten können. Auch das BG Klinikum teilt mit, dass die Daten noch auf ihre Richtigkeit hin geprüft und daher aktuell keine konkreten Aussagen getroffen werden können.

Die Wahrscheinlichkeit, dass auch hier wichtige Angaben fehlen oder schlicht falsch sind, ist aber hoch. Das legt auch die Stellungnahme des Sana Klinikums nahe: „Nahezu alle Kliniken in Deutschland sind derzeit mit den fehlerhaften Daten im Klinik-Atlas konfrontiert.“