Duisburg. Immer häufiger bekommen junge Menschen Krebs. Warum, ist unklar. Eine Duisburger Ärztin erklärt, womit Risiken rechtzeitig erkannt werden können.
Immer häufiger erkranken junge Menschen an Krebs. „Jung“ bedeutet in diesem Fall: bevor sie das 50. Lebensjahr erreicht haben. Die meist plötzliche Diagnose trifft sie in einer Phase, in der sie mitten im Leben stehen, vielleicht gerade eine Familie gegründet haben. Ein aktuelles und sehr prominentes Beispiel: Prinzessin Kate Middleton.
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Woran es liegt, dass jüngere Menschen immer häufiger betroffen sind, ist nicht ganz klar, aber eine Kombination aus Lebensstil und genetischen Faktoren spielt in jedem Fall eine Rolle. „Es kann jeden treffen“, erklärt Prof. Dr. Gabriele Möslein, Leiterin des Zentrums für hereditäre – also erbliche – Tumore am Bethesda Krankenhaus in Hochfeld bei einer Patientenveranstaltung. Aber es gibt eine Möglichkeit zur Prävention – abseits von den üblichen Maßnahmen wie gesunder Ernährung und Sport.
Was ist eine erblich bedingte Krebserkrankung?
Diese Möglichkeit lautet: Gentest. Denn mindestens zehn Prozent der Krebsfälle sind erblich bedingt. Konkret bedeutet das, so Möslein: Das veränderte Gen, das für eine Krebserkrankung verantwortlich ist, wurde von einem Elternteil weitergegeben – und der hatte es wiederum von einem seiner Elternteile. „Jede Zelle im Körper hat dieses veränderte Gen“, sagt die Professorin. Tückisch: Ein solches Gen kann nur eine, aber in einigen Fällen auch gleich mehrere verschiedene Krebsarten auslösen. Die häufigsten erblich bedingten Krebserkrankungen sind allerdings Brust- und Dickdarmkrebs.
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Menschen, die früh an Krebs erkranken oder solche, die aufgrund von häufigen Erkrankungen in der Familie ein hohes Risiko für sich selbst fürchten, können sich im Zentrum für hereditäre Tumore zunächst beraten lassen. Erhärtet sich der Verdacht auf erblichen Krebs, bietet das Zentrum Betroffenen einen genetischen Test an. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten, es sei denn, es besteht kein begründeter Verdacht.
Wie kann man erbliche Risiken erkennen und Krebs vorbeugen?
Das Ganze funktioniert, vereinfacht gesagt, so: Ärzte untersuchen das Erbgut auf Veränderungen, die auf ein erhöhtes Krebsrisiko hindeuten. Ist ein verändertes Gen vorhanden, können Ärzte Verwandte von Betroffenen auf das gleiche Gen untersuchen. Wird es auch hier entdeckt, haben Ärzte die Möglichkeit, das Krebsrisiko für die betroffene Person einzuschätzen und präventiv zu handeln. Im besten Fall bricht die Krankheit dann gar nicht erst aus.
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Ein bekanntes Beispiel für Prävention durch Gentest ist Schauspielerin Angelina Jolie: Da bei ihr ein 87-prozentiges, erblich bedingtes Risiko für Brustkrebs erkannt wurde, ließ sie eine beidseitige Mastektomie durchführen, um das Risiko zu minimieren. „Wo nichts ist, kann auch kein Krebs entstehen“, sagt Prof. Dr. Möslein. Eine vorbeugende OP wird aber eher selten in Betracht gezogen.
Ärztin: Krebs-Anzeichen auch im jungen Alter ernst nehmen
Was der Vortrag von Prof. Dr. Möslein verdeutlicht: Die Krankheitsgeschichte der eigenen Familie zu kennen, kann das eigene Leben retten. Und das gilt für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, denn eine Umfrage während der Veranstaltung zeigt: Sieben von acht Menschen haben mindestens ein Familienmitglied mit einer Krebserkrankung. Das entspreche auch etwa dem Durchschnitt, sagt Prof. Dr. Möslein. Und niedriger wird die Zahl wahrscheinlich nicht mehr.
Was die Ärztin zum Abschluss rät: „Bei Auffälligkeiten sollten Sie nicht denken ‚Das ist kein Krebs, ich bin ja noch jung‘. Das ist einfach falsch.“ Auch, wenn man die Diagnose fürchtet: „Alles ist besser, als den Krebs abzuwarten.“ Und was man auch nicht vergessen sollte: Ein verändertes Gen kann auch zuerst bei einem selbst auftreten.