Duisburg. Die klassische Caramba-Sprühdose kennt fast jeder. Das Duisburger Unternehmen gilt als „Marke des Jahrhunderts“. Was hinter der Kultfirma steckt.

Über Jahrzehnte hatte die Caramba-Sprühdose einen Stammplatz in fast jedem Werkzeugkasten der Republik. Obwohl der Hersteller des fast legendären Multi-Öls zu den 100 deutschen „Marken des Jahrhunderts“ zählt, ist der Bekanntheitsgrad gerade bei der jüngeren Kundschaft ausbaufähig. Das geht das Unternehmen aus Wanheimerort nun an. „Wir stehen vor einem Relaunch der Marke“, sagt Reiner Eckhardt, seit drei Jahren CEO der Caramba-Gruppe.

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Eine historische Dose mit dem roten, ellipsenförmigen Logo und dem weißen Schriftzug zeigt er beim Rundgang mit OB Sören Link, der das Traditionsunternehmen in der Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ besucht. „Menschen über 40 haben noch einen Bezug dazu“, sagt der Vorstand, „wir haben in den vergangenen 15 Jahren zu wenig für das Marketing gemacht.“

Caramba: Kultmarke aus Duisburg erzielt 35 Millionen Euro Umsatz

Caramba habe auf die Großkunden gesetzt, erklärt Eckhardt. Auf die großen Autohersteller, auf Waschanlagen und Werkstätten, die Spezialprodukte wie Bremsen-, Scheibenreiniger, Rostlöser und Kriechöle nicht in 50-ml-Sprühflaschen, sondern in 200-Liter-Fässern oder gleich in 1000-Liter-Plastiktanks (IBC) abnehmen. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2022/23 erzielte das Unternehmen damit über 35 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Im sogenannten „Consumer“-Segment haben aber Konkurrenten wie der US-Hersteller WD-40 mit seinem gleichnamigen Schmier- und Reinigungsspray Caramba den Rang abgelaufen. Das wollen die Duisburger nun ändern. Es gelte, das „Restpotenzial der Marke zu nutzen“, sagt Marketing-Leiter Philipp Knorr. „Unser Vorteil ist, dass wir die Qualität immer hochgehalten haben. Die Profis wissen schließlich, was funktioniert.“

Zurück zu alter Stärke: Neue Produkte für den Endverbraucher sollen die Marke Caramba wieder bekannter machen. OB Sören Link und DBI-Chef Rasmus C. Beck ließen sich die Strategie von Caramba-CEO Reiner Eckhardt (r.) erläutern.
Zurück zu alter Stärke: Neue Produkte für den Endverbraucher sollen die Marke Caramba wieder bekannter machen. OB Sören Link und DBI-Chef Rasmus C. Beck ließen sich die Strategie von Caramba-CEO Reiner Eckhardt (r.) erläutern. © DBI | Unbekannt

Auto-Sofortglanz, Scheibenreiniger und mehr: Caramba bringt neue Produkte heraus

Knorr arbeitet an der neuen „Consumer-Line“, die vor der Markteinführung steht. „Kraftvoll, modern und einzigartig“ soll der Slogan für Schock-Röstlöser, Auto-Sofortglanz, Scheibenreiniger und Kettenspray sein. Und natürlich das bewährte Multi-Öl, das als „Super-Plus-Premium“-Version aufersteht. Seit Ende der 1940er Jahre wird es in Duisburg produziert. „Wir konzentrieren uns auf die beiden Bereiche Haus-Technik-Garten und Auto-Zweirad“, erklärt Knorr.

In der Aerosol-Anlage rattern bereits die Abfüllmaschinen für die neuen Produkte. Dort werden die Wirkstoffe mit den Treibgasen Propan und Butan im Dreischichtbetrieb in 30.000 Sprühflaschen pro Tag abgefüllt und verpackt. Hier herrschen strengste Sicherheitsvorkehrungen zum Explosionsschutz, Caramba ist ein sogenannter „Störfallbetrieb“. Weil mit leicht entzündlichen Materialien hantiert wird, müssen selbst Kameras und Handys draußen bleiben.

Caramba: Über 100-jährige Firmengeschichte in Duisburg

Meterhoch stapeln sich die Gebinde in der vor vier Jahren gebauten Packmittel-Halle. Sie ist das jüngste Gebäude auf dem langgetreckten Firmengelände zwischen Wanheimer Straße und Rheinufer, die Immobilien spiegeln die über 100-jährige Firmengeschichte, die auf die Chemische Fabrik Lindenhof C. Weyl & Co. zurückgeht.

100 Mitarbeiter (davon 40 in der Verwaltung) beschäftigt Caramba in Duisburg, seinem Hauptstandort, weitere Niederlassungen gibt es in Bremen und Bad Kreuznach. Zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zählt die Entwicklungsabteilung, die Dr. Holger Evers seit vier Jahren leitet. Wer glaubt, dass es etwa beim Scheibenreiniger nichts mehr zu verbessern gäbe, den belehrt ein Besuch in den Laboren eines Besseren.

Versierte Tüftler: Entwicklungsleiter Dr. Holger Evers bastelt mit seinem zehnköpfigen Team in den Caramba-Laboren an den Produkten der nächsten Generation.
Versierte Tüftler: Entwicklungsleiter Dr. Holger Evers bastelt mit seinem zehnköpfigen Team in den Caramba-Laboren an den Produkten der nächsten Generation. © DBI | Unbekannt

Neue Caramba-Produkte sollen biologisch abbaubar sein

Der Chemiker bastelt mit seinem Team an den Produkten der Zukunft. „Wir machen Oberflächen schneller, schöner, weiter“, beschreibt er den Auftrag für die Suche nach neuen Rezepturen. Nachhaltigkeit sei das Megathema der Branche, berichtet Evers. Neue Produkte sollen, wenn sie schon in die Umwelt gelangen, biologisch abbaubar sein. „Auch die Frage, ob Äthanol noch aus Brasilien kommen soll“, beschäftigt die Entwickler.

„An den Produkten von übermorgen zu tüfteln, das ist unsere Stärke“, sagt CEO Reiner Eckhardt über Caramba. Seit gut 15 Jahren gehört das Unternehmen nach mehreren Eigner-Wechseln (Rütgers bis 1993, Veba bis 2001, Wigo Chemie bis 2007) zur Berner S.E. Der Kölner Chemiehändler, führender Anbieter in der Auto- und Bau-Chemie mit rund 9000 Mitarbeitern, stelle seine Vertriebskraft zur Verfügung, erläutert Eckhardt. „Wir sind das Chemie-Herz der Berner-Gruppe und fühlen uns in dieser Konstellation sehr wohl.“

>> GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG IN DUISBURG

  • Ins öffentliche Bewusstsein rückte der Chemie-Spezialist in der Corona-Pandemie. Caramba stellte seine Produktion um, spendete tausende Liter Desinfektionsmittel an soziale Einrichtungen und Vereine.
  • Für die Stadtgesellschaft engagiert sich Caramba bereits seit vielen Jahren. Das Unternehmen gehört zu den großen Sponsoren von Immersatt e. V., dem Netzwerk gegen Kinderarmut, und unterstützt die Hilfsaktionen des Duisburger Lions Clubs.