Duisburg. Beim ersten „Urban Zero“-Festival in Duisburg-Ruhrort gab es an zahlreichen Ständen konkrete Informationen. Einige Fragen bleiben aber offen.
„Bist du bereit für Urban Zero?“ Das war die Kernfrage, die die Organisatoren des ersten „Urban Zero“-Festivals in Duisburg-Ruhrort den Besuchern stellten. In Diskussionsrunden und an zahlreichen Ständen, etwa des Hafens, der Stadt oder den Wirtschaftsbetrieben, bekamen die Gäste konkrete Informationen, was es genau bedeutet, dass der Hafenstadtteil bis 2029 umweltneutral werden soll. Die Teilnehmer konnten eigene Vorschläge einbringen, was sie sich für ihr Quartier wünschen. Bei einigen blieben dennoch Zweifel, ob „Urban Zero“ die vordringlichsten Probleme von Ruhrort lösen wird.
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Die Schüler der Aletta-Haniel-Gesamtschule haben sich in den vergangenen Monaten mit Upcycling beschäftigt und aus alten Klopapier-Rollen beispielsweise Papptiere gebastelt. Auch Insektenhotels stellten sie her und sammelten E-Schrott. Für Lehrerin Alina Böhme und ihren Mann war das Projekt Urban Zero fast ein Argument, nach Ruhrort zu ziehen, schließlich sollen für die energetische Sanierung von Gebäuden Fördergelder fließen. Doch dann gab der Wohnungsmarkt in Ruhrort für die junge Familie nichts Passendes her und sie siedelten sich in der Altstadt an.
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AfD-Ratsherr Alan Imamura, vor Ort als Mieter aus Ruhrort, hakte nach, wie sich die Sanierungen wohl auf die Mieten auswirken werden. Rechne man die Investitionen hoch, müssten wohl mindestens zwei Euro pro Quadratmeter aufgeschlagen werden. Das könne sich nicht jeder leisten. Carsten Breier vom Institut „Fraunhofer Umsicht“ glaubt jedoch, dass eine höhere Miete die Einsparungen bei den Nebenkosten aufwiegen kann. Man habe drei Quartiere ausgesucht, anhand derer man neue Lösungen ausprobieren wolle. Dazu gehöre sowohl der Haniel-Campus, aber auch das Kirchenquartier und eine Gebag-Siedlung.
„Ich höre immer von Fördergeldern. Bei uns ist noch nichts angekommen“, erklären Susanne und Jutta Nagels vom Mercator Verlag. Als sie ihren Buchladen auf der Bergiusstraße eingerichtet haben, trugen sie ihrerseits zum Energiesparen bei, indem die Neonröhren durch LED-Lampen ausgetauscht wurden. Auch die alten Möbel arbeiteten sie auf. Ob „Urban Zero“ dem Stadtteil hilft? Wichtiger finden sie die Initiativen der Ruhrorter selbst, die den Leerstand füllen und an ihren Kiez glauben. So wie Mascha Dähne, die an diesem Wochenende ein Atelier für Wolle an der Karlstraße eröffnet hat.
Mehr Leihräder für Ruhrort gewünscht
Zum Thema Mobilität regen die Ruhrorter an, die Firmenparkhäuser, etwa von Haniel, zu öffnen und so zusätzlichen Parkraum zu schaffen. Auch mehr Leihräder sollen aus Sicht der Bürger helfen, die Verkehrswende zu schaffen. Fürs Erste tragen Mick Haering und einige andere Rikscha-Fahrer dazu bei, indem sie die Festival-Besucher zwischen Haniel-Campus, Neumarkt, Maximiliansplatz und neu eröffnetem Umweltlokal hin und her kutschieren.
Nach der Veranstaltung ziehen die Organisatoren eine positive Bilanz. Rund 2300 haben sie im Laufe des Tages gezählt. Peter Weidig von Haniel erklärt: „Das erste Urban Zero Festival war ein voller Erfolg und ein gelungener Start in die gemeinsame umweltneutrale Zukunft von Ruhrort. Die Initiative kann nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erfolgreich sein.“
Bis zur nächsten Veranstaltung können sich die Bürger immer mittwochs und freitags im Umwelt-Lokal an der Weinhagenstraße 23 informieren. Geöffnet ist Mittwoch von 15.30 bis 18.30 Uhr sowie freitags von 14 bis 18 Uhr.